Wie reagiert man als Autorin auf rassistisch motivierte Gewalt? Esther Dischereit diskutiert mit dem Übersetzer Iain Galbraith darüber.
Esther Dischereits
"Klagelieder" und Opernlibretto
Flowers for Otello (ursprünglich 2014 veröffentlicht), das kürzlich von Iain Galbraith ins Englische übersetzt wurde, ist eine Reaktion auf die Serie rassistisch motivierter Morde in Deutschland, die zwischen 2000 und 2006 vom sogenannten “Nationalsozialistischen Untergrund” verübt wurden
.
Zu den Opfern gehörten acht türkeistämmige Bürger, ein Grieche und eine deutsche Polizistin. Erst 2011 erfuhr die Öffentlichkeit, dass die Polizei Hinweise auf die Täter, eine Neonazi-Gruppe aus Thüringen , ignoriert hatte und dass wichtige Akten, die möglicherweise Beweise enthielten, die staatliche Stellen belasteten, aus den Archiven der Bundespolizei und der Nachrichtendienste verschwunden waren.
Esther Dischereit, eine der herausragenden deutsch-jüdischen Stimmen der Nach-Holocaust-Generation, wird aus ihrem Buch lesen und mit Iain Galbraith über die Praxis, die Politik und die Grenzen von Übersetzung und Solidarität bei der Reaktion auf rassistisch motivierte Gewalt diskutieren. Der Abend beinhaltet eine Einführung in die Geschichte des Projekts “Flowers for Otello” und eine Performance der bekannten Berliner DJ İpek İpekçioğlu, die Dischereits Werk in Klang und Bewegung umsetzt.
Tickets: Registrieren Sie sich bitte über Eventbrite
Die Veranstaltung findet im Rahmen der Konferenz "Postmigrantische Rekonfigurationen: New Approaches to Contemporary German-language Jewish Cultural Production" statt und wird vom Institute for Languages, Cultures, Societies / Keith Spalding Trust,
und dem King's College London unterstützt.
Esther Dischereit
© Esther Dischereit
Esther Dischereit lebt in Berlin. Sie wurde in Heppenheim a.d.B. geboren.
In ihren Arbeiten thematisiert sie auf vielfältige Weise die Nachwirkungen des Nationalsozialismus und der Nachkriegsära in der Form von Traumata und anderen krisenhaften gesellschaftlichen Zuständen.
Sie ist als Schriftstellerin in Rundfunk und Theater präsent wie auch in anderen künstlerischen Medien. In den Jahren 2012 bis 2017 war sie Professorin für Sprachkunst an der Universität für Angewandte Kunst Wien. Sie war Fellow am Moses Mendelssohn-Zentrum für Europäisch-Jüdische Studien in Potsdam und DAAD Chair for Contemporary Poetics at New York University im Jahr 2019. In Österreich erhielt sie 2009 den renommierten Erich-Fried-Preis für ihr Gesamtwerk.
Zuletzt veröffentlichte Esther Dischereit ihren Gedichtband Sometimes a Single Leaf, eingeführt und übersetzt von Iain Galbraith, 2020. Ihr Prosa-Drama-Lyrik-Werk Blumen für Otello. Über die Verbrechen von Jena wurde 2022 in englischer Sprache veröffentlicht, als Hörspiel wurde das Stück für den ARD Medienpreis nominiert. 2021 war sie Herausgeberin des Bandes Hab keine Angst, erzähl alles. Das Attentat von Halle und die Stimmen der Überlebenden.
Iain Galbraith
© Iain Galbraith
Zu Iain Galbraiths jüngsten Arbeiten gehören der Gedichtband The True Height of the Ear (2018) sowie Übersetzungen ins Englische von Esther Kinskys River (2018), Reinhard Jirgls The Unfinished (2020), Esther Dischereits Sometimes a Single Leaf (2020) und Flowers for Otello (2022) und Ulrike Draesners This porous fabric (2022), sowie Übersetzungen ins Deutsche von Alice Oswalds 46 Minuten im Leben der Dämmerung (zusammen mit Melanie Walz, 2018) und John Burnsides Im Namen der Biene (2022). Er erhielt mehrere Preise, darunter den Popescu Prize for European Poetry Translation, den Stephen Spender Prize und den Schlegel-Tieck-Preis.
Zurück