Verschwörungstheorien in Japan: Anhängerschaft und Einfluss

Eine Zeichnung der Tsunami Katastrophe 2011 in Japan. © Yukari Mishima

Zeitgenössische Verschwörungstheorien wurden im Japan der 1980er und 1990er Jahre von revolutionär gesinnten Verschwörungstheoretikerinnen und -theoretikern befeuert, die westliche Verschwörungstheorien mit in Japan geläufigen links- und rechtsradikalen Ideologien verbanden. Dieser Artikel will einen kurzen Überblick über die am weitesten verbreiteten Verschwörungsnarrative geben.
 
Im November 2020 gingen in Tokio Hunderte Personen, die JAnon (einem selbsternannten japanischen Arm von QAnon) anhängen, auf die Straße, um ihre Unterstützung für Donald Trump und dessen Vorwürfe wegen „Wahlbetrugs“ zum Ausdruck zu bringen (Kyodo News, 2020; Mainichi Japan, 2021). Im April 2022 wurden fünf Mitglieder von Yamato Q (einer von QAnon inspirierten Gruppe von Impfgegnerinnen und -gegnern) verhaftet – wegen angeblicher Sabotageakte gegen eine COVID-19-Impfklinik in Tokio mit dem Ziel, „die Leben von Kindern vor Impfungen zu schützen“ (The Yomiuri Shimbun, 2022). Angesichts dieser Vorfälle zeigten sich mehrere Personen aus Journalismus und Wissenschaft besorgt über die Verbreitung extremer Verschwörungsideen aus dem Westen, die in Japan für erhebliche Unruhe gesorgt hätten (Mainichi Japan, 2021; Zimmerman, 2020).

Verschwörungstheorien sind in Japan nichts Neues und kommen häufig in den Massenmedien vor. Ein zentrales Thema der international beliebten Manga-Serien Attack on Titan und Fullmetal Alchemist ist beispielsweise die verschwörerische Manipulation der Geschichte und der technologischen Entwicklung durch die Eliten (Greene, 2022). Weltweit ist dagegen kaum bekannt, welche Verschwörungstheorien außerhalb der Populärkultur in Japan kursieren und welche Eigenschaften ihre Anhängerschaft auszeichnen. Dies liegt daran, dass sich Untersuchungen zu Verschwörungstheorien bisher vor allem auf westliche Länder konzentriert haben und viele Studien zur Situation in Japan nur in japanischer Sprache vorliegen. Vor diesem Hintergrund will der vorliegende Artikel einen Überblick über Verschwörungstheorien im heutigen Japan geben. Dafür kontextualisiert er zunächst diese Theorien auf Grundlage der einschlägigen Fachliteratur. Anschließend quantifiziert er einige Merkmale ihrer Anhängerschaft anhand von Daten aus einer Umfrage, die der Autor 2023 für sein laufendes Forschungsprojekt durchgeführt hat.

Verschwörungstheorien im heutigen Japan

Jüngste Umfragen zeigen, dass der Glaube an Verschwörungstheorien in Japan durchaus gängig ist. Nach einer Umfrage, die Masaki Hata von der Universität der Präfektur Kyoto 2021 durchgeführt hat, waren etwa 25 % der Teilnehmenden mehr oder weniger davon überzeugt, neue Arzneimittel würden insgeheim an der Bevölkerung getestet. Etwa 27 % vertraten die Auffassung, dass geheime Elitegruppen hinter wichtigen globalen Ereignissen steckten (Hata, 2022). In einem Bericht vom 2023 kamen Shinichi Yamaguchi und Tomoaki Watanabe von der International University of Japan zu einem vergleichbaren Ergebnis: Schätzungsweise bis zu 29 % der japanischen Bevölkerung waren der Überzeugung, eine pädophile Clique würde die Geschicke der USA lenken, und 39 % glaubten an Wahlbetrug bei den US-Präsidentschaftswahlen 2020 (Yamaguchi & Watanabe, 2023).

Fremdenfeindliche Verschwörungstheorien
Moderne Verschwörungstheorien gewannen im Japan der 1980er- und 1990er-Jahre zunehmend an Popularität. Zu den bekanntesten gehört vermutlich die Weltuntergangsrhetorik der religiösen Sekte Aum Shinrikyo, die 1995 einen Giftgasanschlag auf die Tokioter U-Bahn verübte – mit der Begründung, bösartige ausländische Kräfte hätten sich miteinander verbündet, um Japan einzunehmen und seine Bevölkerung zu versklaven (Tsuji, 2018).

