Literatur
Aan Mansyur - All poems are love poems

Aan Mansyur - Workshop
© Goethe-Institut Indonesien

Die Liebe änderte den Lauf der Zeit / Wegen der Liebe ist die Zeit in zwei geteilt / Mit Dir und der Sehnsucht, die Vergangenheit aufzuheben ...

Seit frühster Jugend beschäftigte sich der Autor Aan Mansyur bereits mit Büchern und entdeckte später seine Leidenschaft für Literatur.

Die Liebe änderte den Lauf der Zeit / Wegen der Liebe ist die Zeit in zwei geteilt / Mit Dir und der Sehnsucht, die Vergangenheit aufzuheben ...

Diese Zeile stammt aus einem Gedicht, das Rangga (gespielt von Nicholas Saputra) in einer der Filmszenen von „Ada Apa Dengan Cinta?“ (Was ist los mit Cinta?) rezitiert. Im Jahr 2002 inspirierte der Kinoerfolg viele junge Leute, selbst Gedichte zu lesen. Teenager wollten genauso cool sein wie Rangga und Cinta, die beiden Heldenfiguren des Films, die ihre Leidenschaft für Lyrik teilen.

Die Lyrik ist die beherrschende Nuance des Films. Filmproduzentin Mira Lesmana und Regisseur Riri Riza von Miles Productions baten den aus Makassar stammenden Schriftsteller Aan Mansyur darum, einige Gedichte für ihre Produktion zu verfassen.

„Ich erhielt völlig freie Hand für die Gedichte. Auch wenn es später für die Produktion notwendig wurde, bestimmte Zeilen zu kürzen, wurde ich erst gefragt und um meine Einschätzung gebeten. Für mich ist das echte Zusammenarbeit,“ sagt Aan Mansyur.

Nach eingehender Recherche in Büchern, Sozialen Medien, anhand von Fotos und Gesprächen mit Personen, die aus eigener Erfahrung über das Leben in New York berichten konnten, schrieb Aan schließlich insgesamt einunddreißig Gedichte.

„Vier oder fünf der Gedichte, ich bin mir nicht ganz sicher, wurden im Film „Ada Apa Dengan Cinta 2“ aufgenommen. Nach welchen Kriterien sie ausgewählt und verwendet wurden, lag ganz in den Händen des Filmregisseurs und seines Teams.“

Alle einunddreißig Gedichte wurden jedoch in der Lyrikanthologie mit dem Titel „Tidak Ada New York Hari Ini“ (Heute gibt es kein New York) veröffentlicht.

„Ich stelle es mir so vor, dass eine große Idee in den Gedichten zum Tragen kommt. Meine Gedichte stehen jeweils nicht für sich alleine, sondern bilden die Einheit einer Idee,“ sagt der Absolvent des Fachbereichs Literatur der Hasanudin Universität in Makassar.

Auch wenn es im Film „Ada Apa Dengan Cinta 2“ um die Liebesgeschichte von Rangga und Cinta geht, handeln Aans Gedichte nicht immer von der Liebe.

„Ich versuchte mir vorzustellen, was in einem Menschen wie Rangga vor sich geht, in seinem Kopf, in seinem Herzen, welche Art von Büchern er liest, mit welchen Leute er seine Zeit verbringt und wie es für ihn ist, sich nach seiner Heimat zu sehnen.“
Und doch gesteht Aan: „Alle Gedichte sind Liebesgeschichten.“

Bisher wurden von Aan folgende Werke veröffentlicht: „Hujan Rintih-rintih“, 2005 (Jammerregen), „Perempuan, Rumah Kenangan“, 2007 (Frau, Haus der Erinnerung), „Aku Hendak Pindah Rumah“, 2007 (Ich möchte umziehen), „Cinta yang Marah“, 2008 (Zornige Liebe) und „Melihat Api Bekerja“, 2015 (Dem Feuer bei der Arbeit zusehen).

Neben diesen Werken hat Aan außerdem eine ganze Reihe von Geschichten für Kinder geschrieben, die in verschiedenen Zeitungen erschienen.

Aan Mansyur - Lesung & Workshop des Literaturwerks (von links nach rechts Christel Mahnke von Goethe-Institut Indonesien, Aan Mansyur, Marius Hulpe) © Goethe-Institut Indonesien
Rückblickend räumt Aan ein, dass er selbst nicht die abenteuerlichste Kindheit erlebte, dass sie jedoch eine große Rolle dabei spielte, seine Karriere als Schriftsteller zu formen. Als Kind litt er unter einer Krankheit, die ihn schnell ermüden ließ.

„Mein jüngerer Bruder spielte häufig draußen bei den Kühen, lief in den Reisfeldern herum. Währenddessen blieb ich zu Hause und las die Bücher meines Großvaters, die sicherlich nicht für den jungen Leser bestimmt waren.“

In der vierten Klasse hatte Aan bereits Buya Hamkas Werke gelesen und einige von Pramoedya Ananta Toer auf Malayisch, wie etwa „Keluarga Gerilya“ (Guerillafamilie)

„Das hat eine starkes Fundament für mich als Schriftsteller gebildet,“ ergänzt er.
Aan, der von sich selbst sagt, er sei introvertiert, erklärt, dass er ein enges Verhältnis zu seiner Großmutter hatte, die ihm jeden Abend eine Gute-Nacht-Geschichte erzählte.

