Kakehashi-Literaturpreis
Kakehashi-Literaturpreis 2024
© Goethe-Institut Tokyo
© Rafaela Pröll / Suhrkamp Verlag
© privat
"Mit dem Roman 'Die Hauptstadt' gelingt dem österreichischen Autor Robert Menasse, die vielfältigen Themen des heutigen Europa in mehreren parallel verlaufenden Handlungssträngen erzählerisch zu veranschaulichen. Darin werden die Begebenheiten auf unterschiedlichen Ebenen – etwa das Scheitern des Plans, das fünfzigjährige Jubiläum der EU-Gründung auf der Gedenkstätte des KZ Auschwitz zu begehen, oder der Enthusiasmus eines emeritierten Professors für eine postnationale Europäische Republik, bis hin zur täglichen Angst eines alten jüdischen Auschwitz-Überlebenden – so ironisch wie einfühlsam skizzierend zu einem sich mosaikartig zusammenfügenden Gesamtbild komponiert. Diesem einmaligen Europaroman, der Widersprüche und Möglichkeiten des unvollendeten Projekts "Europa" mit räumlicher Weite und zeitlicher Tiefe erfahrbar macht, zollte die Jury die höchste Anerkennung. Die Übersetzerin Tomoko Fukuma hat bereits durch ihre zahlreichen Studien über die jüdischen Autoren des Holocaust ihr umfassendes und differenziertes Textverständnis belegt und stellt damit eine ideale Vermittlerin dieses Romans dar. Die Jury kam folglich zu dem Schluss, dem Schriftsteller Robert Menasse und der Übersetzerin Tomoko Fukuma den Kakehashi-Literaturpreis 2024 zu verleihen."
Um die Bedeutung des Kakehashi-Literaturpreises gerade auch für junge Übersetzer*innen zu unterstreichen, vergibt die Jury erstmals einen Förderpreis an den Nachwuchsübersetzer Shuntaro Nakamura für seine Einreichung des Romans „Rombo“ von Esther Kinsky.
Die Jury begründet ihre Wahl so: „Die Übersetzung durch Shuntaro Nakamura gibt den tief reflektierten Erzählstil des Originaltexts erfolgreich wieder, mit dem an ein Erdbeben in Norditalien erinnert wird, und der den japanischen Leser miterleben lässt, wie das gelebte Gedächtnis in die Spuren der zerstörten Landschaft eingeschrieben wird. In Anerkennung der hohen Qualität dieser sich dem Originaltext kongenial anschmiegenden Übersetzung wurde einstimmig beschlossen, dem Übersetzer Shuntaro Nakamura einen Förderpreis zu verleihen.“
Shuntaro Nakamura, geboren 1997 in Nagano, Japan, studierte Germanistik an der Universität Kyoto und ist derzeit Doktorand. Seine Masterarbeit (2023) trägt den Titel "Die Umweltkrise und der Körper in Christa Wolffs 'Sommerstück'". Er veröffentlichte eine Teilübersetzung von Esther Kinskis "Rombo" in der Übersetzungsanthologie "Kaigai Bungaku Kiko V" (Kotoba no Tabi sha, 2023). Außerdem übersetzt er ausländische Artikel unter anderem für die Zeitschrift "Sekai" oder das Webmagazin "Fune to Kaze".
Die Jury begründet ihre Wahl so: „Die Übersetzung durch Shuntaro Nakamura gibt den tief reflektierten Erzählstil des Originaltexts erfolgreich wieder, mit dem an ein Erdbeben in Norditalien erinnert wird, und der den japanischen Leser miterleben lässt, wie das gelebte Gedächtnis in die Spuren der zerstörten Landschaft eingeschrieben wird. In Anerkennung der hohen Qualität dieser sich dem Originaltext kongenial anschmiegenden Übersetzung wurde einstimmig beschlossen, dem Übersetzer Shuntaro Nakamura einen Förderpreis zu verleihen.“
© privat
Die Jury des Kakehashi-Literaturpreises 2024 besteht aus
Jury-Präsident Hr. Prof. Fuminari Niimoto (Professor, Meiji-Universität, Fachbereich Kunst und Literatur, Preisträger Kakehashi-Literaturpreis 2016)
und den weiteren Jury-Mitgliedern
Jury-Präsident Hr. Prof. Fuminari Niimoto (Professor, Meiji-Universität, Fachbereich Kunst und Literatur, Preisträger Kakehashi-Literaturpreis 2016)
und den weiteren Jury-Mitgliedern
- Fr. Naoko Hosoi (Übersetzerin)
- Hr. Noriyuki Takamoto (Assistant Professor, Tokyo Metropolitan University)
- Fr. Keiko Hamazaki (Professorin, Rikkyo University)
- Hr. Christopher Thomas (Repräsentativer Direktor / Landessprecher Japan, Merck KGaA) und
- Hr. Peter Anders (Institutsleiter, Goethe-Institut Tokyo).
Treffen der Jury
Die Sitzung der Jury fand im Mai 2024 statt.
Über den Kakehashi-Literaturpreis
Der Preis wird seit 2013 alle zwei Jahre ausgelobt. Die Übersetzer*innen schlagen dabei deutschsprachige Autor*innen zur japanischen Übersetzung vor, deren literarische Werke sich mit Themen der Gegenwart auseinandersetzen. Der mit insgesamt 20.000 Euro dotierte Kakehashi-Literaturpreis dient der Auszeichnung herausragender Autor*innen, deren literarische Arbeit für eine japanische Leserschaft entdeckt werden soll, aber auch den Übersetzer*innen und Verleger*innen für ihre besondere Rolle im kulturellen Austausch.
Merck, ein führendes Wissenschafts- und Technologieunternehmen, ist in den Bereichen Life Science, Healthcare und Electronics tätig. Rund 63.000 Mitarbeitende arbeiten daran, im Leben von Millionen von Menschen täglich einen entscheidenden Unterschied für eine lebenswertere Zukunft zu machen. Der Kakehashi-Literaturpreis ist einer der Literaturpreise, mit denen das Unternehmen Literaturförderung weltweit unterstützt.
