In seiner vielbeachteten Arbeit „Faustpfand, Treuhand und die unsichtbare Hand“ thematisiert der Berliner Künstler Andreas Siekmann die Marktmechanismen und politischen Prozesse, die der wirtschaftlichen Umstrukturierung Ostdeutschlands nach der deutschen Wiedervereinigung zugrunde lagen, und eröffnet damit eine neue, ungewöhnliche Perspektive auf die Debatte um öffentliches Eigentum.
In einer Serie von 20 Druckgraphiken in der Ästhetik des politischen Konstruktivismus der 1920er Jahre beschreibt Andreas Siekmann den Prozess der Umwandlung der volkseigenen Betriebe der DDR zu privaten Kapitalgesellschaften im wiedervereinigten Deutschland. Als Koordinierungsstelle für diesen gewaltigen Privatisierungsprozess – in Summe 13.500 ostdeutsche Betriebe innerhalb von dreieinhalb Jahren privatisiert oder abgewickelt – wurde die sog. Treuhandanstalt gegründet. Die Verwandlung der volkseigenen Betriebe der ehemaligen DDR in Kapitalgesellschaften betrachtete man im Grunde als Faustpfand, als Bedingung dafür, dass die unsichtbare Hand der Marktwirtschaft ein erneutes Wirtschaftswunder erwirken würde.
Diese viel beachtete Arbeit Siekmanns aus dem Jahr 2005 wurde für das Goethe-Institut Athen adaptiert und ins Griechische übertragen. Andreas Siekmann gelingt es mit dieser Arbeit, politische Entscheidungsprozesse und ökonomische Machtstrukturen mit künstlerischen Mitteln auszudrücken und die richtigen Fragen offenzulegen. Nicht nur wird damit ein wesentlicher Teil jüngster deutscher Geschichte betrachtet sondern insbesondere die Diskussion um öffentliches Eigentum aus einer auch für Griechenland gerade hochdiskutierten Perspektive eröffnet.