Diskussion & Filmvorführung Call and Response

Call and Response © Cecil Mariani

04.02.
09.02.
11.02.
18.02.
25.02.2022

Galeri Nasional Indonesia

Lisabona Rahman eröffnet eine Reihe von Filmvorführungen und Diskussionen im Geist der Solidarität.

Parallel zur Ausstellung „Para Sekutu yang Tidak Bisa Berkata Tidak“ (engl. The Acquiescent Allies) lädt Lisabona Rahman (Referentin für Filmpräsentation und Erhalt bewegter Bilder) das Publikum ein, ausgewählte Filme anzusehen und zu diskutieren. Das Programm umfasst vier Filmvorführungen. Die Filme stammen von verschiedenen Filmemacher*innen, sie teilen jedoch ein klar erkennbares Leitmotiv - sie alle bringen den Geist der Solidarität auf der Suche nach Freiheit zum Ausdruck. Raslene ist die stellvertretende Kuratorin in diesem Programm.

Die ausgewählten Filme zeigen, dass der Kampf für die Freiheit ein einsamer Weg sein kann, dies aber nicht zwangsläufig so sein muss. Manche Freiheitskämpfer*innen rufen nach Verbündeten oder bringen ihre Sache anderen vor, um ihren Weg weniger einsam zu machen. Sie entscheiden sich dafür, ihre Anliegen in Anwesenheit von Kameras und Mikrofonen zu vermitteln und zu übermitteln, sie agieren und dokumentieren.

Dieses Programm bietet eine Bühne für solche Aufrufe; sie wurden in der Vergangenheit geäußert und transportieren ihren Widerhall und Reaktionen der Solidarität. Einige Reaktionen auf die Aufrufe könnten aus der Zukunft kommen, denn die Befreiungskämpfe und ihre Kontexte bleiben bis heute relevant und dringlich.

Online-Diskussion: Memanggil para Sekutu… (Calling for Allies)

Mittwoch, 9. Februar 2022, 16:00 - 17:30 Uhr (WIB)
Sprecherinnen: Grace Samboh und Lisabona Rahman
Moderator: Tjatur Wiharyo (Analytiker, Historia.ID)
Livestream auf:


Diese Diskussion ist als Eröffnung, Einführung und Anstoß für das Filmprogramm geplant. Es bietet Raum für die Sprecher*innen, um unterschiedliche Perspektiven aufzuzeigen, wie z.B. kuratorische Texte, die historische Narrative aufzeigen, und Reaktionen von Künstler*innen in Ausstellungen. Diskutiert werden unter anderem der Rechercheprozess bei der Gestaltung dieses Programms, der Kontext der ausgewählten Filme und ihr Verhältnis zueinander sowie ihr Verhältnis zum Narrativ der Ausstellung.

Filmvorführung: Off Frame aka Revolution until Victory (2016)

schließt mit einer hybriden Diskussion mit Regisseur Mohanad Yaqubi
Freitag, 4. Februar 2022, 19:00 - 21:00 Uhr (WIB)
Seminarraum, Galeri Nasional Indonesia
Anmeldung unter:


Dieser als Essay produzierte Film wurde aus audiovisuellem Material, das zwischen 1968 und 1982 im Zusammenhang mit dem palästinensischen Kampf gedreht wurde, montiert. Die Filmmaterialien wurden von der Palestine Film Unit erstellt, einer in den 1960er Jahren gegründeten Gruppe, die den filmischen Arm der palästinensischen Bewegung darstellte. Der Film zeichnet die Transformation der Identität unter den palästinensischen Freiheitskämpfern nach, während sich ihr Kampf entfaltet, aufgezeichnet von niemand anderem als von ihnen selbst. Der Akt der Montage des Films durch Filmemacher Mohanad Yaqubi ist eine Reaktion aus der Zukunft auf einen Aufruf in der Vergangenheit. Indem der Film sorgfältig Indizien aus einer Vielzahl von Fragmenten aufgreift, bildet er eine Lesart der Psyche einer Gemeinschaft und ihres Kampfes um Anerkennung aus der Vergangenheit. Er ist ein filmischer Staffellauf, bei dem das ideologische Erbe von einer Generation zur nächsten weitergegeben wird.

