Ungarndeutsche
Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Ungarn über freundschaftliche Zusammenarbeit und Partnerschaft in Europa
Am 6. Februar 1992, vor 30 Jahren unterzeichneten die Regierungsvertreter der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Ungarn in Budapest den “Vertrag über Freundschaftliche Zusammenarbeit und Partnerschaft in Europa.“ Dieser Vertrag bildet bis heute das Fundament der bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Ungarn. Der Vertrag bildet auch eines der wichtigsten Grundlagen der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Ungarn auf der Ebene der Durchführung von Fördermaßnahmen zugunsten der deutschen Minderheit in Ungarn. Zu den wichtigsten Aufgaben des Goethe-Instituts gehört schon seit den Anfängen die Förderung und Zusammenarbeit durch Projekte mit der Minderheit in Ungarn.
Frau Molnár was ist das Ziel der Arbeit am Goethe-Institut Budapest für die deutsche Minderheit in Ungarn?
Annamária Molnár: Unsere Arbeit hier am Institut in der Abteilung Bildungskooperation Deutsch richtet sich in Erster Linie über Projekte im kulturellen und Bildungsbereich an die Minderheit. Ziel der Projekte ist es der Minderheit beim Erhalt der Sprache und der Identität ein Stütze zu geben, denn Sprachförderung und ein attraktives kulturelles Leben der Minderheit leisten einen Beitrag, die Zukunft der Minderheit zu sichern. Dies ist mir persönlich auch ein Anliegen.
Frau Molnár wie sieht die Arbeit am Goethe-Institut Budapest für und mit der deutschen Minderheit in Ungarn aus?
A.M: Unsere Zusammenarbeit mit den Mittlern der Minderheit würde ich als ein enges miteinander Arbeiten für die Minderheit beschreiben. Dies bedeutet, dass wir mit der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen (LdU) und dem Ungarndeutschen Pädagogischen und Methodischen Zentrum (UMZ) über Kooperationsvereinbarungen verbunden sind und gemeinsam die Projekte erarbeiten und durchführen. Die Institutionen nehmen sehr offen und engagiert an unserer Zusammenarbeit teil und zeigen viel Eigeninitiative. Unser gemeinsames Ziel ist es nachhaltige Projekte zu schaffen.
Wer ist die Zielgruppe der Projekte?
A.M: Da die Arbeit dieser Abteilung ein Service für Deutschlehrkräfte ist richten sich auch die Projekte im Minderheitenberiech an Pädagogen vom Kindergarten bis zum Hochschulbereich und an Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Natürlich gibt es auch Projekte wie zum Bespiel Ausstellungen, Vorträge und Lesungen, die der breiten Öffentlichkeit zugänglich sind, da auch die Gesellschaft für die Themen der Minderheit betreffend sensibilisiert werden soll.
Können Sie uns einige Projektbeispiele nennen?
A.M: Wir nutzen unsere Expertise zum Beispiel dafür um den Pädagogen, die an Minderheitenbildungseinrichtungen arbeiten über Fortbildungen in Ungarn und in Deutschland eine Reihe an den modernsten und neusten Kompetenzen, Methoden und Sichtweisen für den Unterricht zu vermitteln, Raum für den Austausch zu schaffen. Neben den Fortbildungen werden in Abspreche mit den Partnern auch Unterrichtsmaterialien erarbeitet. Jedes Jahr bieten wir Jugendlichen Wettbewerbe, thematische Workshops in Ungarn und Sprachkursstipendien in Deutschland an, durch die ein aktuelles Deutschlandbild vermittelt wird und ein enger Kontakt zur Sprache entsteht. Im kulturellen Bereich haben wir Projekte in den Themenbereichen Theater, Kino, Lesung, Fachvorträge und Ausstellungen.
Ein besonderes Projekt was uns sehr am Herzen liegt ist noch unsere internationale Fortbildungswoche für Lehrkräfte der Minderheit aus 13 Ländern (aus Europa und Asien) wo es eine deutsche Minderheit gibt. Mit dieser Initiative wollten wir auch gern den Dialog und den internationalen Austausch unter den deutschen Minderheiten aus diesen Ländern im Bereich Bildung und Kultur fördern. In unserem neusten Projekt haben wir angefangen eine Fach- und Lehrmittelbibliothek für das Ungarndeutsche Pädagogische und Methodische Zentrum (UMZ) als Unterstützung ihrer fachlichen Arbeit auszubauen.