Nach Angaben der japanischen Religionswissenschaftler /-historiker Ryutaro Tsuji (2018; 2019) und Hidehiko Kurita (2019; 2021) sei diese Form fremdenfeindlicher Verschwörungstheorien – vor ihrer Vereinnahmung durch die Sekte – zunächst von revolutionären Verschwörungstheoretikern wie Ryu Ota und Masami Uno propagiert worden. Sie hätten westliche Verschwörungstheorien mit links- und rechtsradikalen ideologischen Strömungen in der japanischen Gesellschaft – wie Anti-Amerikanismus, Ultranationalismus und Revisionismus – verknüpft. Die zentrale Botschaft ihrer Theorien besagte, dass ausländische Kräfte, von den USA, über das Judentum und die Freimaurer, bis hin zu den Illuminati und sogar den Reptiloiden schon lange geplant hätten, das japanische Volk und den japanischen Geist mit unterschiedlichen Methoden zu zerstören. Beispielsweise sei Japan zunächst zu einer Beteiligung am Zweiten Weltkrieg gezwungen und anschließend eine Marionettenregierung im Land eingesetzt worden, um die japanische Bevölkerung einer Gehirnwäsche zu unterziehen.

Da Ultranationalismus im Japan der Nachkriegszeit nicht dem politischen Mainstream entsprach, fanden diese Verschwörungstheorien vor allem über Bücher, Boulevardzeitungen und Manga-Magazine Verbreitung. Die Vorstellung, dass Menschen aus dem Ausland hinter den Kulissen die Fäden zögen, übte auf die Lesenden einen gewissen Reiz aus, spiegelte sie doch ihre damaligen Ängste im Zusammenhang mit der offensichtlichen Machtlosigkeit Japans im Bündnis mit den USA und der politischen Korruption im Land wider, die beispielsweise in der Lockheed-Affäre zum Ausdruck kam (Greene, 2022; Rosenbaum, 2020) [1].

Diese Form fremdenfeindlicher Verschwörungstheorien wurden von anderen Verschwörungstheoretikerinnen und -theoretikern aufgegriffen und weiter verbreitet. Mit der Zeit etablierte sich daraus eine Subkultur, die um die Themen Nationalismus, Rassismus, Populismus und weitere extremistische Ideologien kreist, welche in der Regel im Mainstream keinen Anklang finden (Penney, 2009; Morris-Suzuki & Rimmer, 2007).

Künstlich erzeugte Erdbeben
Eine weitere populäre Form fremdenfeindlicher Verschwörungstheorien besagt, dass verheerende Erdbeben – von denen in Japan ein hohes Risiko für Naturkatastrophen ausgeht – das Werk ausländischer gegnerischer Kräfte seien (Tsuji, 2012; ASIOS & Woolner, 2011; Sato, 2024). Nach nahezu jedem schweren Erdbeben, vom Großen Kantō-Erdbeben 1923 bis zum Noto-Erdbeben 2024, kamen vergleichbare Verschwörungstheorien auf, in denen behauptet wurde, die Erdbeben seien durch tektonische Waffen ausländischen Ursprungs künstlich erzeugt worden (Kubota, 2024). Eine der elaboriertesten Thesen geht davon aus, dass das große Erdbeben im Osten Japans 2011 und der anschließende Störfall im Atomkraftwerk Fukushima bewusst von den USA und ihrem „Deep State“ herbeigeführt worden seien, um Japan zu schwächen und anschließend die Kontrolle über das Land zu übernehmen (Tsuji, 2012; ASIOS & Woolner, 2011).

Auch bei anderen Krisen kamen Verschwörungstheorien auf, die die „verborgenen Ursachen“ wichtiger Ereignisse aufdecken sollten. Während der COVID-19-Pandemie fanden beispielsweise Verschwörungstheorien weite Verbreitung, in denen behauptet wurde, das neuartige Coronavirus sei eine Biowaffe aus China (Ministry of Internal Affairs and Communications, 2020) und die Impfstoffe seien Teil eines von Bill Gates arrangierten Plans zur Bevölkerungsreduzierung (Yamaguchi & Watanabe, 2023). Aktuellere Verschwörungstheorien sprachen im Zusammenhang mit dem Mordanschlag auf den ehemaligen japanischen Premierminister Shinzo Abe 2022 von einem „Insiderjob“ und orientierten sich damit an bereits bekannten Verschwörungstheorien im Zusammenhang mit der Ermordung von John F. Kennedy (JFK) (Yamaguchi, 2022).

