János Térey

Das Lied vom Grossen Pan

Sag, Großer Pan, warum bist du so
Einsam wie ein Strandmegaphon
In der Septemberstille?
Immer wieder das gleiche Lied:
„Kerberos ist ausgerückt!
Nicht mehr an seinem Platz!...”
Sein Name wird ausgerufen,
Verzweifelt.

Das Land ist noch rot,
Saftig grün und froh.
Großer Pan. Spektakuläre Flüchtlingsmassen
Rütteln an deinen Grenzen.

Empörend oder herzzerreißend, wie auch immer;
Das Chaos sitzt uns im Nacken.
Ich will das nicht, nein! „Haben die Großen Brüder
Das forciert?” „Jawohl, sie natürlich:
Diese institutionalisierten Verschwörer!...”
Hast du die Kraft gewaltiger Strenge?

Selbstverständlich nicht. Du ruhst dich aus, bist fast schon im Skiurlaub.
Im aufgetürmten Herbstlaub deines Lebens
Siedeln sich raffiniert minierende Motten an,
Sorgen zerfressen den Globus der Kastanien,
Saugen sie aus und schwärzen sie ein.
Jähzorn wandert hinein in dein
Reich! Mehr noch, weiche, ganz unerwartete Zärtlichkeit!

Konvoischwaden bedrängen dich mitten im Herz.

Die Ankömmlinge schlafen im Bahnhof.
Ihnen zublinzelnd wendest du dich ab
Vom ganzen Elend der Einwanderung;
Auf gewisse Weise bist ja auch du
„Ein Überlebensnomade”
Wie sie, in deinem Sprachgebrauch.

Wer hier ankommt, der passe besser auf,
Strecke die Zunge nicht raus.
Noch blüht die Landschaft,
Trauben und Früchte
Schwellen und schwanken.

Fernrohre ragen hervor, du spitzt deine Hörner.
Stacheldrähte zu spannen
Ist einfacher als der Kampf ums Überleben,
Du hast dich gleichzeitig zu kümmern
Um die wandernden Völker
Und zu achten auf uns.

Der Zitternde im Bug deines Wachturms,
Das bist du, von der Hüfte abwärts eine Ziege.
Der Große Pan, allein:
Und dein Paravan das herbstliche Land?
Das wird wachsen oder bleibt allein.
Voll aufgestauter Wut. Ohne samtene Zärtlichkeit.
Lebt vor sich hin, seinen Herren keinen Widerstand bietend.
Macht es sich bequem zwischen Krise und Gefahr.

Hör auf damit! Auf der siebenarmigen Flöte
Gibst du dein rasches Warnsignal:
„Haltet diesen Schlingel fest,
Diesen landstreichenden Renner!”

Feierlich soll sich dieses Stückchen Land
Dem Flusse zu vertiefen und erweitern,
Es sei bereit für Überschwemmung.
Vom Aussichtspunkt sieht man klar,
Das waldige Bergmassiv
Über dem dunklen Tal.

Übersetzt von Wilhelm Droste

In: Magyar Nemzet, 3. Okt. 2015, S. 31. (Originaltitel: Dal a nagy Pánról).