Das Goethe-Institut e.V. ist das weltweit tätige Kulturinstitut der Bundesrepublik Deutschland. Es fördert die Kenntnis der deutschen Sprache im Ausland, pflegt die internationale kulturelle Zusammenarbeit und vermittelt ein umfassendes Deutschlandbild. Seit 70 Jahren eröffnen wir den Zugang zur deutschen Sprache und Kultur und engagieren uns für den partnerschaftlichen Dialog mit den Zivilgesellschaften unserer Gastländer. Damit schaffen wir nachhaltiges Vertrauen in unser Land. Die Arbeit des Goethe-Instituts wird vom Auswärtigen Amt unterstützt und erfolgt eigenverantwortlich sowie parteipolitisch ungebunden. Rund ein Drittel seines Budgets erwirtschaftet das Goethe-Institut durch Einnahmen aus Sprachkursen und Prüfungen selbst. Derzeit verfügt das Goethe-Institut über 151 Institute in 98 Ländern, davon 12 Goethe-Institute in Deutschland.
Merck, ein führendes Wissenschafts- und Technologieunternehmen, ist in den Bereichen Life Science, Healthcare und Electronics tätig. Rund 63.000 Mitarbeitende arbeiten daran, im Leben von Millionen von Menschen täglich einen entscheidenden Unterschied für eine lebenswertere Zukunft zu machen. Der Kakehashi-Literaturpreis ist einer der Literaturpreise, mit denen das Unternehmen Literaturförderung weltweit unterstützt.
Das Goethe-Institut e.V. ist das weltweit tätige Kulturinstitut der Bundesrepublik Deutschland. Es fördert die Kenntnis der deutschen Sprache im Ausland, pflegt die internationale kulturelle Zusammenarbeit und vermittelt ein umfassendes Deutschlandbild. Seit 70 Jahren eröffnen wir den Zugang zur deutschen Sprache und Kultur und engagieren uns für den partnerschaftlichen Dialog mit den Zivilgesellschaften unserer Gastländer. Damit schaffen wir nachhaltiges Vertrauen in unser Land. Die Arbeit des Goethe-Instituts wird vom Auswärtigen Amt unterstützt und erfolgt eigenverantwortlich sowie parteipolitisch ungebunden. Rund ein Drittel seines Budgets erwirtschaftet das Goethe-Institut durch Einnahmen aus Sprachkursen und Prüfungen selbst. Derzeit verfügt das Goethe-Institut über 151 Institute in 98 Ländern, davon 12 Goethe-Institute in Deutschland.
Die nächste Ausschreibung des Kakehashi-Literaturpreises wird im Herbst 2025 erfolgen.
Preise der vergangenen Jahre
Artur Becker wurde 1968 geboren als Sohn polnischdeutscher Eltern in Bartoszyce (Masuren). Seit 1985 lebt er in Deutschland. Er schreibt Romane, Erzählungen, Gedichte und Aufsätze, auch ist er als Übersetzer tätig. Artur Becker ist Mitglied im P.E.N.- Zentrum Deutschland und im Exil-P.E.N.-Club sowie im Verband deutscher Schriftsteller (VS) in ver.di. Artur Beckers Werk wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis 2009, dem DIALOG-Preis der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Bundesverband e.V. 2012und mit zahlreichen Aufenthaltsstipendien im Ausland, u.a. in New York, Venedig, Santiago de Chile. 2020 wurde ihm die ChamissoPoetikdozentur verliehen. Der Roman Drang nach Osten erschien 2019 im weissbooks Verlag, Frankfurt am Main.
Dr. Tsuzuko Abe studierte mit dem Rotary-Stipendium an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (1992-93), dann mit dem Stipendienprogramm der polnischen Regierung an der Universität Warschau (1995-97), gefolgt von einem Studium an der European University Viadrina Frankfurt (Oder) (1997-2001) als DAAD-Stipendiatin. Nach ihrer Rückkehr nach Japan arbeitete sie als Justizdolmetscherin und ist seit 2016 Lehrkraft für Deutsch an der DoshishaUniversität in Kyoto.2010 wurde sie für die Übersetzung von Alissa Walsers Am Anfang war die Nacht Musik mit dem 2. Preis des Literarischen Übersetzungswettbewerbs des Goethe-Instituts Japan in Tokyo ausgezeichnet. 2019 promovierte sie mit einer Arbeit zum Thema „Die Erosion der ‚Modellregion‘ – Der politische Rechtsrutsch in Polen und die deutsche Minderheit“.
Dr. Tsuzuko Abe studierte mit dem Rotary-Stipendium an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (1992-93), dann mit dem Stipendienprogramm der polnischen Regierung an der Universität Warschau (1995-97), gefolgt von einem Studium an der European University Viadrina Frankfurt (Oder) (1997-2001) als DAAD-Stipendiatin. Nach ihrer Rückkehr nach Japan arbeitete sie als Justizdolmetscherin und ist seit 2016 Lehrkraft für Deutsch an der DoshishaUniversität in Kyoto.2010 wurde sie für die Übersetzung von Alissa Walsers Am Anfang war die Nacht Musik mit dem 2. Preis des Literarischen Übersetzungswettbewerbs des Goethe-Instituts Japan in Tokyo ausgezeichnet. 2019 promovierte sie mit einer Arbeit zum Thema „Die Erosion der ‚Modellregion‘ – Der politische Rechtsrutsch in Polen und die deutsche Minderheit“.