„Sie hatte stets eine Antwort auf meine neugierigen Fragen und flechtete diese in ihre Erzählungen ein. Als ich sie zum Beispiel nach der Geschichte unseres Dorfes Desa Biru fragte, dessen Name so viel wie Blaues Dorf bedeutet, erzählte sie mir die Geschichte, wie einmal ein Stück des blauen Himmels auf die Erde herabgefallen war und sich in das Dorf verwandelte und so weiter.“

Solche Geschichten regten Aan an, sie auf seine Art und Weise niederzuschreiben und sie an einige Medien sowie an einen Brieffreund zu schicken.

Seine Fähigkeit, sich schriftlich auszudrücken, wurde zudem durch die Gepflogenheit geschärft, sich mit seiner Mutter über Briefe auszutauschen - auch wenn sie beide unter einem Dach lebten. Seine Mutter arbeitete auf einem kleinen Markt im Dorf, und jedesmal wenn Aan sie darum bat, etwas für ihn zu kaufen oder etwas mitzubringen, dann teilte er es ihr in einem Brief mit, den er unter ihr Kopfkissen legte.

„Umgekehrt antwortete meine Mutter mit einem Brief, wenn sie entweder mit meiner Bitte einverstanden war oder sie missbilligte, und legte diesen dann ebenfalls unter ihr Kopfkissen. Am nächsten Tag las ich ihn dann,“ erklärt Aan.

Als Teenager wollte Aan wissen, woher sein Vorname kam und fragte seinen Großvater danach. Dieser antwortete, er würde die Erklärung für seine Frage in der Islamischen Schule As'adiyah finden. Also besuchte Aan diese Schule, die sich in der Stadt Sengkang, ebenfalls in Südsulawesi, befand.

„Ich fand schließlich heraus, dass mein Name von dem Gründer der Schule, Muhammad Yunus Martan, stammte. Ich heiße Martan Mansyur, ich habe daraus M. Aan Mansyur gemacht.

Nach einem Jahr auf der Islamischen Schule fühlte Aan sich dort nicht mehr wohl und setzte seine Schulbildung an einer staatlichen Oberschule fort. Während dieser Zeit schrieb er zahlreiche Artikel und sendete sie an verschiedene Jugendmagazine.

Noch hatte er sich nicht dazu entschlossen, Schriftsteller zu werden. Er schrieb vor allem wegen des Geldes, das er für die Schulgebühren verwendete, und das Schreiben lag ihm. Nach der Oberschule verbrachte er die meiste Zeit damit, Bücher in der Bibliothek zu lesen. Ein Jahr später schrieb er sich für das Studienfach Englisch am Fachbereich für Literatur der Hasanudin Universität ein.

Um das Jahr 2000 herum entschloss sich Aan dazu, seine berufliche Laufbahn als Schriftsteller anzugehen und zu entwickeln.
„Mir wurde immer mehr bewusst, dass Schreiben meine Leidenschaft ist und das Einzige, worauf ich bauen kann.“
Seitdem nahm er das, was er schrieb, ernst und verfeinerte seine Fähigkeiten zu schreiben.

„Ich las wiederholt die Bücher, die ich liebte. Außerdem tippte ich sie ab oder schrieb sie nach meinen eigenen Vorstellungen nochmals neu. Eines dieser Bücher ist „Bumi Manusia“ (Garten der Menschheit) von Pramoedya Ananta Toer. Ich wollte auf diese Weise dem Gefühl des Autors beim Schreiben nachspüren und es nachempfinden,“ sagt Aan.

Als Bibliothekar betrachtet Aan jedes Buch wie einen Menschen, der seinen ganz eigenen Charakter hat.

Aan Mansyur - Workshop2 von links nach rechts Marius Hulpe, Drs. Burhanuddin, M.Pd, Dr. Syarifuddin Dollah, M.Pd, Christel Mahnke & Aan Mansyur © Goethe-Institut Indonesien
Schreiben, sagt er, ist nicht nur das Verfassen von Worten, sondern es geht um den Denkprozess. „Ich schreibe nicht, um Gesagtes oder Geschehenes wiederzugeben. Einer der Gründe, warum ich die As'adiyah verlassen habe ist, dass ich es leid war, dass man mir etwas vorpredigte,“ sagt Aan und fügt hinzu, dass er den Lesern seiner Bücher den Raum biete, ihre eigene Version der Wahrheit zu finden.

Gegenwärtig lebt Aan in Makassar, wo er eine eigene Bibliothek betreibt, die er „Katakerja“ genannt hat. Es ist ein Ort, um sich zu treffen, Dialoge zu eröffnen und Netzwerke zu knüpfen.