Symposium
BOTANIC FICTIONS Symposium
On the Political Narratives of Plants
Pflanzen sind zwar schön anzusehen, gelten aber oft als passive Objekte. Pflanzen besitzen jedoch Handlungsmacht, sie sind Zeugen der Historizität und erzählen aktiv vom menschlichen Handeln und Geschehen – so gesehen können wir Pflanzen als Medium und nicht als Hintergrund politischer oder gesellschaftlicher Praktiken verstehen. Das Symposium „Botanic Fictions. On the Political Narratives of Plants“ versammelt drei Beispiele für politische Bedeutung, die durch botanische Metaphern oder Agenten erzählt werden. Die Schriftstellerin und Forscherin Chanelle Adams und die Künstlerinnen Natasa Biza und Sung Tieu sprechen über Pflanzenmedizin und kolonialistische französische Propaganda, über das Infragestellen institutioneller Macht und ein kryptokoloniales Athen sowie über die heimlichen und auf Blumen beruhenden politischen Strategien vietnamesischer Arbeitsmigranten nach der deutschen Wiedervereinigung.
Was können uns getrocknete Pflanzen über den Kolonialismus sagen? Ausgehend von den Pflanzensammlungen im Herbarium des Kolonialmuseums von Marseille untersucht diese Studie die Konservierung, Organisation und Präsentation von Pflanzen aus Madagaskar im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Ich betrachte Pflanzenheilkunde als Kulturgut und dokumentiere die Anhäufung und Bedeutungszuschreibung im Arzneibuch von Madagaskar, wie es in das französische Kolonialarchiv aufgenommen wurde. Die Behandlung von Heilpflanzen aus Madagaskar im Archiv spiegelt sich in ehrgeizigen Narrativen, die in der Sprache des wissenschaftlichen Fortschritts abgefasst sind. Die Pflanzen dienten als Arm der kolonialen Propaganda, um industrielles Interesse, enzyklopädische Autorität und internationalen wissenschaftlichen Einfluss zu gewinnen.
Chanelle Adams (BA Brown University, 2015; MA École des hautes études en sciences sociales, 2017) ist Wissenschaftlerin, Künstlerin, Übersetzerin und Essayistin. Ihr multidisziplinärer Ansatz kartiert Verbindungen (Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft) zwischen dem therapeutischen Pflanzenwissen Madagaskars und der französischen Kolonialwissenschaft. Adams wurde mit zwei Fulbright-Stipendien ausgezeichnet und hat kürzlich an einem Residenzprogramm des Visual Arts Network of South Africa teilgenommen.
chanelleadams.info
Natasa Biza studierte an der Athens School of Fine Arts und erwarb dort einen Master in Fines Arts. Sie ist eine Künstlerin, deren Arbeit oft um die Gebiete Archäologie, Geschichte und Anthropologie kreist und die die Methoden dieser wissenschaftlichen Gebiete wie Archivforschung und Interviews für ihre künstlerische Praxis nutzt. Ihre Arbeiten hinterfragen die Autorität und Deutungshoheit von Institutionen wie Archiven, Bibliotheken und Museen und deren jeweiligen Formen der Wissensproduktion. Natasa Biza lebt und arbeitet in Athen und Paros.
Die künstlerische Praxis von Sung Tieu umfasst Installationen, Performances und öffentliche Interventionen. Sung Tieu ist Teil mehrerer Kunstkollektive, darunter TROI OI, Asia Art Activism und East London Cable. Ihre nächsten institutionellen Einzelausstellungen finden im Haus der Kunst und im Museum Nottingham Contemporary statt (beide 2020), zu ihren kommenden Performances gehören Auftritte in der Tate Modern und in der David Roberts Foundation (beide 2019).
Das Symposium wird von der Kuratorin Anja Lückenkemper moderiert.
Details
Agricultural University of Athens - Multifunktionsraum
Iera Odos 75
118 55 Athen
Sprache: Englisch / Griechisch mit Simultanübersetzung in beide Sprachen
Preis: Eintritt frei
+30 210 3661 044
prog@athen.goethe.org
Diese Veranstaltung ist Teil der Veranstaltungsreihe Botanic Fictions.