„In seinem Roman Drang nach Osten begibt sich der deutsch-polnische Autor Artur Becker auf die Spurensuche seiner Großeltern im ostpreußischen Masuren. Durch sein virtuos-einfühlsames Erzählen bringt er die Erfahrung eines Grenzgängers im 21. Jahrhundert mit jener der Grenzgebietsbewohner Nachkriegspolens ins Gespräch. Sein Roman zeigt den Lesenden, wie sorgsam man mit der Vielschichtigkeit der Geschichte umgehen kann, um daraus eine kritische, offene, europäische Identität zu stiften. Die Übersetzerin Dr. Tsuzuko Abe, die nicht nur in Deutschland, sondern auch in Polen studierte und sich mit der Sprache und Kultur von beiden Ländern auskennt, stellt eine ideale Vermittlerin dieses anspruchsvollen Europabuches dar. Der Blick auf die Beziehung zwischen Osteuropa und Deutschland ist auf dem japanischen Buchmarkt noch zu selten vertreten und von brisanter Aktualität. Der Roman kann seinem japanischen Publikum damit einen neuen Horizont eröffnen, der langfristig an Bedeutung gewinnt. Die Jury befand das Übersetzungsprojekt, das es schafft, auf verschiedenen Ebenen zwischen Zeiten und Kulturen Brücken zu schlagen, einstimmig für würdig, mit dem Kakehashi-Literaturpreis 2022 ausgezeichnet zu werden.“
Die Jury des Kakehashi-Literaturpreises 2022 besteht aus
Jury-Präsident Hr. Prof. Fuminari Niimoto (Professor, Meiji-Universität, Fachbereich Kunst und Literatur, Preisträger Kakehashi-Literaturpreis 2016)
und den weiteren Jury-Mitgliedern
Jury-Präsident Hr. Prof. Fuminari Niimoto (Professor, Meiji-Universität, Fachbereich Kunst und Literatur, Preisträger Kakehashi-Literaturpreis 2016)
und den weiteren Jury-Mitgliedern
- Fr. Prof. em. Kaoru Noguchi (Professor em., Chuo-Universität, Fakultät Literatur)
- Fr. Dr. Katja Cassing (Verlegerin und Übersetzerin, Cass Verlag)
- Hr. Assoc. Prof. Jisung Kim (Associate Professor, Tokyo Metropolitan University, Fachbereich Geistes- und Sozialwissenschaften, Preisträger Kakehashi-Literaturpreis 2020)
- Hr. Andreas Christian Rau (Head of Marketing Oncology Japan, Merck Japan)
- Hr. Peter Anders (Institutsleiter, Goethe-Institut Tokyo)
Treffen der Jury
Die Sitzung der Jury fand im April 2022 statt.
Rede von Alexandre De Muralt
(Präsident, Merck Biopharma Co., Ltd.)
Meine Damen und Herren, guten Abend,es ist mir eine große Freude und Ehre, heute hier zu sein und Merck und die Merck-Familie zu vertreten.
Für diejenigen, die unser Unternehmen nicht kennen: Merck ist ein Familienunternehmen mit über 350-jähriger Geschichte.
Wir sind ein führendes Wissenschafts- und Technologie-Unternehmen, das in den Bereichen Healthcare, Life Science und Elektronics tätig ist. Als solches steht die Wissenschaft im Mittelpunkt unseres Handelns, und unser Ziel ist es, "neugierige Köpfe für den menschlichen Fortschritt zu gewinnen".
Wir glauben aber auch, dass unsere Rolle über unsere Produkte und Dienstleistungen hinausgeht und dass wir als Unternehmen mit mehr als 60.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und einer so langen Geschichte auch eine wichtige Rolle dabei spielen, eine bessere Welt zu gestalten.
Unter den vielen Initiativen, die wir in diesem Sinne ergreifen, halten wir die Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut im Rahmen des Kakehashi-Literaturpreises für sehr wichtig, da sie darauf abzielt, die kulturellen und nationalen Grenzen von Merck zu überwinden.
Seit ihres Beginns im Jahr 2014 haben wir diese Zusammenarbeit weiter gestärkt und ihren geografischen Wirkungsbereich erweitert.
Da Japan für Merck eines der wichtigsten globalen Zentren ist, ist es ganz natürlich, dass Merck in diesem Land einen eigenen Literaturpreis stiftet.
Seit unserem letzten Kakehashi-Preis ist in der Welt viel passiert, angefangen mit der COVID-Pandemie und nun mit dem Krieg in der Ukraine. Obwohl sich das Werk des diesjährigen Preisträgers auf eine andere Epoche unserer Geschichte bezieht, lassen sich viele Parallelen zu den tragischen Ereignissen ziehen, die sich heute in der Ukraine abspielen, und so kann das Thema eine Inspirationsquelle für die Lehren sein, die aus der Vergangenheit gezogen wurden.
In seinem Buch "Drang nach Osten" beschreibt Artur Becker anschaulich das traurige Schicksal von Menschen, die der Verfolgung entkommen wollten und für ihre Freiheit kämpften. Es ist traurig zu sehen, dass sich in diesem Moment ganz ähnliche Ereignisse in Europa abspielen. Um Mark Twain zu zitieren: "Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich."
Daher ist es wichtig, dass wir mehr Bewusstsein schaffen und uns an unsere Fehler der Vergangenheit erinnern, und genau hier kann die Literatur eine wichtige Rolle spielen...
Wir bedanken uns noch einmal beim Goethe-Institut und gratulieren den beiden Preisträgern herzlich. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen am heutigen Abend. Lassen Sie uns weiterhin nicht nur eine Brücke schlagen zwischen Japan und Deutschland, sondern diese auch über Geografien und Kulturen hinweg weiter ausbauen.
Ich danke Ihnen!
Der Autor Lutz Seiler, geboren 1963 in Gera, arbeitete nach der Berufsausbildung als Zimmermann und Maurer und studierte anschließend Geschichte und Germanistik an der Martin-Luther-Universität in Halle (Saale). Zunächst hatte sich der gebürtige DDR-Autor als Lyriker einen Namen gemacht, bevor er 2014 mit „Kruso“ sein erfolgreiches Prosa-Debüt gab. Für sein literarisches Werk erhielt Seiler mehrere Preise, darunter den Bremer Literaturpreis, den Uwe-Johnson-Preis, den Deutschen Buchpreis und 2020 den Preis der Leipziger Buchmesse. Er lebt und arbeitet in Berlin und Stockholm.
Der Übersetzer Dr. Jisung Kim, geboren 1987 in Osaka, studierte Internationale Politische Ökonomie und Germanistik in Tokyo und in Berlin. Seit 2018 arbeitet er als Assistenzprofessor am Germanistischen Seminar, Waseda Universität, Tokyo. Zahlreiche Publikationen zur deutschen Gegenwartsliteratur. Sein Aufsatz zu Uwe Johnson wurde mit dem Förderpreis der Gesellschaft zur Förderung der Germanistik ausgezeichnet. Bald erscheint seine Monographie zu Uwe Johnson im renommierten Hosei-Unipress. 2019 hat er Thomas Melles „Die Welt im Rücken“ ins Japanische übersetzt. Er lebt in Yokohama.
