IKAT/eCut
Nachhaltige Textilindustrie
Das Symposium „GREEN CYCLES“ fragte am 11. und 12. Mai 2016 in Bangkok nach kreativen Ideen für die nachhaltigere Produktion von Textilien. Zugleich war es der Auftakt der Projektreihe „IKAT/eCut“, mit dem das Goethe-Institut in Bangkok das Thema Textilien beleuchtet: als Symbol für globale Missstände wie für gesellschaftlichen Fortschritt. Mit der Leiterin des Goethe-Instituts in Bangkok, Marla Stukenberg, sprach Nana Brink von Deutschlandradio Kultur.
Frau Stukenberg, spätestens nach den Katastrophen in den Kleidungsfabriken in Bangladesch blicken wir schon mal öfter auf die Etiketten: Wo werden die Shirts hergestellt, die wir kaufen? Viel öfter werden seitdem Fragen diskutiert wie „Können Textilien nachhaltig produziert werden?“, oder, „Gibt es neue Ansätze, um die Arbeitsbedingungen in dieser Textilindustrie zu verbessern?“ Was wollen Sie mit dem Projekt IKAT/eCut den Teilnehmern mit auf den Weg geben?
Marla Stukenberg
| Foto: Goethe-Institut Bangkok
Die Projektreihe beschäftigt sich mit verschiedenen Aspekten des Themas Textilien. In Südostasien befinden wir uns in einer Region, in der Textilien in mehrfacher Hinsicht eine sehr wichtige Rolle spielen.
Zum einen umfasst die Region einige Länder, in denen Textilien massenproduziert werden, zum anderen stellen wir in Weltstädten wie Bangkok, Jakarta oder Hanoi aber auch einen zunehmenden, schnellen Konsum fest. Hier setzt unser Projekt an. Wir beleuchten zahlreiche Aspekte rund um das Thema Textilwirtschaft. Etwa die Rolle von Textilien im Kunsthandwerk oder im Bereich Design. Aber auch der Nachhaltigkeitsaspekt ist einer unserer Schwerpunkte: Wie können Textilien künftig ressourcenschonender produziert werden, welche Möglichkeiten gibt es im Bereich Recycling und Upcycling? Und welche Rolle werden Zukunftstechnologien im textilen Sektor spielen?
Die Projektreihe wurde mit dem Symposium „Green Cycles: Creative Industries East and West go Sustainable Business“ eröffnet, das sich rund um Kreativität und Nachhaltigkeit in der Textilwirtschaft dreht. Wen haben Sie denn hierfür eingeladen?
Wir haben verschiedene Expertinnen und Experten, Designerinnen, Unternehmensvertreter und Wissenschaftlerinnen der Universität Hamburg für Angewandte Wissenschaften eingeladen, zudem Teilnehmer aus Deutschland, Malaysia, Thailand, Vietnam und Australien. Sie haben sich eineinhalb Tage im Bangkok Art & Culture Centre ausgetauscht. Einige dieser Teilnehmer haben Modelle vorgestellt, die zeigen, wie man auf die sogenannte textile Kette – von Produktion über Konsum bis Recycling - positiv Einfluss nehmen kann.
Wann hat Ihre eigene Leidenschaft für das Textile begonnen?
Ich lebe schon sehr lange in Asien – war in Pakistan, Indien, Indonesien und jetzt in Thailand – da springt einen das Thema Textilien förmlich an. In dieser Zeit habe ich eine große Leidenschaft für Textilien entwickelt und mehr und mehr erfasst, welche Rolle sie in den verschiedenen Kulturen Asiens spielen, beispielsweise bei Zeremonien oder religiösen Anlässen. Außerdem ist es einfach wunderschön, diese Textilien zu sehen. Gleichzeitig wächst aber auch das Bewusstsein für die Problematik rund um das Thema.
IKAT/eCut will das Publikum für Themen und Probleme rund um Textilien sensibilisieren.
| Foto: Goethe-Institut Bangkok
Man muss sich nur Bangladesch ins Gedächtnis rufen – die Brandkatastrophen und die eingestürzte Fabrik, die den Tod von über 1.000 Menschen verschuldeten, lassen einen an diesem Thema nicht mehr vorbeigehen. Wir bemühen uns mit unserer Veranstaltungsreihe IKAT/eCUT, mehr Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken und das Bewusstsein für solche Prozesse zu schärfen.
Aber ist es nicht ein Problem, dass sie mit der Veranstaltung ohnehin nur diejenigen erreichen, die ein solches Bewusstsein bereits haben? Die eigentliche Zielgruppe, also die schwarzen Schafe der Branche, wie kommt man an die heran?
Wir erreichen ein breiteres Publikum. Allein in den Medien erfährt das Thema schon einiges an Aufmerksamkeit, einfach dadurch, dass wir die Veranstaltung ins Leben gerufen haben. Und natürlich haben wir nicht nur Leute eingeladen, die sich sowieso schon mit ökologischen Trends und Fragen befassen, sondern auch andere. Wir haben sowohl Unternehmensvertreter eingeladen als auch junge Designer, die sich mit den Themen Recycling und Upcycling beschäftigen. Wir hoffen, dass wir eine Brücke zwischen beiden Gruppen herstellen können. Und in der Öffentlichkeit gilt es, Impulse zu geben für ein verändertes, bewussteres Kaufverhalten zu geben, weg von „Fast Fashion“.
Die Teilnehmer des Symposiums IKAT/eCut
| Foto: Goethe-Institut Bangkok
Und natürlich haben wir nicht nur Leute eingeladen, die sich sowieso schon mit ökologischen Trends und Fragen befassen, sondern auch andere. Wir haben sowohl Unternehmensvertreter eingeladen als auch junge Designer, die sich mit den Themen Recycling und Upcycling beschäftigen. Wir hoffen, dass wir eine Brücke zwischen beiden Gruppen herstellen können.
Das Projekt nennt sich IKAT/eCut. Was hat es mit der Bezeichnung auf sich?
IKAT ist die Bezeichnung für ein traditionelles Gewebe, das seinen Ursprung in Asien hat und durch eine spezielle Färbetechnik ein bestimmtes Muster erhält – das IKAT-Muster. Bei der anderen Bezeichnung, eCut, steht das „e“ für Electronic und „Cut“ für Schneiden, damit weisen wir auf Zukunftstechnologien hin.
Der Titel zeigt damit den großen Spannungsbogen des Projektes auf: Wir beschäftigen uns mit Textilien im Bereich Kunsthandwerk, Kunst und Design sowie Nachhaltigkeit, aber eben auch in Zusammenhang mit Zukunftstechnologien, den sogenannten Smart Textiles – „intelligenter Kleidung“ also, die mit elektronischen Funktionen ausgestattet sind, die von außen nicht unbedingt sichtbar sein müssen. Diese „smarten Textilien“ werden unser Leben und die Formen der Kommunikation künftig vermutlich stark beeinflussen und verändern. Für das Goethe-Institut ist das eine interessante kulturwissenschaftliche Fragestellung.
Transkription eines Gesprächs zwischen Marla Stukenberg und Nana Brink, geführt am 11. Mai 2016 (Deutschlandradio Kultur)