József Weigert: Die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen dem Goethe-Institut Budapest und dem Ungarndeutschen Pädagogischen und Methodischen Zentrum - früher UDPI - geht auf Jahrzehnte zurück. Für die Kooperation zwischen den beiden Instituten waren die Gegenseitigkeit und die Gleichrangigkeit charakteristisch, denn wir hatten und haben die gleichen Ziele: z. B. die Sprachförderung, die Erweiterung der methodischen Vielfalt der Pädagogen, Verbreitung der landeskundlichen Kenntnisse und der Kultur, sowie die Zusammenstellung von Broschüren, Methodikheften, Hinweisen u.a. zum sprachsensiblen Fachunterricht. Alles in einem: Entwicklung der Kompetenzen.
Was bedeutet diese Zusammenarbeit für die deutsche Minderheit in Ungarn aus Ihrer Sicht?
J.W.: Nicht nur die Pädagogen profitieren von dieser Zusammenarbeit, sondern auch die Lernenden durch die dreiwöchigen Sprachkurse im Sommer in Deutschland, Jugendcamps, während der die Lernenden sich sprachlich entwickeln, aber auch landeskundliche Informationen sammeln können. Das Goethe-Institut unterstützt immer Projekte und Sommerkurse mit ungarndeutschen Inhalten, geschweige denn die Präsenz- und Online-Veranstaltungen über die Vermittlungsmöglichkeiten dieser Inhalte. Damit trägt das Goethe-Institut zur Bewahrung und zum Gebrauch der deutschen Sprache und ungarndeutschen Traditionen wesentlich bei. Sprache und die Traditionspflege sind identitätsbildende Faktoren. Durch die Ausbildung von Multiplikatoren können die Pädagogen die modernen Methoden besser und schneller kennenlernen.
J.W.: Das Goethe-Institut legt immer einen großen Wert darauf, die Vertreterinnen und Vertreter der deutschen Minderheit in verschiedenen Ländern durch internationale Kurse zusammenzuführen, damit sie einander und die Situationen des anderen kennenlernen und sich austauschen können – in der Konversationssprache Deutsch.
Wie sehen sie die Rolle dieser Förderung?
J.W.: Diese Förderung ist für die deutsche Minderheit in Ungarn unentbehrlich. Neben den Kursen in Deutschland und in Ungarn muss ich auch die Sachspenden hervorheben. Auch mit dem Ausbau einer Fachbibliothek und des Lehrmittelzentrums am Ungarndeutschen Pädagogischen und Methodischen Zentrum in Pécs und in Budapest können die sprachlichen und methodischen Kenntnisse der Pädagogen auf eine höhere Stufe gehoben werden, denn die Bibliothek und die Sachspenden sind für alle Pädagogen zugänglich, so wie die Kofferbibliothek, in der die meisten Pflichtlektüren und die empfohlene Literatur im Klassensatz für die Lernenden zu finden und von den Pädagogen für einen bestimmten Zeitraum auszuleihen sind.
Wie sehen Sie, was kann diese Kooperation der Gemeinschaft geben?
J.W.: Die Kooperation gibt für die Gemeinschaft neue Impulse. Nicht nur die Bildungsinstitute, sondern auch die Jugendorganisationen können daraus profitieren, denn für sie besteht die Möglichkeit, an Kursen teilzunehmen und Erfahrungen auszutauschen.
Unter den Ergebnissen der Zusammenarbeit sind bei den Pädagogen u.a. die Methodenvielfalt und die Sprachförderung aufzuführen, und die Lernenden bekommen neue Infos und Sprachimpulse durch diese Kooperation.
Eine Minderheitengemeinschaft ist viel mehr auf Impulse von Aussen angewiesen. In wie fern kann diese Kooperation in diesem Sinne die Gemeinschaft zu neuen Inhalten verhelfen?
J.W.: Das Goethe-Institut war immer bestrebt, die Arbeit und die Entwicklung der Pädagogen durch Fortbildungen mit Referenten aus Deutschland und aus Ungarn zu unterstützen. Damit fließen neue Anregungen in das System hinein, wovon ein jeder profitieren kann.