Mit dem Roman „Kruso“ gelingt es dem Autor Lutz Seiler, ein wichtiges literarisches Porträt zur Wende vorzulegen. Durch Seilers Fokussierung auf den Fluchtort, eine marginale Ostseeinsel, wird ein ganz anderer Einblick in die Endphase der DDR vermittelt, als man von journalistischen Reportagen gewohnt ist. In einer poetisch dichten Prosa hat der Autor die politischen Ereignisse der Wendezeit so verfremdet, dass der Text stets an der Grenze zwischen Fantastik und Realismus oszilliert. Der Roman „Kruso“ nimmt damit eine besondere Position in der Reihe der Wenderomane ein, dem man wünscht, vom japanischen Lesepublikum entdeckt zu werden. Die Übersetzung ins Japanische soll das ermöglichen. Der Übersetzer Jisung Kim hat nicht nur durch zahlreiche Aufsatzpublikationen seine umfassenden Kenntnisse der deutschen Gegenwartsliteratur belegt, sondern auch einen ausgezeichneten Ruf als kompetenter Übersetzer anspruchsvoller literarischer Texte erworben.
Die Jury des Kakehashi-Literaturpreises besteht aus
Jury-Präsident Herr Prof. Hiroshi Yamamoto, Professor an der Waseda Universität Tokyo
und den weiteren Jury-Mitgliedern:
Die Sitzung der Jury fand im Mai 2020 statt.
Jury-Präsident Herr Prof. Hiroshi Yamamoto, Professor an der Waseda Universität Tokyo
und den weiteren Jury-Mitgliedern:
- Frau Dr. Ilma Rakusa, Schriftstellerin und Übersetzerin Zürich, Preisträgerin des Merck-Kakehashi-Literaturpreis 2016)
- Frau Prof. Miyuki Soejima, Professorin für Germanistik, Otaru University of Commerce Sapporo
- Herr Prof. Hiroaki Sekiguchi, Professor für Germanistik, Meiji University Tokyo
- Herr Shogo Morita, Präsident, Misuzu Shobo Verlag Tokyo
- Herr Dr. Roman Maisch, CEO und Präsident Merck Performance Materials Ltd. Japan Tokyo
- Herr Peter Anders, Institutsleiter Goethe-Institut Tokyo
Die Sitzung der Jury fand im Mai 2020 statt.
Von Klaus-Dieter Lehmann, Präsident des Goethe-Instituts
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
Literatur kann wie kaum eine andere Kunstgattung die Gesellschaft spiegeln, verhandeln, untereinander vermitteln und fehlende Brücken bauen. Das gilt insbesondere in unserem Zeitalter, in dem ohne kulturelles Verständnis die Welt immer weniger lesbar wird. Der Kakehashi-Literaturpreis des Unternehmens Merck und des Goethe-Instituts Tokyo fördert diesen literarischen Brückenschlag zwischen Japan und Deutschland. Unter 17 Bewerbungen fiel die Entscheidung der Juroren in diesem Jahr auf „Kruso“, den Debütroman von Lutz Seiler und auf den Übersetzer Dr. Jisung Kim.
Es sind die Schriftsteller, die eine Vielzahl an Stimmen deutlich machen können, die mehrere Identitäten beschreiben können. Und ebenso ist es bei den Übersetzungen. Die unermessliche Kunst und Leistung der Übersetzerinnen und Übersetzer ist, dass sie in der Muttersprache die Werke fremdsprachiger Autoren neu erfinden und dabei nicht weniger kreativ sind als die Autorinnen und Autoren des Originals. Wilhelm von Humboldt sagte: „Mehrere Sprachen sind nicht ebenso viele Bezeichnungen einer Sache, sie sind verschiedene Ansichten derselben.“
„Kruso“ ist ein großes Buch über das Ende der DDR, aber auch ein großes Buch über die Frage, wie Freiheit zu leben ist. Die Übersetzung des Romans „Kruso“, der in den Monaten vor dem Mauerfall angesiedelt ist, bietet den japanischen Leserinnen und Lesern insofern die Gelegenheit, der jüngeren deutschen Geschichte nachzuspüren. Gerade in Zusammenhang mit dem Jubiläum der Wiedervereinigung, die sich in diesem Jahr zum 30. Mal jährt, hat die Jury eine gute Wahl getroffen.
Herzlichen Glückwunsch zum Kakehashi-Preis 2020!
Literatur kann wie kaum eine andere Kunstgattung die Gesellschaft spiegeln, verhandeln, untereinander vermitteln und fehlende Brücken bauen. Das gilt insbesondere in unserem Zeitalter, in dem ohne kulturelles Verständnis die Welt immer weniger lesbar wird. Der Kakehashi-Literaturpreis des Unternehmens Merck und des Goethe-Instituts Tokyo fördert diesen literarischen Brückenschlag zwischen Japan und Deutschland. Unter 17 Bewerbungen fiel die Entscheidung der Juroren in diesem Jahr auf „Kruso“, den Debütroman von Lutz Seiler und auf den Übersetzer Dr. Jisung Kim.
Es sind die Schriftsteller, die eine Vielzahl an Stimmen deutlich machen können, die mehrere Identitäten beschreiben können. Und ebenso ist es bei den Übersetzungen. Die unermessliche Kunst und Leistung der Übersetzerinnen und Übersetzer ist, dass sie in der Muttersprache die Werke fremdsprachiger Autoren neu erfinden und dabei nicht weniger kreativ sind als die Autorinnen und Autoren des Originals. Wilhelm von Humboldt sagte: „Mehrere Sprachen sind nicht ebenso viele Bezeichnungen einer Sache, sie sind verschiedene Ansichten derselben.“
„Kruso“ ist ein großes Buch über das Ende der DDR, aber auch ein großes Buch über die Frage, wie Freiheit zu leben ist. Die Übersetzung des Romans „Kruso“, der in den Monaten vor dem Mauerfall angesiedelt ist, bietet den japanischen Leserinnen und Lesern insofern die Gelegenheit, der jüngeren deutschen Geschichte nachzuspüren. Gerade in Zusammenhang mit dem Jubiläum der Wiedervereinigung, die sich in diesem Jahr zum 30. Mal jährt, hat die Jury eine gute Wahl getroffen.
