Um Lehrerinnen und Lehrer bestmöglich und praxisnah fortzubilden, nutzt DLL Methoden der Aktions- bzw. Lehrerforschung. Das heißt, Lehrkräfte bekommen in Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen - neben neuem fachdidaktischen Wissen - kontinuierlich Anregungen, fremden und eigenen Unterricht zu beobachten, neue Handlungsmöglichkeiten im Unterricht zu erkennen und diese zu erproben. Auf diese Weise ergänzen sich theoretischer Wissensgewinn und forschendes sowie reflektierendes Erfahrungslernen.
Prof. Dr. Legutke "Fortbildung vom Unterricht aus denken!" Didacta 2012
Praxiserkundungsprojekte
Im Rahmen jeder DLL-Einheit führen die fortzubildenden Lehrkräfte eine Erkundung ihres eigenen Unterrichts durch. Die sogenannten Praxiserkundungsprojekte (PEPs) ermöglichen es den Lehrkräften ihren Unterricht fragengeleitet zu beobachten, zu bewerten und möglicherweise zu verändern.
Die Lehrkräfte erhalten die Gelegenheit zum lebendigen Austausch, erweitern ihre Handlungsmöglichkeiten und gewinnen neue Einsichten in verschiedene Situationen im Unterricht.
Einen filmischen Eindruck der PEP-Durchführung und Präsentation erhalten Sie über die Unterrichtsdokumentationen, die wir am Goethe-Institut Sarajevo gefilmt haben.
Ein wichtiges Element von DLL sind Aufnahmen von authentischem Deutschunterricht mit verschiedenen Zielgruppen. Diese Unterrichtsdokumentationen sind nicht als best-practice Modelle zu verstehen, sondern sollen ermöglichen, Unterricht im Gesamtkontext zu reflektieren.
Die Unterrichtsmitschnitte können bei der Bearbeitung der Themen völlig unkompliziert aufgerufen werden. Sie sind in den Printausgaben der DLL-Einheiten auf der zugehörigen DVD enthalten und zugleich über QR-Codes auf mobilen Endgeräten abrufbar.
Unterricht mit Schulkindern in New Delhi (7. Klasse)
Unterricht mit Erwachsenen im Goethe-Institut München
Leitlinien für den Unterricht
Im Rahmen einer DLL-Fort- oder Weiterbildung werden Lehrkräfte mit folgenden Leitlinien und methodisch-didaktischen Prinzipien vertraut gemacht:
Jeglicher Unterricht zielt auf die Entwicklung von Kompetenzen. Zu einem auf Kompetenzentwicklung zielenden Unterricht gehört, dass dieser Unterricht von den zu erreichenden Kompetenzen aus geplant wird und dass Leistungserwartungen in Form von expliziten Wissens- und Kann-Beschreibungen formuliert werden.
Kompetenzorientierung meint auch, dass überprüft wird, ob und in welchem Umfang die Lernenden am Ende eines bestimmten Zeitabschnittes über die angezielten Kompetenzen verfügen. Natürlich kann man nicht alle Kompetenzbereiche überprüfen, die entwickelt werden sollen. Anders ausgedrückt: Nicht alle Lernziele sind zugleich Prüfungsziele. So wird man im Fremdsprachenunterricht in der Regel keine persönlichkeitsbezogenen Kompetenzen, sondern eher prozedurale Teilkompetenzen wie etwa Hörverstehen, Sprechen usw. überprüfen.
Lernerorientierung berücksichtigt die Individualität, die Interessen und Sprachlernbedürfnisse der Lernenden. Dies heißt unter anderem, dass vielfältige Lernmaterialien und Arbeitsformen mit Blick auf die spezifische Lernergruppe eingesetzt werden und dass den Lernenden zum Beispiel auch eine Auswahl von unterschiedlichen Aufgaben und Vorgehensweisen angeboten wird. Man geht dabei davon aus, dass dies die Motivation der Lernenden positiv beeinflusst.
Lerneraktivierung geht davon aus, dass Lernende, die sich im Unterricht aktiv mit dem Lerngegenstand auseinandersetzen, diesen tiefer verarbeiten und dadurch möglicherweise bessere Lernergebnisse erreichen. Aktive Lernende beteiligen sich durch Fragen und Rückschlüsse am Unterrichtsgeschehen, sie tauschen sich untereinander aus, sie entdecken sprachliche Strukturen selbst oder versuchen Regelhaftigkeit zu beschreiben, sie übernehmen organisatorische und lernsteuernde Aufgaben bis hin zu Lehraktivitäten. Aktive Lernende arbeiten in entsprechenden Aufgabenkontexten motivierter und konzentrierter. Sie entwickeln verstärkt ein Bewusstsein dafür, was sie können und wie sie Sprache lernen.
Interaktionsorientierung erfordert, dass die Lernenden durch Aufgabenstellungen dazu angeregt werden sollen, miteinander zu kooperieren. Das heißt zum Beispiel, dass sie eigene Auffassungen ausdrücken und auf andere eingehen können und vieles mehr. Aufgaben müssen dementsprechend so angelegt sein, dass die Lernenden miteinander interagieren müssen, zum Beispiel in Form von Rollenspielen, durch den Einsatz unterschiedlicher Sozialformen oder durch Aufgabenstellungen, die dazu auffordern, etwas auszuhandeln, jemanden zu überzeugen oder zu informieren über etwas, das der Gesprächspartner noch nicht weiß.
Lernende sollen im Sinne der Lernerautonomie dabei unterstützt werden, bewusst und selbstreflexiv mit ihrem eigenen Lernen umzugehen. Unterrichtliche Entscheidungen und Verfahren sollten von Anfang an darauf abzielen, die bereits vorhandenen Sprachen und Sprachlernerfahrungen möglichst effektiv zu nutzen und zugleich auch auf das Lernen weiterer (Fremd-)Sprachen vorzubereiten.
Sprachliches Handeln ist immer in kulturell geprägte soziale Kontexte eingebunden. Deshalb ist es wichtig, dass der Unterricht Lernsituationen schafft, in denen die Lernenden die kulturelle Geprägtheit kommunikativer Handlungen in der Fremdsprache erfahren können. Dabei werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede zum eigenen kommunikativen Handeln wahrnehmbar. Im besten Fall erwerben die Lernenden Kenntnisse und kommunikative Strategien, damit sie sich in der Lebenswirklichkeit der deutschsprachigen Umgebung orientieren können.
Aufgabenorientierung hat einen engen Bezug zur Handlungsorientierung. Nach diesem Prinzip sollten Lernende schwerpunktmäßig mit Aufgaben konfrontiert werden, die entweder mit ihrer Lebenswelt zu tun haben oder zukünftige sprachliche Handlungen anbahnen. Sie sollen Gelegenheit haben „echte“ Fragestellungen zu entdecken und in der Fremdsprache zu beantworten. Neuer Wortschatz und grammatische Regeln können dabei eine Rolle spielen, sie stehen jedoch nicht – wie etwa im Fall von isolierten Grammatikübungen – im Fokus des Interesses.
Meist haben Deutschlernende schon eine andere Fremdsprache gelernt, die ihnen dabei helfen kann, zum Beispiel bestimmte Strukturen der Zielsprache schneller zu erkennen und die Bedeutung von Wörtern zu erschließen. Der Unterricht soll deshalb im Sinne der Mehrsprachigkeitsorientierung an den Sprachlern- und Kommunikationserfahrungen der Lernenden anknüpfen.