Filmvorführung: Spell Reel (2017)

schließt mit einer hybriden Diskussion mit Regisseurin Filipa César
Freitag, 11. Februar 2022, 19:00 - 21:00 Uhr (WIB)
Seminarraum, Galeri Nasional Indonesia
Anmeldung unter:


Vier junge Studierende aus Guinea-Bissau wurden Anfang der 1960er Jahre zum Filmstudium nach Kuba geschickt: Sana Na N'Hada, Flora Gomes, José Bolama Cobumba und Josefina Crato. Sie hatten eine Aufgabe: das Auge zu sein, das den Moment der Befreiung und des Aufbruchs des Landes beobachtet. Der kollektive Kampf zog Verbündete von nah und fern an, einem stetig wachsenden Netzwerk der Informations- und Wissensvermittlung folgend. Durch die Digitalisierung tauchen die Filme aus der Vergangenheit als ein erneuter Aufruf auf, die möglichen Wege der Befreiung im kollektiven Einsatz zu erkennen. Dieser Aufruf sollte weitergehen und viele Orte und Völker berühren und die Lehren auf beide Pole der Kolonialisierung ausdehnen - den Herren und das Subjekt.

Filmvorführung: TongPan (1976)

Regisseure: Euthana Mukdasanit, Surachai Jantimatorn
schließt mit einer hybriden Diskussion mit Kong Rithdee & Putthapong Cheamrattonyu von Thai Film Archive
Freitag, 18. Februar 2022, 19:00 - 21:00 Uhr (WIB)
Seminarraum, Galeri Nasional Indonesia
Anmeldung unter:


Tongpan wurde vom Isan Film Collective, das seit Mitte der 1970er Jahre aus linken studentischen Aktivist*innen besteht, mit Laiendarstellern gedreht. Der Film rekonstruiert ein Seminar, das zwei Jahre nach der Studentenbewegung für Demokratie 1973 in Thailand stattfand. Der Film zeigt eine realistische Performance, die weit entfernt ist von den theatralisch-dramatischen Gesten in Studio-produzierten Filmen. Tongpan zeigt einen Aufruf zu Menschlichkeit und Gerechtigkeit, der von Bauern auf dem Land kommt und von studentischen Aktivist*innen solidarisch beantwortet wird. Diese klassenübergreifende Allianz wurde in Anbetracht globaler technischer Hilfe und Bürokratie gebildet. Tongpan ist ein seltenes Dokument, das die zivile Allianz auf dem Höhepunkt der Zeit des Kalten Krieges in Südostasien zeigt.

Kompilation von Filmen: Indonesia Calling

schließt mit einer hybriden Diskussion mit Rizki Lazuardi
Freitag, 25. Februar 2022, 19:00 - 21:00 Uhr (WIB)
Seminarraum, Galeri Nasional Indonesia
Anmeldung unter:
  1. Berita Film Indonesia (Berita Film Indonesia, 1945)
  2. Indonesia Calling (The Waterfront Unions of Australia/Joris Ivens, 1946)
  3. Gelora Indonesia No. 497 (Produksi Film Negara, 1963)
Diese Zusammenstellung von Filmen besteht aus Manifesten im Stil von Wochenschauen. Den Auftakt gibt Berita Film Indonesia, einem filmischen Kampfeinsatz für die neue Republik. Das Filmmaterial wurde auf der Flucht gedreht, ist mit handschriftlichen Untertiteln versehen und zeigt auf Wänden geschriebene Parolen mit antikolonialen Botschaften. Der Film wurde internationalen Journalisten gezeigt und von indonesischen diplomatischen Vertretungen auf Reisen geschickt, um Solidarität und Anerkennung zu gewinnen. Während die niederländische Kolonialmacht versuchte, ihre ehemalige Kolonie zurückzuerobern, sah sich ihre Regierung etwa mit einem Streik der Arbeiter im Hafen von Sydney konfrontiert, die sich weigerten, sich um die niederländischen Schiffe zu kümmern. Das war die erste Reaktion, eine Geste der Solidarität. Eine weitere Geste der Solidarität zeigte sich ebenfalls in einer Werft, diesmal in Jakarta: Arbeiter spendeten Lebensmittel als Zeichen der Solidarität an einem muslimischen Feiertag.

