Berlinale Bloggers 2019
Filmen, um zu überleben
Die britische Schauspielerin Charlotte Rampling, Preisträgerin des diesjährigen Goldenen Ehrenbären, lässt ihr Leben als Schauspielerin Revue passieren.
Von Joseph Walsh
Charlotte Rampling hat bereits mit 17 Jahren mit dem Schauspielen angefangen. Schon nach wenigen Unterrichtsstunden am Royal Court eroberte sie mit Georgy Girl, Silvio Narizzanos Erfolgsfilm die Leinwände. 53 Jahre und 130 Filme später erhält sie nun bei der 69. Berlinale den Goldenen Ehrenbären. Die Mimin verbindet mit der Stadt Berlin eine lange Geschichte, die sogar über ihre Geburt hinaus reicht: Ihr Vater Godfrey Rampling gewann 1932 eine Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Berlin, und Rampling ist regelmäßiger Gast der Berlinale, wo sie 2015 für ihre Rolle in Andrew Haighs 45 Years den Silbernen Bären gewann.
Die Liste mit Regisseuren, mit denen Rampling gearbeitet hat, ist beeindruckend: Sie hat über die Jahre bereits in Werken von Woody Allen, Lars von Trier, Francois Ozon, Alan Parker, John Boorman, Luchin Visconti, Nagisa Ôshima und vielen andren mitgewirkt. Charlotte Rampling ist aber nicht nur nach Berlin gekommen, um ihren Goldenen Bären abzuholen. Sie hat auch gemeinsam mit dem Filmhistoriker Simon Peter Cowie an einer öffentlichen Diskussion im Rahmen der Berlinale Talents teilgenommen, die eine Woche lang verschiedene Veranstaltungen angeboten hat und in diesem Jahr unter dem Motto „Fehler“ stand.
Nicht spielen, sondern sein
Rampling selbst hat in ihrer langen Karriere nicht viele Fehler vorzuweisen. Selbst wenn sie in einem fragwürdigen Film mitspielte, hat sie gewohnte Qualität abgeliefert. Über den Umgang mit Fehlern sagt sie „Man wird schlauer und lernt, wie man sich lohnende Rollen in Filmen aussucht, die auf den ersten Blick gar nicht so toll scheinen. Man sucht einfach nach dem gewissen Etwas, das einem das Gefühl vermittelt, sich hier nicht unter Wert zu verkaufen.“ Was ihren schauspielerischen Ansatz angeht, so ist es Charlotte Rampling wichtig, die Rolle regelrecht zu „leben“, also jemanden nicht nur zu spielen, sondern auch diese Person zu „sein“. „Nur einmal habe ich jemanden gespielt, der auch hätte ich selbst sein können. Also muss ich stets sehr viel Einfühlungsvermögen an den Tag legen.“ Ihr geht es darum, dass Regisseure sie bewusst aussuchen und ihre Darstellung wirklich zu schätzen wissen. „Es geht um diesen Moment, wo du wirklich jemand sein kannst. Davor braucht man überhaupt keine Angst zu haben“, erklärt sie, „man muss einfach nur sein“.
Dabei hat sie sich nie für irgendwelche Filmrollen beworben. Stattdessen war sie, wie sie es ausdrückt, einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Was nicht heißt, dass die Arbeit ihr keinen Spaß macht. Trotz aller Höhen und Tiefen, Ängste und Widersprüche liebt sie ihr Handwerk immer noch. Für Rampling ist ihre Vergangenheit mehr als nur eine Karriere: „Filme machen ist für mich eine Lebenseinstellung, um nicht zu sagen eine Art des Überlebens.“