Ländliche Architektur
Jenseits des Kádár-Würfels
Auf den ersten Blick scheint Szentlászló ein durchschnittliches kleines Dorf zu sein; es kann sich nicht durch besichtigungswürdige Schlösser oder alte Kirchen hervortun. Nach einigen Tagen Aufenthalt als Besucher*in merkt man dennoch, wie viele einzigartige, bemerkenswerte Häuser in Szentlászló zu finden sind. Unter diesen haben wir unsere persönlichen Favoriten ausgewählt.
In zahlreichen Siedlungen Transdanubiens werden schwäbische Traditionen bewahrt. Die in charakteristischem Stil gebauten Häuser stehen auf länglichen Grundstücken und verfügen in vielen Fällen auch über ein Nebengebäude.
Schön renoviertes Bauernhaus, fast im Originalzustand wiederhergestellt. Irgendwann früher hat der Dorfschmied Ferenc Lamping mit seiner Familie darin gewohnt. Ein junges niederländisches Ehepaar mit zwei kleinen Töchtern sind die jetzigen Bewohner*innen, die auch das Scheunengebäude zum Wohnhaus umgebaut haben.
Der Laubengang des Hauses, wo gerade auch Hund Rambo für das Foto posiert.
Ein Würfelhaus, erbaut während der Kádár-Ära in den Sechzigerjahren (daher Kádár-Würfel genannt), mit einem steinernen Zaun davor, den sich früher nur wohlhabendere schwäbische Familien leisten konnten, und der mindestens einmal im Jahr – vor Ostern oder zum Jahrmarkt (Ende Juni) – schön weiß getüncht wird. Heute gibt es nur noch zwei solche Zäune im Dorf, interessanterweise vor zwei benachbarten Häusern.
Bauernhaus und Stall in renoviertem und umgebautem Zustand. Der Stall dient derzeit als Werkstatt. Am Beispiel des Hofes ist gut ersichtlich, wie anspruchsvoll und schön die Menschen in Szentlászló ihre Umgebung gestalten – auch die über das ganze Jahr hinweg beibehaltene Weihnachtsdekoration kommt dem zugute.
Oft steht auch ein mit einem kleinen Dach bedeckter Brunnen auf dem Hof der schwäbischen Bauernhäuser.
Das Nebeneinander von Alt und Neu in Szentlászló. Neben dem in den Achtziger- und Neunzigerjahren entstandenen Haus mit ausgebautem Dachraum steht das benachbarte alte Nebengebäude mit Blendfenstern und bemalten Backstein-Ornamenten. Im Nebengebäude befinden sich ein Keller, eine Scheune (deren Dach leider vor einigen Jahren abgebrannt ist) und ein Stall.
Alte Scheune zu neuem Leben als Garage erweckt. Das Scheunentor befindet sich gegenüber der großen Pforte; so konnten die Bauern mit den mit der Ernte oder mit Heu beladenen Ackerwagen einfach hineinfahren. In der Regel gab es auch an der Rückwand der Scheune ein großes Scheunentor, damit man hinten mit den Pferden wenden konnte.
In diesem Gebäude ist das Dorfmuseum mit der heimatgeschichtlichen Sammlung untergebracht. Charakteristisch sind der offene Laubengang mit Pfeilern und der Hofbrunnen. Zurzeit befindet sich das Gebäude in deutschem Besitz. Stefan Fath überließ der Gemeinde vier Räume im vorderen Teil des Hauses für die Einrichtung des Museums.
Typisches Würfelhaus der Sechzigerjahre. An der Seitenwand sieht man ein Bild des Eigentümers und naiven Malers Bertold Bibok. Der hintere Teil des Gebäudes ist noch vom alten Bauernhaus übriggeblieben. Nach damaliger Bauweise hatte man nämlich zuerst das vordere Zimmer abgerissen und an dessen Stelle das neue Haus aufgebaut. Man wohnte während der Baumaßnahme im hinteren Teil, der schließlich auch renoviert wurde.
Dieses letzte Haus ist mein persönlicher Favorit; der übermäßige Kitsch macht es zu etwas Interessantem und Besonderem.