20 Jahre Goethe-Institut Bandung: Dr. Peter Sternagel
Als Herr Hobohm im Jahr 1969 nach Bandung kam, um hier eine Zweigstelle des Goethe-Instituts zu eröffnen, hätte niemand von uns gedacht, dass das Haus in JI. Riau, wie die Straße noch heute im Volksmund heißt, schon zehn Jahre später die Zahl der Deutschstudenten kaum noch fassen würde. Um den Ansturm der Interessenten besser bewältigen zu können, wurde das ehemalige Wohnhaus aus dem Jahr 1935, das jahrelang der Deutschen Schule Bandung eine Heimstall geboten hatte, etwas umgebaut, und gleichzeitig schickte die Zentrale in München einen zweiten Dozenten, der sich voll und ganz der Spracharbeit widmen sollte, denn inzwischen war das Interesse an deutschen Kulturveranstaltungen so gestiegen, dass der Institutsleiter sich ganz auf diesen Bereich konzentrieren musste.
So ist es bis heute im Jahr 1989 geblieben, in dem bescheidenen Haus arbeiten wir beiden entsandten Deutschen mit einem Team von 11 Mitarbeitern und derzeit 16 Lehrern, haben kein eigentliches Lehrerzimmer und auch keinen Veranstaltungssaal. Da sich aber unsere Besucher und Studenten an der gelegentlichen Enge offensichtlich nicht stören-manchmal hat man sogar den Eindruck, das Gegenteil sei der Fall -macht uns die räumliche Beschränktheit wenig aus. Wir freuen uns darüber, dass bei uns fast den ganzen Tag vom frühen Morgen bis in den Abend Leben herrscht. Hätten wir eine Tür am Eingang, sie stünde nie still. Der Strom der Besucher reißt nicht ab. Da wir aber - ein Unikum in dieser Welt - gar keine richtige Tür haben, sondern nur eine Schiebetür, die nur zweimal am Tag bewegt wird, ist das Goethe-Institut Bandung im wahrsten Sinn des Wortes ein offenes Haus.
Goethe-Institut Bandung im Jahr 1990; © Goethe-Institut Bandung
Dass das Goethe-Institut Bandung so stark frequentiert wird, kommt ja vielleicht weniger daher, dass wir so vieles und so Interessantes zu bieten hätten, sondern liegt wahrscheinlich eher an dieser Stadt und seinen Bewohnern. Erstens ist Bandung eine Stundentenstadt mit vielen neugierigen und wissbegierigen jungen Leuten und zweitens sind die Bandunger eben besonders aufgeschlossen Fremden gegenüber, was u.a. die Partnerschaft zu Braunschweig beweist, die ja zu den ersten dieser Art in der Welt gehört und Anfang der 50er Jahre auf eine Bandunger Initiative zurückgeht. Und drittens steckt Bandung voller selbstbewusster Intelligenz, die von sich aus den internationalen Austausch sucht. An einem solchen Ort wird ein ausländisches Kulturinstitut nicht wie anderswo als Fremdkörper gesehen, dem man mit freundlichem Respekt begegnet, sondern wird kurzerhand als bunter Stein in das Kaleidoskop der eigenen Welt integriert.
Allen denen, die uns in den ersten 20 Jahren unserer Tätigkeit in der Kota Kembang unterstützt und geholfen haben, möchten wir ganz herzlich danken.
Bandung, im Januar 1989
Dr. Peter Sternagel
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