Künstler*innen

FILIPA CESAR
ist Künstlerin und Filmemacherin, ihr Interesse gilt fiktionalen Aspekten des Dokumentarfilms und die dem Bewegtbild innewohnenden politischen und poetischen Facetten. Seit 2011 recherchiert César zu Vorstellungswelten im Zusammenhang mit der Befreiungsbewegung von Guinea-Bissau und deren kognitiven Stärken. Ihre Erkenntnisse fließen in das laufende kollektive Projekt Luta ca caba inda („Der Kampf ist noch nicht vorbei“). 2017 wurde Césars abendfüllender Essayfilm Spell Reel auf der 67. Berlinale uraufgeführt. Seit April 2021 ist César Professorin im Fachbereich Film & Video an der Merz Akademie Stuttgart, Deutschland. César hat unter anderem an folgenden Orten ausgestellt: IFFR, Rotterdam; DocLisboa; Cinéma du Réel, Paris 2018; 8th Istanbul Biennial; Forum Expanded, Berlinale; Serralves Museum; Jeu de Paume; SAVVY Contemporary; Tensta konsthall; Mumok, Vienna; Gasworks, London; Flaherty Seminar, New York; MoMA, New York; Harvard Art Museums, Boston; Haus der Kulturen der Welt, Berlin.

GEORG HENRI ANTON „JORIS“ IVENS
war ein niederländischer Dokumentarfilmer. Zu den bemerkenswerten Filmen, bei denen er Regie oder Co-Regie führte, gehören A Tale of the Wind, The Spanish Earth, Rain, ...A Valparaiso, Misère au Borinage (Borinage), 17th Parallel: Vietnam in War, The Seine Meets Paris, Far from Vietnam, Pour le Mistral und How Yukong Moved the Mountains.

GRACE SAMBOH
ist Wissenschaftlerin und Kuratorin. Sie ist Mitbegründerin der Forschungsgruppe Hyphen (seit 2011), Projektleiterin für RUBANAH Underground Hub, Jakarta (seit 2019), Mitglied des kuratorischen Teams der „Jakarta Biennale 2021: ESOK“ und sie promoviert derzeit im Bereich Kunst- und Gesellschaftswissenschaften an der Sanata Dharma Universität.

DAS ISAN FILM COLLECTIVE
wurde Mitte der 70er Jahre von einer Gruppe thailändischer Gegenkultur- und Studentenaktivisten gegründet, die sozialistische Ideale förderten und die Demokratiebewegung unterstützten. Eines ihrer wichtigsten Mitglieder war Surachai Jantimathawn, dessen Songs in Tongpan zu hören sind und der in Thailand als „Vater des Folk-Rock“ gilt.

KONG RITHDEE
ist stellvertretender Direktor des Thai Film Archive sowie Dokumentarfilmer und Drehbuchautor. Er schreibt seit 23 Jahren über Film, Kunst und Politik. Seine Dokumentarfilme Baby Arabia und The Convert über die islamische Kultur in Thailand wurden beim Vancouver International Film Festival, beim Yamagata Documentary Film Festival und an vielen anderen Orten aufgeführt.

LISABONA RAHMAN
ist Referentin für Filmpräsentation und Erhalt bewegter Bilder. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf der indonesischen Filmgeschichte und politischer Ökonomie, Filmrestaurierung und Archivfilmpräsentation. Sie begann ihre Karriere Anfang der 2000er Jahre als Filmjournalistin und Kinomacherin. Sie ist Mitbegründerin von Lab Laba Laba, einem Künstler*innenkollektiv, dessen Engagement sich um die Erhaltung und um den öffentlichen Zugang zu Filmen der Staatlichen Filmgesellschaft (PFN) drehen. Im Mai 2013 schloss sie das MA-Programm Moving Image Professional an der Universität Amsterdam ab. Anschließend arbeitete sie am Filmkonservierungs- und Restaurierungslabor L'immagine Ritrovata in Bologna, Italien (2014 - 2016). Lisabona ist außerdem Mitbegründerin der Women's School of Thought, einer Initiative zur Intervention in Wissensproduktionssystemen, die Frauen ausschließen.