Herzlichen Glückwunsch zum Kakehashi-Preis 2020!
Interview: Fremde Musik zu einem selbst erdachten Thema
Der Kakehashi-Literaturpreis 2020 geht an den deutschen Autor Lutz Seiler und den japanischen Übersetzer Jisung Kim für die Übersetzung des Romans „Kruso“. Wie sich im Japanischen der Rhythmus des Werkes ändert und welche neuen Blickwinkel auf die Handlung sich daraus ergeben, erklären die beiden im Interview.
Herr Kim, Voraussetzung für die Förderung durch den Kakehashi-Literaturpreis ist, dass es sich um „ein herausragendes deutschsprachiges Werk“ handelt, das sich „mit einem gesellschaftspolitischen Thema der Gegenwart“ auseinandersetzt. Warum fiel Ihre Wahl auf „Kruso“?
Jisung Kim: Ich habe mich mit meiner Übersetzung des Romans „Kruso“ nicht deswegen um den Kakehashi-Literaturpreis beworben, weil er ein bestimmtes „gesellschaftspolitisches Thema“ behandelt. Es war eher Zufall, dass es in dem Roman, den ich am liebsten übersetzen wollte, um den (vor-)letzten Sommer der DDR und den Mauerfall geht. Genauer gesagt: Es war nur ein Zufall, dass der Preis, um den ich mich bewerben wollte, eine solche Bedingung stellte, und natürlich war es auch Zufall, dass das Jahr, in dem der Wettbewerb ausgeschrieben wurde, auf das 30. Jubiläum der deutschen Wiedervereinigung fiel. Ich wollte einfach diesen Roman Zeile für Zeile ins Japanische übertragen, weil er nicht nur für die deutschen Leserinnen und Leser sowie Rezensentinnen und Rezensenten, sondern auch für mich selbst ein „herausragendes deutschsprachiges Werk“ darstellt.
Wie weit sind Sie mit der Übersetzung des Romans?
Jisung Kim: Zum Zeitpunkt der Bewerbung hatte ich schon etwa ein Drittel übersetzt. Aber dann kam es mir so vor, als ob irgendetwas an meiner Übersetzung nicht stimmte, und jetzt schreibe ich von Anfang an alles wieder um. Was mir währenddessen den Kopf zerbrach, war zunächst eine erzähltheoretische Frage: Wo steht eigentlich der Erzähler in seinem Text? Anders als die meisten Erzähltexte, die Lutz Seiler bisher veröffentlicht hat, tritt der Protagonist von „Kruso“, Edgar Bendler, in der dritten Person auf, abgesehen von dem Epilog, den er angeblich selbst geschrieben hat. Andererseits haben wir es in diesem Roman auch nicht mit einem auktorialen Erzähler zu tun, da das Erzählen immer nur auf die Wahrnehmungen und Gedanken des Protagonisten fokussiert wird. Natürlich ist eine solche Erzählsituation spätestens seit Kafka nicht mehr so unüblich, und in der Tat erinnern die ersten Sätze von „Kruso“ an den Beginn von „Das Schloss“, auch wenn es einen wesentlichen Unterschied gibt, nämlich dass Edgar „aufgebrochen“ ist, während K. im Dorf „ankam“.
Herr Seiler, „Kruso“ wurde bereits in 25 Sprachen übersetzt. Worin besteht Ihrer Meinung nach die größte Schwierigkeit bei der Übertragung dieses Buchs in eine andere Sprache?
Lutz Seiler: 2015 kamen etwa zwanzig der „Kruso“-Übersetzerinnen und Übersetzer aus aller Welt für eine Woche ins Internationale Übersetzerzentrum nach Straelen, wo wir gemeinsam an der Übertragung des Romans gearbeitet haben – das heißt, wir sind dieses Buch, das über 500 Seiten hat, vom ersten bis zum letzten Satz durchgegangen. Das war eine sehr intensive Zeit, wir haben jeden Tag mindestens zwölf Stunden gearbeitet. Meine Aufgabe war, alle Fragen zum Text zu beantworten. Dabei zeigte es sich, dass die Fragen teilweise sehr ähnlich waren, insbesondere wenn es um sprachliche Eigenheiten und historische Konkreta ging, andererseits gab es immer wieder Passagen, die sich in der jeweils anderen Sprache nicht eins zu eins ausdrücken ließen und eine Variante gefunden werden musste, die dem Inhalt beziehungsweise der Bedeutung des Originals möglichst nahe kam, etwas, das adäquat funktionieren konnte.
Besonders schwierig ist das in den mehr poetischen Passagen oder dort, wo Wortspiele und Mehrdeutigkeiten eine Rolle spielen. Am Ende der Woche erklärte uns die chinesische Übersetzerin, dass die Probleme all der anderen nichts wären im Vergleich zu ihren Problemen – da es die Zeitformen, wie wir sie kennen, im Chinesischen nicht gäbe. Jede Situation muss also extra eingeführt werden: Wo ist man gerade und von welcher Zeit geht die Rede und so weiter. Die chinesische Ausgabe von „Kruso“ ist eine der schönsten geworden – vielleicht die schönste neben der schwedischen Ausgabe. Übrigens wurde die ganze Woche protokolliert, alle Fragen, alle Antworten – ein Material, das als Hilfestellung und Handreichung für weitere Übersetzungen funktionieren soll – auch die Übertragung ins Japanische wird davon profitieren.
Sie sind Lyriker und legen großen Wert auf Klang und Rhythmus der Sprache. Wie fühlt es sich an, wenn „Kruso“ in einer anderen Sprache anders klingt?
Lutz Seiler: Es ist faszinierend, den eigenen Text in einer anderen Sprache zu hören. Das ist wie fremde Musik zu einem Thema, das man sich selbst ausgedacht hat, eine Art Neuaufführung des Textes mit anderen Mitteln. Meist habe ich das Gefühl, dass der Text in der anderen Sprache viel besser ist als im deutschen Original.
Herr Kim, der Roman spielt im Jahr 1989, Sie wurden 1987 geboren. Welches Verhältnis haben Sie zu den historischen Ereignissen?
