Filmvorführungen
Episode 2: Geschichte und Archiv
Deutsch-Griechische Filmdialoge über die Vergangenheit und die Zukunft
HISTORY PROJECTED
Geschichte, aber als Projektion
Filmvorführungen in Zusammenarbeit mit Ethnofest
Im Laufe des Jahres 2024 stellen wir eine Reihe von griechischen und deutschen Kurz- und Langfilmen vor. Und präsentieren so ein breites Spektrum von Dialekten und Dialektiken, unterschiedlichsten Zugriffen auf die gemeinsame Geschichte, Mikroerzählungen und ein so schräges wie polyphones Stimmengewirr, außerdem Studien zur Mythologie und Rollenspiele mit den Masken der nationalen Identität. Es entstehen Puzzles aus Fragmenten, die im Archiv geborgen wurden, während die Distanz zu den historischen Quellen durch entweder laute oder unsichtbare künstlerische Gesten überbrückt wird. So eröffnen sich überraschende und grenzüberschreitende Lesarten des Gesehenen. Das Vergangene wird in die Gegenwart geholt und auf die Zukunft projiziert. Es ist die Sprache des Kinos, die die Geschichte zur Sensation, einem Instinkt und zur kollektiven Erfahrung macht.
EPISODE 2
15.05.2024 Episode 2: Geschichte und Archiv
100 Stunden im Mai, Demos Theos & Fotos Lamprinos, 1963, 28΄
Une Jeunesse Allemande – Eine deutsche Jugend, Jean-Gabriel Périot, 2015, 93΄
Der Begriff des Archivs lässt sich als ein Synonym für den Aufbewahrungsort “offizieller” Geschichte verstehen, als das Vermögen, Erinnerung zu bezeugen und Wissen wach zu halten sowie als ein Instrument all dies auch institutionell zu organisieren. Die Sprache audiovisueller Artefakte jedoch kann neue elliptische Gebilde einer fragmentierten Poetik hervorbringen und mit dem Mythos aufräumen, dass die menschliche Erfahrung in ein einziges Behältnis passt. Dies sind zwei Filme über die so vielstimmige wie unverzichtbare Gegenwart jeder archivarischen Konstruktion.
18:30
100 Stunden im Mai
100 Hours in May, Demos Theos & Fotos Lamprinos, 1963
19:15
Une Jeunesse Allemande – Eine deutsche Jugend
Une Jeunesse Allemande – Eine deutsche Jugend [A German Youth], Jean-Gabriel Périot ©Local Films_Alina Film_Blinker Filmproduktion
Dimos Theos (1935-2018) wurde in Agrafa, Griechenland, geboren. Er ist einer der bedeutendsten Filmemacher des griechischen Kinos nach der Wende. Ursprünglich arbeitete er als Regieassistent vieler Filme und führte später auch Regie für die Bühne. Bereits in den späten fünfziger Jahren inszenierte er Theaterstücke von Beckett und Ionesco. Sein Film Kierion wurde 1968 mit offizieller Genehmigung des griechischen Staates auf den Filmfestspielen von Venedig gezeigt, wo er eine besondere Erwähnung erhielt, während er in Griechenland sieben Jahre lang verboten blieb. 1974 wurde der Film auf dem Filmfestival von Thessaloniki zum ersten Mal in Griechenland gezeigt und gewann den ersten Preis für den besten Film und den Preis für die beste Regie für einen Debütregisseur. Dimos Theos hat Dokumentarfilme für das Fernsehen gedreht und zahlreiche theoretische Texte über Kunst und Kino verfasst. Seine Filmografie umfasst vier Spielfilme: Kierion (1968), Proceedings (1976), Captain Meitanos (1987) und Eleatis Xenos (1996).
Fotos Lamprinos studierte studierte Filmwissenschaften in Moskau (1965–1970). Von 1970 bis 1973 durchsuchte er staatliche und private Filmarchive in Europa und den USA nach Filmmaterial über Griechenland aus dem Zeitrauj der Jahre 1911 bis 1971. 1973 arbeitete er zusammen mit Theo Angelopoulos am Drehbuch für den FilmThe Company. Von 1975 bis 1997 führte er bei mehr als 50 Dokumentarfilmen für ERT Regie. Sein Dokumentarspielfilm Aris Velouchiotis – Das Dilemma (1981) handelt vom Widerstand während der deutschen Besatzung, während Doxombus (1987) im gleichnamigen Dorf in der byzantinischen Provinz des 14. Jahrhunderts und inmitten des damaligen Bürgerkriegs spielt. Lamprinos’ Filme wurden in Griechenland und im Ausland mit Preisen ausgezeichnet. Der Regisseur schuf das erste frei zugängliche und vom Außenministerium betriebene Archiv für Wochenschauen (1997–2000) und unterrichtete von 1993 bis 2003 den Kurs “Die Beziehung zwischen Geschichte und Film” an verschiedenen griechischen Universitäten.
Jean-Gabriel Périot wurde 1974 in Frankreich geboren und drehte zahlreiche Kurzfilme an der Schnittstelle zwischen Dokumentar-, Experimental- und Spielfilm. Er hat seinen eigenen Schnittstil entwickelt, in dem er Gewalt und Geschichte hinterfragt und sich dabei auf Film- und Fotoarchivmaterial stützt. Seine Filme, darunter Dies Irae, Even If She Had Been a Criminal..., 200.000 Phantoms und The Devil wurden auf zahlreichen Festivals in aller Welt ausgezeichnet. Sein erster Spielfilm, Eine deutsche Jugend, eröffnete die Panorama-Sektion der Berlinale 2015, bevor er in die deutschen, schweizerischen und französischen Kinos kam und mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde. Summer Lights, sein erster abendfüllender Spielfilm, wurde auf dem San Sebastian Film Festival uraufgeführt. Er kam im Sommer 2017 in Frankreich in die Kinos. Our Defeats, ein abendfüllender Dokumentarfilm, wurde im Forum der Berlinale 2019 vorgestellt. Périots neuester Spielfilm, Returning to Reims, ein Dokumentarfilm nach dem Buch von Didier Eribon und mit Adèle Haenel in der Hauptrolle, wurde bei der Directors’ Fortnight in Cannes vorgestellt und kam 2021 in die Kinos. Der Film wurde 2023 mit einem César für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet.
Details
Goethe-Institut Athen
Omirou 14-16
106 72 Athen
Sprache: Deutsch, englisch und griechisch
Preis: Eintritt frei
+30 210 366 1014
kultur.athen@goethe.de
Diese Veranstaltung ist Teil der Veranstaltungsreihe History Projected.
Saal