Sharp Service
Mit Arbeiten von Ella CB, Nina Nadig, Dudu Quintanilha, Eva Richardson McCrea, Lisa Strozyk, Gintaré Sokelyté und Juliet Carpenter.
29. April bis 3. JuniSharp Service ist die fünfte Ausstellung des Goethe-Instituts im Rahmen des Projekts The German School im Goethe-Institut Irland. Die Studierenden haben sich allesamt mit dem Paradigma des Filmischen auseinandergesetzt – sei es durch bewegte oder unbewegte Bilder, Audio-Arbeiten oder Installationen.
Ella CBs Ass in Window entstand in Zusammenarbeit mit Tobias Sashá und ist eine plastische, fotografische Montage in vier Teilen. Jedes zugehörige Element hat einen eigenen Titel: Ass in Window Schlafzimmer Alliés, Ass in Window Fragile Imperial Livingroom, Ass in Window Kitchen und Ass in Window Dick’s Blick spiegeln die linguistische Collage wider, die aus der Kombination gefundener Pappkartons besteht. Jede von ihnen wurde mit handschriftlichen Notizen ergänzt, die sich auf die Räume des Hauses beziehen – ein wiederkehrendes Rahmenmotiv in Ella CBs Arbeiten.
Great German Love / Suffer Girl (Martha xx:xx) von Nina Nadig ist eine Reihe aus vier vierfarbigen Siebdrucken. Die Reihe zeigt Standaufnahmen aus Martha (1978) von Rainer Werner Fassbinder – ein Film über eine Frau, die sich aktiv auf eine sadistische und schädigende Ehe einlässt. Die Standbilder aus dem Film wurden zuerst mit einem mechanisch defekten Tintenstrahldrucker gedruckt. Die dadurch entstandenen Farbverzerrungen und vertikalen Streifen unterbrechen die Komposition der ursprünglichen Filmaufnahme. Nadig reproduzierte dann die beschädigten Tintendrucke als Siebdrucke, um eine Sequenz von bildhaften Ableitungen von Ableitungen abzuschließen, die das Bild eines beschädigten Charakters sowohl degradieren als auch erhalten.
Roisin Bergs und Juliet Carpenters The Sun is Not to be Believed ist ein durch Algorithmus gesteuertes Schwarz-Weiß-Video, das einem*einer eingehüllten Protagonist*in folgt, der*die verschiedenen Arbeiten in einem Schrebergarten nachgeht. Mit der abgeleiteten Logik Samuel Becketts Quad konstruieren Berg und Carpenter einen Algorithmus, der die Bildfrequenz des Videos moduliert. Der Zyklus wiederholt sich viermal. Mit jeder Umstellung blickt die Maschine vor- und rückwärts entlang ihrer eigene Zeitachse und arbeitet Fragmente beider Richtungen ein, um sich verändernde Einschnitte zu produzieren.
Eva Richardson McCrea hat bereits Arbeiten zu Gentrifizierung und Immobilienentwicklung in Frankfurt am Main und Dublin entworfen. Im Rahmen von Sharp Service präsentiert McCrea ihre Arbeit Zeil (2022), die aus fünf 16mm Standbildern besteht, die gescannt, vergrößert und ausgedruckt wurden. Die Bilder sind Doppelbelichtungen des Einkaufszentrum Zeil in Frankfurt a.M., aufgenommen im November 2021.
Video About ist ein Werk von Dudu Quintanilha, Graduierter des Jahrgangs 2021 der Filmklasse. Gefilmt wird die Arbeit von einer entfernten Kamera auf der gegenüberliegenden Seite eines Innenhofs, in dem 13 Kunststudierende – Quintanilhas Kommiliton*innen aus der Städelschule – über die Antworten auf 31 Fragen nachdenken, die ihnen gestellt werden. Video About ist eine Studie der Dynamiken von Nähe und Distanz sowie den Wechselbeziehungen von Individuen und Institutionen.
Lisa Strozyk präsentiert zusammenhängende Zeichnungen, Metallskulpturen und Dough – eine Videoarbeit, die die verschiedenen Elemente miteinander verbindet. Dough untersucht das Kneten von Teig und hat eine ASMR-ähnliche Wirkung auf die Betrachter*innen. Die Texturen des Videos sind körperlich, weich und fleischartig und werden hin und wieder von harten, metallischen Ausstechformen unterbrochen. Strozyks Shapemaker-Skulpturen sind abstrakt geformte Ausstechformen aus Eisendraht. Zusammen stehen die Elemente in Verbindung zu Kindheitserinnerungen und rufen Gedanken an Freizeit, Gemütlichkeit und Familie hervor. Gleichzeitig sind sie auch scharfe Objekte, werkmäßig hergestellt, und ihre weitere Funktion ist es, Formen aus formlosen Teig zu stechen und bestimmte Namen im geformten Teig zu identifizieren. Shapes ist eine Serie von Zeichnungen über einen fortlaufenden Zeitraum.
Gintaré Sokelytés Video- und Skulpturenprojekt Selfnoid (2021) wird in der Form einer Videoinstallation präsentiert. Zwei Protagonist*innen stehen sich an einem dunklen und bühnenähnlichen Platz gegenüber, der von einer Glaswand getrennt wird. Ihre Abbilder überlappen sich auf den halbtransparenten Oberflächen. Eine der Figuren ist eine Frau, während die andere eine frauenähnliche Androide ist. Die Zurschaustellung ihrer Bindung ist eine Reflexion von geschlechtlicher Identität, Selbstsein und der Gleichgültigkeit des Kameraobjektivs.
Das Video Selfnoid (2021) wurde vom Frankfurter Kunstverein produziert.