Jisung Kim: Natürlich konnte das zweijährige Kind aus Osaka, das ich damals war, weder als Augen- noch als Ohrenzeuge die historische Wende in Deutschland miterleben. Ich bin auch nicht mehr sicher, wie und wann ich zum ersten Mal Kenntnis davon erhalten habe, dass es früher zwei deutsche Staaten gab – vielleicht in einer Geschichtsstunde an der High-School oder durch eine Fernsehwerbung von Nissin Foods, welche eine Fotomontage zeigte, in der ein bekannter japanischer Schauspieler auf der gefallenen Berliner Mauer eine Instantnudelsuppe schlürft. Nach dem Beginn meines Germanistik-Studiums wurde mein Interesse für die ehemalige DDR hauptsächlich durch literarische Werke geweckt, vor allem durch Uwe Johnson und seine fiktionale Person Gesine Cresspahl. Aber noch lange war Deutschland ein Land, in das ich nie gereist war.
Vom Herbst 2014 bis zum Frühling 2016 konnte ich glücklicherweise als DAAD-Stipendiat in Berlin leben. Knapp einen Monat nach meiner Ankunft war mir aufgefallen, dass der preisgekrönte Roman des Jahres „Kruso“ in jeder Buchhandlung zu haben war. Damals habe ich überall – sei es in der U-Bahn, in einem Hipster-Café in Kreuzberg oder in meinem angestammten Waschsalon – Leute beim Lesen dieses Romans gesehen. Mein eigenes Exemplar habe ich mir beim Besuch einer Lesung des Autors in der Buchhandlung Braun & Hassenpflug gekauft. Auf dem Titelblatt des Buches, das mir jetzt für meine Übersetzung dient, befindet sich ein Autogramm von Lutz Seiler mit dem Datum „20.10.14“.
Über „Kruso“ haben Sie, Herr Seiler, gesagt, es sei ein Roman über die Zeit des Mauerfalls, „in dem der Mauerfall praktisch nicht vorkommt.“ Glauben Sie, dass der Roman in Japan dennoch wie in Deutschland als Wenderoman rezipiert wird?
Lutz Seiler: Ich hatte schon bei „Kruso“ und jetzt auch bei „Stern 111“ ab und zu versucht, darauf hinzuweisen, dass mir dieser Begriff Wenderoman nicht treffend erscheint. Friedrich Christian Delius hat den Begriff neulich zu Recht als falsch und verlogen bezeichnet. Falls ich unter Androhung schwerer Strafen gezwungen wäre, ein Etikett zu benutzen, würde ich sagen, dass „Kruso“ und „Stern 111“ zwei Abenteuerromane sind, im romantischen Sinne – dem „Ofterdingen“ von Novalis oder „Goldrausch“ von Jack London verwandt. Und dann könnte man länger darüber reden, was das für jedes Buch im Einzelnen bedeutet.Und ja, vielleicht gibt es eine Chance, dass das Buch in einem japanischen Kontext mehr vom Geschehen innerhalb des Buches her rezipiert wird – bei „Kruso“ wäre das aus meiner Sicht die Geschichte einer zärtlichen, schwierigen Männerfreundschaft.
(Oktober 2020)
Clemens J. Setz, geboren 1982 in Graz. Studierte einige Jahre Mathematik und Germanistik. Ab 2007 Publikation von Romanen und Erzählungen. Zuletzt erschien: „Bot“ (Gespräche, 2018), „Der Trost runder Dinge“ (Erzählungen, 2019), „Die Bienen und das Unsichtbare“ (2020). Auszeichnungen: Wilhelm-Raabe-Preis 2015, Berliner Literaturpreis 2019, Kleist-Preis 2020.
Ayano Inukai wurde 1977 in Nagoya, Japan geboren. In Tokyo studierte sie Germanistik an der International Christian University und an der Tokyo Metropolitan University, wo sie 2011 zum Doktor der Philosophie promovierte. Seit 2014 ist sie als Assistenzprofessorin an der Tokyo Metropolitan University tätig. Im Jahr 2018 erhielt sie den Kakehashi-Literaturpreis und ist Übersetzerin des Romans „Indigo“ von Clemens J. Setz.
Ayano Inukai wurde 1977 in Nagoya, Japan geboren. In Tokyo studierte sie Germanistik an der International Christian University und an der Tokyo Metropolitan University, wo sie 2011 zum Doktor der Philosophie promovierte. Seit 2014 ist sie als Assistenzprofessorin an der Tokyo Metropolitan University tätig. Im Jahr 2018 erhielt sie den Kakehashi-Literaturpreis und ist Übersetzerin des Romans „Indigo“ von Clemens J. Setz.
Clemens J. Setz gilt als einer der innovativsten Schriftsteller seiner Generation und wird im deutschsprachigen Feuilleton seit Jahren zurecht als literarischer Shootingstar gefeiert. Der österreichische Schriftsteller beschäftigt sich selbst als ‚Nerd‘ mit zahlreichen gesellschaftlichen Aspekten des digitalen Zeitalters und entwickelt in seinen Texten kuriose Geschichten, die von detailversessenen Recherchen in wissenschaftlichen und quasiwissenschaftlichen Bereichen und von einer teils exzentrischen Vorstellungskraft leben. In seinem genuin autofiktionalen Roman, dessen Ich-Erzähler den Namen des Autors trägt, treibt Setz das Spiel mit Fakten und Fiktionen auf die Spitze und transferiert das romantische Doppelgänger-Motiv in die multiplen und virtuellen Realitäten unserer Zeit. Im hochtechnisierten Japan, das nicht zuletzt die technikaffine „Otaku“-Bewegung zur globalen Subkultur beigesteuert hat, fallen die Romane des deutschsprachigen Meisters der „Nerd-Literatur“ gewiss auf besonders fruchtbaren Boden… Die herausragenden literaturwissenschaftlichen, übersetzungstechnischen und sprachlichen Kompetenzen von Ayano Inukai zeigen sich in ihrer hochpräzisen und von sprachlicher Verve gekennzeichneten Probeübersetzung, in der bereits ihre skrupulöse Suche nach intertextuellen Bezügen erkennbar wird, die sie weit über das literarische Feld hinaus in Diskurse der Popkultur und der digitalen Kultur führt. Wir können Frau Inukai mit großer Überzeugung als geradezu ideale Übersetzerin für den Roman bezeichnen. Die Jury entschied folglich, dass der Merck-Kakehashi-Literaturpreis 2018 dem Schriftsteller Clemens J. Setz und der Übersetzerin Ayano InukaiI verliehen wird.
