Filmvorführung Johannes Maria Schmit: Neubau

Ein Mann blickt auf eine Gruppe Badender © Smina Bluth | Schuldenberg Films

Mi, 31.05.2023

19:00 Uhr

Goethe-Kino (Kinovorführung)

"Wie will ich mit anderen sein?" ist die zentrale Frage in diesem queeren Heimatfilm und für dessen Hauptfigur, die sich nicht so sehr zwischen ostdeutscher Provinz und Berlin, sondern zwischen Fürsorge und einem Neuanfang in der urbanen Community seiner Träume entscheiden muss.

Sommer in der Brandenburger Provinz. Markus ist hin- und hergerissen zwischen der Liebe zu seinen pflegebedürftigen Omas und der Sehnsucht nach einem anderen Leben in Berlin. In Tagträumen erscheint ihm immer häufiger eine Schar schillernder Dämonen als Vorboten einer queeren urbanen Wahlfamilie, die ihn aus seiner Einsamkeit befreit. Als er sich in Duc verliebt, der mit dem Leben auf dem Land zufrieden ist, wird alles noch komplizierter. Denn eigentlich stehen in Markus' Neubauwohnung schon die gepackten Kisten für den Umzug in die große Stadt.

Wo möchte ich leben - und wie? Mit diesen existentiellen Fragen beschäftigen sich Drehbuchautor und Hauptdarsteller Tucké Royale und Regisseur Johannes M. Schmit in ihrem Debütfilm aus der Sicht eines jungen queeren Mannes in der Uckermark. Und sie beantworten sie mit einem dezidiert nicht-normativen Lebensentwurf, in dem die Befreiung aus konservativen Vorstellungen von Sexualität und Geschlechterzugehörigkeit ebenso eine Rolle spielen wie Verantwortung und gegenseitige Fürsorge. Ihr queerer Heimatfilm entstand fernab der großen Metropolen als unabhängige Produktion in einem Künstler*innen-Kollektiv, dem es um ambivalente (Gegen-)Erzählungen und eine "Neue Selbstverständlichkeit" geht. Im Januar 2020 feierte Neubau seine Uraufführung im Spielfilm-Wettbewerb des Filmfestivals Max Ophüls Preis. Dort erhielt Tucké Royale für sein Buch und Schauspiel den Preis für den gesellschaftlich relevanten Film und zudem wurde Neubau als Bester Spielfilm ausgezeichnet. In der Begründung der Jury heißt es: "Es gibt Filme, die sind leise, aber sie wirken lange nach. Die weiten den Blick, einfach, indem sie einladen genau hinzuschauen."


Deutschland 2020, Farbe, 81 Min. Mit englischen Untertiteln.
Regie: Johannes Maria Schmit, Buch: Tucké Royale.  Mit Tucké Royale, Monika Zimmering, Jalda Rebling, Minh Duc Pham.


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Johannes Maria Schmit

Johannes Maria Schmit wurde 1981 in Trier geboren. Er studierte Regie an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Im Anschluß war Schmit als Hausregisseur am Centraltheater Leipzig engagiert. Seit 2011 arbeitet er frei im deutschsprachigen Raum sowie in Schweden. Dort gründete er mit dem Performancekünstler Iggy Malmborg das Duo White on White, das mit seinen Arbeiten international Aufmerksamkeit erfährt. Mit Beginn der Co-Intendanz Langhoff / Hillje (2013) waren Schmits Arbeiten auch regelmäßig am Gorki-Theater in Berlin zu sehen. Im Februar 2017 gewann er zusammen mit der dänischen Künstlerin Inga Gerner Nielsen den Leipziger Bewegungskunstpreis. In den letzten Jahren arbeitet er häufig mit  dem Autor Tucké Royale, mit dem er auch bei seinem ersten Spielfilm Neubau (2020) kooperierte, bei dem Royale das Drehbuch schrieb und die Hauptrolle spielte. Seit 2019 ist Schmit Doktorand an der Kunsthochschule Stockholm / Uniarts  und arbeitet an einer Dissertation mit dem Thema »Situating the director in a theatre of the future«.
(Quelle: ruakooperative.de, Wikipedia)
 

Tucké Royale

Der Autor und Performer Tucké Royale wurde 1984 in Quedlinburg geboren. Royale studierte von 2006 bis 2011 unterstützt durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Zeitgenössisches Puppenspiel. Nach einer Recherche zu Performance Art in New York absolvierte er mit seiner ersten Solo-Performance Tucké Royale sein Diplom. Die Performance wurde u.a. in St. Petersburg, Zagreb, Split, Hamburg, Dresden und Berlin aufgeführt und in Amsterdam für den Guest Award/ Best International Act nominiert. Seit 2012 ist Royale Bandmitglied bei Hans Unstern und Ghostwriter für den Lyrikband Hanky Panky Know How (Merve Verlag). Er ging mit The Great Hans Unstern Swindle auf Tour und war für die PR-Kampagne zuständig. Seine zweite Solo-Performance Ich beiße mir auf die Zunge und frühstücke den Belag, den meine Rabeneltern mir hinterließen entstand 2013 und war im Studio Я des Maxim Gorki Theaters zu sehen. Mit dem Performance-Kollektiv Talking Straight erarbeitete Royale die Produktionen Europe – Garden of Delights, Aussöhnen mit Deutschland II und das Talking Straight Festival, welches 2015 mit dem Autorenpreis der Berliner Festspiele ausgezeichnet wurde. Seit 2015 stellt Royale den Ersten Sprecher für durch ihn eingeleitete Inauguration des ZENTRALRATS DER ASOZIALEN IN DEUTSCHLAND (Kooperation Studio Я, Kampnagel) dar. Neben weiteren Theaterprojekten schrieb Royale das beim Max Ophüls-Festival ausgezeichneten Drehbuch für den von Johannes Maria Schmit inszenierten Spielfilm Neubau (2020), in dem er auch die Hauptrolle übernahm.

 

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