Rassistische Verschwörungstheorien
Neben ausländischen Personen und Geheimbünden sind ethnische Minderheiten in Japan ebenfalls eine beliebte Zielscheibe nationalistischer und fremdenfeindlicher Verschwörungstheoretikerinnen und -theoretiker. InsbesondereZainichi(Menschen koreanischer Herkunft) sind häufig Opfer von Vorurteilen, die noch aus dem japanischen Kaiserreich stammen (Ito, 2014). Beispielsweise halten viele Rechtsextreme an der inzwischen widerlegten Behauptung fest, die Zainichi hätten mehr gesellschaftliche Privilegien, weil die japanische Regierung und die Massenmedien des Landes hinter den Kulissen von koreanischen Menschen kontrolliert würden (Hata, 2022).

Verschwörungstheorien im Internetzeitalter
Angesichts des Bedeutungsverlusts der Printmedien seit Beginn der 2000er Jahre nutzen viele Verschwörungstheoretikerinnen und -theoretiker in Japan inzwischen das Internet, um ihre Behauptungen zu verbreiten. Am aktivsten sind dabei vermutlich die Rechtsaußen-Online-Bewegung Netto-Uyoku. Sie verbreitet ihre nationalistischen und fremdenfeindlichen Diskurse, die auch einige der weiter oben genannten Verschwörungstheorien beinhalten, offen und aktiv über das Internet. Darüber hinaus ist sie für ihre Online-Agitation bekannt – beispielsweise mit Forderungen nach einer Änderung der japanischen Verfassung [2] und rituellen Opfergaben am Yasukuni-Schrein (Nagayoshi, 2021; Niguchi, 2019) [3]. Obwohl die Zahl der Anhängerinnen und Anhänger von Netto-Uyoku auf weniger als 2 % aller japanischen Internetnutzenden geschätzt wird, konnten sie ihre Ideologien über das in Japan weitgehend unregulierte Internet (Freedom House, 2023) offen und lautstark verkünden – insbesondere in Foren und über soziale Medien (Tsuji, 2017; Nagayoshi, 2019).

Glauben die Menschen an diese Verschwörungstheorien?

Alles in allem bestätigt diese Befragung (Abb. A) die Ergebnisse vorheriger Studien (Hata, 2022; Yamaguchi & Watanabe, 2023), laut denen ein nicht unerheblicher Teil der japanischen Bevölkerung an Verschwörungstheorien glaubt. Je nach Theorie waren 14,2 % bis 33,3 % der Befragten von einem gewissen Grad der Glaubwürdigkeit [4] einer jeweiligen Verschwörungstheorie überzeugt. Mit Blick auf die zehn ausgewählten Theorien stimmten die meisten Befragten den Aussagen zu COVID-19 als Biowaffe und zur Ermordung von JFK zu – etwa ein Drittel der Befragten sahen einen gewissen Wahrheitsgehalt in diesen Behauptungen. Ein Grund für die Popularität dieser Theorien liege laut Shinichi Yamagishi darin, dass von der Überzeugung, eine „Wahrheit“ zu kennen, die der Öffentlichkeit vorenthalten werde, ein Gefühl der Überlegenheit ausgehe (Yamaguchi, 2022).
 
Bei den Verschwörungstheorien mit fremdenfeindlichen oder rassistischen Untertönen zeigten sich 24,1 % mehr oder weniger davon überzeugt, die japanische Regierung und die nationalen Medien seien Marionetten ausländischer Mächte („Marionettenregierung“), und 20,4 % konnten sich vorstellen, die USA und die japanische Schattenregierung hätten Japan zur Teilnahme am Zweiten Weltkrieg gezwungen („2. WK“). Die wenigsten, aber immerhin noch 16,6 % bzw. 14,2 % der Befragten, sprachen den Aussagen, die japanische Regierung werde von koreanischen Personen („Koreaner/-innen“) gesteuert und das große Erdbeben im Osten Japan sei das Werk der USA und ihres „Deep State“ („Künstliches Erdbeben“), einen gewissen Wahrheitsgehalt zu. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass es die für den Fragebogen ausgewählten Verschwörungstheorien im Zusammenhang mit QAnon („QAnon“) zwar in die Schlagzeilen schafften, gleichzeitig aber die geringste Anhängerschaft hatten (14,4 %). Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, wie schon von Ryutaro Tsuji (2012) ausgeführt, dass Verschwörungstheorien im heutigen Japan sowohl am linken als auch am rechten Rand des politischen Spektrums zu finden sind und ein beträchtliches Segment der japanischen Bevölkerung ansprechen.