Die Jury des Kakehashi-Literaturpreises besteht aus
Jury-Präsident Professor Hiroshi Yamamoto, Waseda Universität Tokyo
und den weiteren Jury-Mitgliedern:
Heike Friesel, Leiterin des Bereichs Literatur- und Übersetzungsförderung, Goethe-Institut München
Jury-Präsident Professor Hiroshi Yamamoto, Waseda Universität Tokyo
und den weiteren Jury-Mitgliedern:
- Prof. Masahiko Tsuchiya, Städtische Universität Nagoya
- Prof. Hiroaki Sekiguchi. Meiji Universität Tokyo
- Kaoru Noguchi, Prof. em. Chuo Universität
- Ilma Rakusa, Schriftstellerin, Preisträgerin des Kakehashi-Literaturpreises 2016
- Dr. Ralf Annasentz, Geschäftsführer von Merck Ltd. in Japan
- Peter Anders, Institutsleier Goethe-Institut Tokyo
Heike Friesel, Leiterin des Bereichs Literatur- und Übersetzungsförderung, Goethe-Institut München
AUS DEM UNTERNEHMEN MERCK
Johannes Baillou, Tokyo, 2018.11.15, Vorsitzender des Gesellschafterrates der E.Merck KG"Es ist uns als Merck-Familie und als Unternehmen ein Anliegen, die Menschen und Kultur der Länder, in denen wir aktiv sind, besser zu verstehen und den Menschen in unseren Gastländern auch ein wenig die Kultur unserer Heimat näherzubringen. Ein weiterer Aspekt dieser kulturellen Aktivität ist mir ebenfalls sehr
wichtig: Gute Manager sollen nicht ausschließlich Fachleute sein. Wer über Jahre unter sich ständig wechselnden Bedingungen in unterschiedlichen Kulturen erfolgreich sein will, muss auch über den Tellerrand hinausblicken. Die Beschäftigung mit Literatur kann dabei helfen."
wichtig: Gute Manager sollen nicht ausschließlich Fachleute sein. Wer über Jahre unter sich ständig wechselnden Bedingungen in unterschiedlichen Kulturen erfolgreich sein will, muss auch über den Tellerrand hinausblicken. Die Beschäftigung mit Literatur kann dabei helfen."
llma Rakusa wurde am 2. Januar 1946 in Rimavskä Sobota (Slowakei)
geboren. Nach Aufenthalten in Budapest, Ljubljana und Triest
übersiedelte sie im Jahre 1951 gemeinsam mit ihren Eltern nach Zürich.
Von 1965 bis 1971 studierte Rakusa Slawistik und Romanistik in Zürich
Paris und St. Petersburg. Zwischen 1971 und 1977 arbeitete sie als '
Assistentin, später auch Lehrbeauftragte am Slawischen Seminar der
Universität Zürich. Rakusa übersetzt aus dem Französischen
Russischen, Serbokroatischen und Ungarischen und ist als P~blizistin
für die NZZ und DIE ZEIT tätig. Zudem ist sie Mitglied der Deutschen
Akademie für Sprache und Dichtung. Heute lebt llma Rakusa als freie
Schriftstellerin in Zürich.
Prof. Fuminari Niimoto, geboren am 10. September 1964 in Hiroshima, ist Professor für deutschsprachige Literatur am Tsuda College in Tokyo.
Ausbildung und beruflicher Werdegang:
- 1990 Magisterabschluss an der Tokyo-Universität
- 1992/93 Studium an der Universität Paderborn
- 1990-93 Doktorkurs an der Tokyo-Universität
- 2002/03, 2009/10 Forschungsaufenthalt an der Universität Lausanne
in der Schweiz
Seit 2010 ordentlicher Professor für Germanistik am Tsuda College.
Forschungsschwerpunkte:Deutschsprachige Gegenwartsliteratur, Schweizerische Literatur,Übersetzungswissenschaft.
geboren. Nach Aufenthalten in Budapest, Ljubljana und Triest
übersiedelte sie im Jahre 1951 gemeinsam mit ihren Eltern nach Zürich.
Von 1965 bis 1971 studierte Rakusa Slawistik und Romanistik in Zürich
Paris und St. Petersburg. Zwischen 1971 und 1977 arbeitete sie als '
Assistentin, später auch Lehrbeauftragte am Slawischen Seminar der
Universität Zürich. Rakusa übersetzt aus dem Französischen
Russischen, Serbokroatischen und Ungarischen und ist als P~blizistin
für die NZZ und DIE ZEIT tätig. Zudem ist sie Mitglied der Deutschen
Akademie für Sprache und Dichtung. Heute lebt llma Rakusa als freie
Schriftstellerin in Zürich.
Prof. Fuminari Niimoto, geboren am 10. September 1964 in Hiroshima, ist Professor für deutschsprachige Literatur am Tsuda College in Tokyo.
Ausbildung und beruflicher Werdegang:
- 1990 Magisterabschluss an der Tokyo-Universität
- 1992/93 Studium an der Universität Paderborn
- 1990-93 Doktorkurs an der Tokyo-Universität
- 2002/03, 2009/10 Forschungsaufenthalt an der Universität Lausanne
in der Schweiz
Seit 2010 ordentlicher Professor für Germanistik am Tsuda College.
Forschungsschwerpunkte:Deutschsprachige Gegenwartsliteratur, Schweizerische Literatur,Übersetzungswissenschaft.
