Über das Projekt
Arthouse Cinema

Über das Projekt Arthouse Cinema © Tima Miroshnichenko, Pexels

Die Straßen sind menschenleer, in Stille gehüllt. Über der scheinbar erstarrten Stadt geht die Sonne auf und kündigt den Beginn eines neuen Tages an. Stunden später geht die Sonne unter, die Fensterläden sind geschlossen, die Stadt wünscht gute Nacht.

Solche Schauplätze sind an vielen Orten in der Provinz, in Vororten oder Kleinstädten Deutschlands zu finden, dienen jedoch selten als Setting für einen Film. Dabei bieten sie eine einzigartige Kulisse für Geschichten, und sie bieten Einblicke in die unterschiedlichen Facetten des alltäglichen Lebens, wie es nicht häufig auf der Leinwand dargestellt wird. Dieser spezifische Ansatz des Filmemachens trägt zur Förderung einer stärker integrativen und einfühlsameren Gesellschaft bei, in der alle Stimmen nicht nur gehört, sondern auch wertgeschätzt werden, und in welcher der Charakter der jeweiligen Gemeinschaften vor Ort erfasst und in den Vordergrund gerückt wird.

Im diesjährigen Programm des Arthouse Cinema möchten wir genau solche Schauplätze und Geschichten ins Rampenlicht rücken. Wir möchten Filmemacher*innen eine Plattform bieten, die es wagen, Stereotypen in Frage zu stellen, und die unser Verständnis von der Welt erweitern. Das filmische Porträt einer Kleinstadt, die sich für die Bewahrung ihrer Traditionen einsetzt, oder eines Vororts, der mit den Auswirkungen der Gentrifizierung zu kämpfen hat – darin stecken Geschichten, die eine facettenreiche Darstellung der menschlichen Erfahrungen ermöglichen. Durch den filmischen Blick kann das Publikum in das Leben von Figuren eintauchen, die üblicherweise nicht in den Mainstream-Medien zu sehen sind, und Einblicke in ihre alltäglichen Kämpfe und kleinen Triumphe gewinnen.

Arthouse Cinema startet am 20. April 2024 im GoetheHaus in Jakarta mit zwei Filmen: Full Metal Village unter der Regie von Sung-Hyung Cho sowie Leif in Concert Vol. 2 unter der Regie von Christian Klandt. Full Metal Village, ein Dokumentarfilm aus dem Jahr 2006, zeigt wie sich die Einwohner*innen von Wacken, einem kleinen Dorf im Bundesland Schleswig-Holstein, auf das jährliche Wacken Open Air Festival vorbereiten. Der sogenannte „Heimatfilm“ von Cho Sung-Hyung beschreibt die außergewöhnliche Dynamik zwischen den 1800 Dorfbewohner*innen und den 70.000 Heavy-Metal-Fans, die jedes Jahr in Scharen nach Wacken strömen. Es scheint fast so, als würden zwei Welten aufeinanderprallen: Während die älteren Bewohner*innen des Dorfers befürchten, die Festivalbesucher*innen würden Satan anbeten, heißen ihre Enkelkinder das Wochenende voller Headbanging, Trinken und weniger steifen Klamotten mit Menschen aus der ganzen Welt enthusiastisch willkommen.

Leif in Concert Vol. 2 wird als einer der erfolgreichsten Crowdfunding-Filme gefeiert. Er führt das Publikum in eine Kneipe, die von Lene (gespielt von Luise Heyer) betrieben wird. Zur Filmcrew gehören bekannte Persönlichkeiten des deutschen Films wie Regisseur David Wnendt oder die Schauspieler Godehard Giese und Gerdy Zint. Der Kneipenbetrieb macht Lene große Sorgen. Kann sie die Herausforderungen angefangen vom Einkauf bis hin zu Sanitärproblemen meistern und gleichzeitig ein Konzert organisieren?

Im Rahmen weiterer Veranstaltungen zeigen wir Dokumentarfilme, die von Diskussionen mit indonesischen Filmkritiker*innen und Expert*innen des Genres begleitet werden. Wir freuen uns, mit Preisen ausgezeichnete deutsche Produktionen zu zeigen: Parchim International (Stefan Eberlein, 2015), Lovemobil (Elke Lehrenkrauss, 2019) sowie Herr Bachmann und seine Klasse (Maria Speth, 2021). Parchim International bebildert die bizarre Geschichte des chinesischen Geschäftsmanns Jonathan Pang, der auf einem verlassenen ehemaligen Militärflughafen in der Stadt Parchim in Mecklenburg-Vorpommern ein globales Megaunternehmen aufbauen will. Lovemobil führt das Publikum durch die kaum belebten Straßen zwischen Gifhorn und Wolfsburg (VW-Werk), wo Lastwagen Räume für Sex werden. Der Film setzt sich mit Themen wie Schmerz, Verlust, Verletzlichkeit und Sterblichkeit auseinander.

Deutschlandreise von Wolfgang Ettlich verwebt Geschichten von Einwohner*innen des ehemaligen Ost- und Westdeutschlands miteinander und spürt den persönlichen Auswirkungen der deutschen Wiedervereinigung („Wende“) auf ihre jeweiligen Lebensverläufe nach. Der Film Alle reden übers Wetter von Annika Pinske befasst sich mit den unterschiedlich gelagerten Erwartungen moderner Frauen in Deutschland an die Gesellschaft, er hinterfragt das Fortbestehen von Ost-West-Stereotypen und zeigt, wie Einzelpersonen ihre persönlichen Ziele im Widerstreit politischer Ideologien verfolgen.

Mit diesen Filmen möchten wir wichtige Gespräche über Themen anstoßen, die uns alle angehen.

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