Wer glaubt an diese Theorien?

Laut Shinichi Yamaguchi und Tomoaki Watanabe (2023) sind Personen in ihren Fünfzigern und Sechzigern, die einen Hochschulabschluss haben und fest einer –links- oder rechtsgerichteten – politischen Ideologie anhängen, empfänglicher für Verschwörungstheorien. Interessanterweise zeichnen die Ergebnisse der hier analysierten Befragung (Abb. B) ein ganz anderes Bild. Im Durchschnitt sind die Personen, die Verschwörungstheorien anhängen, deutlich jünger (40,9 Jahre) als die in den anderen Gruppen (45,8 Jahre), und ihre politische Überzeugung und ihr Bildungsstand sind mit denen der anderen Gruppen vergleichbar. Außerdem sind bei ihnen nicht die typischen Eigenschaften der Netto-Uyoku (Online-Rechten) zu beobachten (Nagayoshi, 2021). Ihr Vertrauen in die Regierung und ihre Haltung in der Frage einer Änderung der japanischen Verfassung und einer Stärkung der nationalen Selbstverteidigungskräfte weisen zudem kaum Unterschiede zu den anderen Gruppen auf.
 
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Laut den Ergebnissen dieser Studie unterscheiden sich die Personen, die an Verschwörungstheorien glauben, von den anderen Gruppen allerdings in ihrer negativeren Haltung gegenüber ausländischen Personen („rassistische Einstellung“) und in ihrem aktiveren Auftreten in den sozialen Medien („Engagement in sozialen Medien“). Diese Eigenschaften decken sich mit der Beschreibung der Onrain Haigaishugi-Sha (Online-Fremdenfeinde), die Kikuko Nagayoshi von der Universität Tokio formuliert hat. Laut Nagayoshi hätten diese aktiven Internetnutzenden zwar eine ablehnende Einstellung gegenüber ausländischen Personen, insbesondere aus China und Korea, doch im Gegensatz zu den typischen Netto-Uyoku (Online-Rechten) hingen sie keinen ultranationalistischen Ideologien an (Nagayoshi, 2019). Laut Masaki Hata betrachteten sich diese Personen zudem selbst eher als Futsū No Nihonjin (normale Japanerinnen und Japaner). Sie verachteten Politik, distanzierten sich von allen politischen Parteien und Ideologien und vermieden politische Diskussionen in ihrem Alltag. Nichtsdestotrotz seien sie empfänglicher für Verschwörungstheorien, die rechtsextreme Akteure verbreiten (Hata, 2022).

Wichtigste Ergebnisse

Alles in allem zeigen die Ergebnisse der Umfrage, dass schätzungsweise bis zu 19 % der japanischen Bevölkerung in unterschiedlichen Abstufungen an Verschwörungstheorien glauben – auch an solche mit fremdenfeindlichen oder rassistischen Untertönen. Was allerdings nicht zwangsläufig bedeutet, dass sie diese Ideologien auch unterstützen. Stattdessen könnten Verschwörungstheorien laut Kikuko Nagayoshi (2019) und Masaki Hata (2022) einigen Menschen in Japan – einer Nation, die großen Wert auf soziale Harmonie lege und in der politische Diskussionen im Alltag eher unüblich seien – Gelegenheit geben, ihre persönlichen Meinungen oder Vorurteile zu reflektieren oder mitzuteilen. Darüber hinaus kommen der Autor und Kollegen in einer aktuellen Studie zu dem Ergebnis, dass viele Menschen in Japan Verschwörungstheorien zwar nicht ablehnen, gleichzeitig aber auch keine hohe Meinung von ihnen haben (Cheng et al., 2024).