Jurypräsident, Prof. Masahiko Tsuchiya, begründet seine Entscheidung mit der wachsenden Bedeutung des Begriffs „Transnationalität“ im globalen Zeitalter. Ilma Rakusa sei eine der wichtigsten transnationalen Autorinnen im deutschsprachigen Raum. Ihr Hauptwerk „Mehr Meer“ zeichne sich, auch dem Wortlaut einiger Literaturkritiker folgend, durch drei Merkmale aus, die Schönheit der poetischen Sprache, die gattungsüberschreitende Relevanz des Werks und die multikulturellen Erfahrungen. Der Leser reist mit der Erzählerin durch verschiedene Länder Europas, teilt ihre Erfahrungen, folgt ihrem Strang der Jugenderinnerungen. Unwillkürlich stellt sich beim Leser aus Japan ein Nachempfinden der Gemeinsamkeiten und Bruchlinien der europäischen und japanischen Geschichte ein. Aus diesem Grund bietet die Übersetzung von Ilma Rakusas Werk der japanischen Leserschaft eine kostbare Gelegenheit, Stimmen und Schritte einer Grenzgängerin zwischen Sprachen und Kulturen kennen zu lernen. Hinzu kommt noch, dass Fuminari Niimoto Ilma Rakus Buch gut kennt, bereits mehrere literarische Übersetzungen veröffentlicht hat und daher als einer der besten Übersetzer der Erinnerungspassagen von Ilma Rakusa gelten kann. Sein Vorschlag überzeugte neben weiteren interessanten Einreichungen alle Jurymitglieder einstimmig.
Die Jury des Kakehashi-Literaturpreises besteht aus
Jury-Präsident Prof. Masahiko Tsuchiya (Nagoya Gakuin Universität)
und den weiteren Jury-Mitgliedern:
Heike Friesel, Leiterin des Bereichs Literatur- und Übersetzungsförderung, Goethe-Institut München
Jury-Präsident Prof. Masahiko Tsuchiya (Nagoya Gakuin Universität)
und den weiteren Jury-Mitgliedern:
- Hatsumi Motoi, Nippon Unviersität Tokyo
- Reika Hane, Chuo Universität Tokyo
- Kaoru Noguchi, Prof. em. Chuo Universität Tokyo
- Hiroshi Yamamoto, Waseda Universität Tokyo
- Ralf Annasentz, Merck Ltd Japan, CEO
- Dr. Barbara Richter-Ngogang (Leiterin Bibliothek und Information, Goethe-Institut Tokyo)
Heike Friesel, Leiterin des Bereichs Literatur- und Übersetzungsförderung, Goethe-Institut München
Merck und das Goethe-Institut verliehen im Herbst 2014 erstmals den Merck-Kakehashi-Literatur- und Übersetzungspreis (jetzt: "Kakehashi-Literaturpreis"). Ausgezeichnet werden deutsche Autoren, deren literarische Arbeit für eine japanische Leserschaft entdeckt werden soll.
Arno Schmidt, 1914 in Hamburg geboren, war nach dem Abitur und einer kaufmännischen Lehre 1937 - 1940 graphischer Lagerbuchhalter in Greiffenberg (Schlesien) und von 1940 bis 1945 Soldat, überwiegend in Norwegen. Ab 1947 lebte er als freier Schriftsteller u.a. im Saarland und in Darmstadt, ab 1958 in Bargfeld, Kreis Celle. Arno Schmidt starb 1979 in Celle.
Jun Wada, geboren am 15. März 1987 in Tochigi, ist Angestellter der Stadtverwaltung in Tokyo. Von 2005 bis 2013 studierte er an der Waseda Universität in Tokyo mit Magisterabschluss in Germanistik. Seine 2013 veröffentlichte Magisterarbeit trägt den Titel: "Zwei Fotoalben - Arno Schmidts Schichtwelt".
Jun Wada, geboren am 15. März 1987 in Tochigi, ist Angestellter der Stadtverwaltung in Tokyo. Von 2005 bis 2013 studierte er an der Waseda Universität in Tokyo mit Magisterabschluss in Germanistik. Seine 2013 veröffentlichte Magisterarbeit trägt den Titel: "Zwei Fotoalben - Arno Schmidts Schichtwelt".
Die Juroren des Merck-Kakehashi-Literaturpreises haben sich einstimmig für Arno Schmidts experimentelle Erzählung „Seelandschaft mit Pocahontas“ aus dem Jahre 1953 sowie seinen Übersetzer Jun Wada entschieden. Der Vorsitzende der Jury, Professor Yuji Nawata (Chuo Universität Tokio), begründete die Entscheidung der Jury mit der fortwährenden Entwicklungsfähigkeit und Aktualität von Arno Schmidts experimenteller Literatur und Jun Wadas hervorragend kommentierter Probeübersetzung: „Jun Wada gelang es, Schmidts Aktualität und die Geltung seines Schaffens zu zeigen. Die Förderung durch den Preis wird den weltweit rezipierten Schriftsteller der japanischen Leserschaft endlich zugänglich machen.“
Das Preisgeld für den Schriftsteller nimmt die Arno Schmidt Stiftung entgegen, die sich um das Erbe des berühmten Autoren verdient macht.
Das Preisgeld für den Schriftsteller nimmt die Arno Schmidt Stiftung entgegen, die sich um das Erbe des berühmten Autoren verdient macht.
Die Jury des Kakehashi-Literaturpreises besteht aus
Jury-Präsident Prof. Yuji Nawata (Chuo Universität Tokyo)
und den weiteren Jury-Mitgliedern:
Jury-Präsident Prof. Yuji Nawata (Chuo Universität Tokyo)
und den weiteren Jury-Mitgliedern:
- Prof. Hiroshi Yamamoto (Waseda Universtität Tokyo)
- Arne Schneider (Goethe-Institut München)
- Dr. Barbara Richter-Ngogang (Leiterin Bibliothek und Information, Goethe-Institut Tokyo)
- Dr. Karl Röser (Geschäftsführer der Merck Ltd., Japan, in Tokyo)
AUS DEM UNTERNEHMEN MERCK
Karl-Ludwig Kley, Tokyo, 2014.10.17, Former CEO, Merck KGAA, Darmstadt, Deutschland"Mit dem Merck Kakehashi Literaturpreis wollen wir einen Beitrag leisten, das zu ändern. Wir möchten die japanische Übersetzung von wertvoller deutscher Gegenwartsliteratur fördern. Literatur, die Grenzen überschreitet und literarische, sprachliche und kulturelle Brücken zwischen Deutschland und Japan baut."