Goethe-Kino (Kinovorführung)
Im Juni dieses Jahres wurde Ulrike Ottinger 80 Jahre als. Um dies zu feiern sowie anlässlich der Übergabe eines ihr gewidmeten neuen Buches in englischer Sprache an den Verlag (Berghan)* im September dieses Jahres zeigen wir zwei ihrer Filme. In unserem Kino präsentieren wir ihre von der New Wave beeinflusste Berlin-Odyssee
Bildnis einer Trinkerin von 1979. Für ein Publikum über London hinaus können wir ihren autobiografischen Essayfilm
Paris Caligramme (2020) jetzt auf unserer Streaming-Plattform Goethe on Demand zeigen.
Für unsere Kinovorführung haben wir uns für den visuell beindruckenden Film
Bildnis einer Trinkerin entschieden, nachdem wir die anderen Teile von Ottingers sogenannter Berlin-Trilogie,
Dorian Gray im Spiegel der Boulevardpresse (1981) und
Freak Orlando (1984), in der Vergangenheit gezeigt oder unterstützt haben. Aber wir zeigen Bildnis einer Trinkerin nicht nur der Vollständigkeit halber. Der Film soll uns auch daran erinnern, dass neben Paris und all den Orten der Welt, die Ottinger für ihre Dokumentarfilme besucht hat, auch das insulare Westberlin in den 70er und 80er Jahren mit seiner anarchischen Kultur ein wichtiger Ort in Ottingers Leben und Schaffen gewesen ist. Auch ermöglicht Bildnis…..ein Wiedersehen mit einigen der Personen, mit denen Ottinger regelmäßig zusammengearbeitet hat, nicht zuletzt Tabea Blumenstein, die die spektakulär gekleidete Protagonistin dieses Films spielt.
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Mit einer Einführung von Professor Angela McRobbie.
Anstatt einer Synopse, hier ein Auszug vom Auftakt des Films: „Sie löste ein Ticket aller jamais retour Berlin Tegel. Sie wollte ihre Vergangenheit vergessen, vielmehr verlassen, wie ein abbruchreifes Haus. Sie wollte sich mit allen ihren Kräften auf eine Sache konzentrieren, ihre Sache; endlich ihre Bestimmung zu leben war ihr alleiniger Wunsch.
Anhand eines Werbeprospektes, der ihr als Bordlektüre von einer freundlichen Stewardess überreicht worden war, beschloss sie, eine Art Trinkplan aufzustellen. Die ausführliche Beschreibung einer Sightseeing-Tour diente ihr zur Orientierung und bot umfassende Hilfe. Berlin, eine Stadt, in der sie völlig fremd war, schien ihr der rechte Ort, ungestört ihre Passion zu leben. Ihre Passion war zu trinken, leben um zu trinken, trinkend leben, das Leben einer Trinkerin. Jetzt war also der Zeitpunkt gekommen, alles zu verwirklichen.“
BRD 1979, DCP (35mm), Farbe, 107 Min. Mit englischen Untertiteln.
Regie Ulrike Ottinger. Mit Tabea Blumenschein, Lutze, Magdalena Montezuma, Orpha Termin, Monika von Cube, Nina Hagen, et al.
Angela McRobbie ist Fellow of the British Academy und emeritierte Professorin an der Goldsmiths University of London. McRobbie ist Herausgeberin und Autorin von Ulrike Ottinger: Film, Art and the Ethnographic Imagination, das 2023 bei Berghahn erscheinen wird. Ihre neuesten Bücher in Soziologie und feministischen Kulturwissenschaften sind Fashion as Creative Economy (mit Dan Strutt und Carolina Bandinelli (Polity, November 2022)), Feminism and the Politics of Resilience (Polity 2020) und Be Creative (Polity 2016). Sie lebt in London und Berlin.
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Ulrike Ottinger: Film, Art and the Ethnographic Imagination, hg. von Angela McRobbie, Berghahn September 2023.
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