Abschließend muss auch bedacht werden, dass die Daten zwar auf Zusammenhänge zwischen dem Glauben an Verschwörungstheorien und rassistischen Haltungen hindeuten. Was jedoch im Umkehrschluss nicht bedeutet, dass Menschen, die an diese Theorien glauben, rassistischem Gedankengut anhängen und umgekehrt. Die Ergebnisse zeigen vielmehr, dass es weiterer empirischer Untersuchungen zu den Kausalzusammenhängen zwischen diesen beiden Eigenschaften bedarf, um die sozialen und politischen Implikationen von Verschwörungstheorien in Japan besser zu verstehen. Dieses Thema ist gerade jetzt besonders aktuell: Das Land steht an einem Wendepunkt und will sich angesichts des Problems der Überalterung seiner Bevölkerung für Einwanderung öffnen.

Untersuchte Verschwörungstheorien

Der Autor hat im März 2023 eine Befragung durchgeführt, um herauszufinden, ob Menschen in Japan an bestimmte Verschwörungstheorien glauben. [5] Befragt wurde eine national repräsentative, nach Alter, Geschlecht und Wohnort quotierte Stichprobe aus 1.447 erwachsenen Einwohnerinnen und Einwohnern Japans im Alter zwischen 20 und 69 Jahren.

Die Befragten sollten auf einer Skala von 1 bis 7 (1 = das glaube ich überhaupt nicht, 7 = davon bin ich fest überzeugt) bewerten, wie sehr sie an bestimmte Verschwörungstheorien glauben, und zudem weitere Fragen zu ihren politischen Ansichten und ihrer Mediennutzung beantworten. Die zehn für diese Studie ausgewählten Verschwörungstheorien reichten von fremdenfeindlichen und rassistischen Behauptungen oder Theorien im Zusammenhang mit COVID-19 über Mordanschläge auf nationale Staats- und Regierungschefs bis hin zu Donald Trump oder Klimaskepsis.

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Analysemethoden

Zur Ermittlung der Anhängerschaft der einzelnen Verschwörungstheorien wurde eine Clusteranalyse [6]in zwei Schritten durchgeführt, um die Befragten – anhand des Grads der Glaubwürdigkeit, den sie den zehn ausgewählten Theorien zugeordnet haben – in homogene Gruppen zu unterteilen. Die Analyse ergab vier verschiedene Gruppen. Auf Grundlage der von ihnen bewerteten Glaubwürdigkeit der verschiedenen Verschwörungstheorien wurden diese Gruppen wie folgt eingeordnet: „keine Anhängerschaft“ (23,7 %): Personen in dieser Gruppe neigen eher dazu, alle Verschwörungstheorien als Unwahrheiten abzulehnen.

„Gleichgültig“ (32,7 %): Personen in dieser Gruppe zeigen sich gleichgültig gegenüber Verschwörungstheorien; sie sind weder fest davon überzeugt noch glauben sie nicht daran.

„Neugierige Anhängerschaft“ (24,7 %): Personen in dieser Gruppe glauben eher nicht an die Mehrzahl der Verschwörungstheorien, sind allerdings empfänglicher für die populären Theorien (COVID-Biowaffe und JFK-Ermordung).

„Anhängerschaft“ (18,9 %): Personen in dieser Gruppe neigen im Vergleich zu den Angehörigen der anderen Gruppen eher dazu, an alle ausgewählten Verschwörungstheorien zu glauben.

Um die Eigenschaften der „Anhängerschaft“ zu ermitteln, kamen ANOVA-Tests [7] zum Einsatz, um ihre persönlichen Meinungen und soziodemografischen Hintergründe mit denen der anderen Gruppen zu vergleichen. Die Vergleichsparameter umfassten Alter, Bildungsstand, Gender, politische Ausrichtung [8], Vertrauen in die Regierung [9], Engagement in sozialen Medien [10], rassistische Haltungen[11]und Meinungen zur Änderung der Verfassung [12].

Autor

John W. Cheng ist außerordentlicher Professor für Interkulturelle Kommunikation an der Fakultät für Geisteswissenschaften der Tsuda-Universität in Japan. Er hat einen Doktor in Internationalen Studien von der Waseda Universität und forscht zu den sozialen Auswirkungen von IKT und Medien. Aktuell setzt er sich in einem Forschungsprojekt mit den Herausforderungen der Post-COVID-Welt auseinander. Er hat Artikel in zahlreichen Fachzeitschriften veröffentlicht – darunter Health Communication, Telecommunications Policy, Telematics and Informatics und Asian Journal of Social Psychology – und ist Mitglied folgender Organisationen: IEEE, IET, ITS und JSICR.

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