MOHANAD YAQUBI
ist Filmemacher, Produzent und Mitbegründer des in Ramallah ansässigen Produktionshauses Idioms Film. Yaqubi ist außerdem Mitbegründer des Forschungs- und Kurator*innenkollektivs Subversive Films, dessen Schwerpunkt auf militanten Filmpraktiken liegt. Gegenwärtig ist Yaqubi wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Royal Academy of Fine Arts (KASK) in Gent, Belgien. Yaqubis erster Spielfilm Off Frame AKA Revolution Until Victory feierte 2016 neben 50 weiteren Vorführungen auf der ganzen Welt seine Premieren bei TIFF, Berlinale, Cinema du Reel, Dubai IFF und Yamagata.

PUTTHAPONG CHEAMRATTONYU
kam 2012 als Filmprogrammierer zum Thai Film Archive. Seitdem hat er thailändische und internationale Filme für die Vorführung im Archiv sowie für besondere Veranstaltungen und Festivals, hauptsächlich das jährliche Thai Short Film and Video Festival, kuratiert. Mit seinem Wissen der Geschichte des thailändischen Kinos arbeitet er zudem in der Redaktion des zweimonatlichen Newsletters des Archivs mit.

RASLENE
ist Wissenschaftlerin und Künstlerin. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf den Themen Soziales, Politik, Gender, Archivierung und Nachhaltigkeit. Ihre Karriere als Künstlerin begann 2012 mit ihrer Teilnahme an der Ausstellung Jakarta 32ºC. 2015 knüpfte sie an ihre künstlerische Arbeit an, jedoch im Zusammenspiel mit Forschungsarbeiten, die ihren Interessenschwerpunkt bildeten. Während ihrer Tätigkeit bei Kinosaurus (2016 - 2020) erweiterte sie ihr Interessenspektrum auf Raum- und Projektmanagement. Im September 2021 schloss sie ihr SEAD-Stipendienprogramm mit dem Mekong Cultural Hub und dem British Council ab.

RIZKI LAZUARDI
ist ein indonesischer Künstler und Kurator, der Erfahrung in der Arbeit mit Kinofilmen und Expanded Cinema hat. Seine Ausbildung in Film- und Medienkunst absolvierte er an der HFBK Hochschule für Bildende Künste Hamburg. Seine Praxis überschneidet sich oft mit institutionalisierten Narrativen. Seine Arbeiten und Programme wurden in einer Reihe von Museen, Festivals und von Künstlern betriebenen Räumen präsentiert, darunter IFFR Rotterdam, Yokohama Triennale, Jakarta Biennale, YCAM Yamaguchi und Image Forum Tokyo. 2019 wurde Rizki beauftragt, künstlerische Recherchen zu kolonialen Filmarchiven am Netherlands Institute for Sound and Vision Hilversum durchzuführen. Derzeit ist Rizki Arsenal Berlin-Berater für das Programm des Berlinale Forums.

TJATUR WIHARYO
ist Analyst bei Historia, einem indonesischen Online-Magazin, das sich darauf konzentriert, Geschichte auf zugängliche Weise zu präsentieren. Vor seiner Tätigkeit bei Historia hat er für verschiedene Massenmedien gearbeitet, darunter Bola.com, Kompas.com und Suara Pembaruan. 2005 schloss er die Schule für englische Sprache und Literatur/Schrift an der Universitas Sanata Dharma ab.
 

Über „Para Sekutu yang Tidak Bisa Berkata Tidak" (engl. The Acquiescent Allies, dt. Die Verbündeten, die nicht Nein sagen können)

Die Ausstellung zeigt ähnlich einer Zusammenstellung von zeitlosen Lieblingsmusikstücken eine Auswahl von Werken aus unterschiedlichen Sammlungen in einem neuen Licht. Die Werke stammen aus der Galeri Nasional Indonesia, dem Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart, Berlin, dem MAIIAM Contemporary Art Museum und dem Singapore Art Museum. Die Ausstellung wurde kuratiert von Grace Samboh zusammen mit Anna-Catharina Gebbers, Gridthiya Gaweewong und June Yap und ist Teil des Langzeitprojekts Collecting Entanglements and Embodied Histories. Die Ausstellung läuft vom 28. Januar bis 27. Februar 2022 in der Galeri Nasional Indonesia.
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Organisiert von:

Sekutu embodied histories Medien- und Community-Partner:

Media sekutu embodied histories

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