Alaa Hmedy | Wenn die Reflexion zum Spiegel wird
Eine Reihe von Videokunstwerken mit inneren Stimmen befasst sich mit Konzepten und Emotionen im Zusammenhang mit dem Universum, dem menschlichen Körper, dem Leben, wie wir es kennen, und einem imaginären Leben nach dem Tod. Sie stammen aus dem lebenden menschlichen Körper, der mit Schwierigkeiten, Erinnerungen und Vorstellungen über den Ort der Geburt belastet ist, wobei jeder Versuch, sie wieder aufzugreifen, einer Wiedergeburt gleichkäme. Das Projekt wirft die Frage auf, wie man mit sich selbst und seinem Körper unter völlig neuen Umständen umgeht, die sich weitgehend von dem unterscheiden, was man in seinem vorherigen Leben gekannt hat.
Fadi Alassaf | Verbindung
Eine Kunstausstellung und ein Workshop zur Erforschung traditioneller syrischer Motive und Muster, die mit Hamawi-Textildrucktechniken auf alte Textilien übertragen werden. Das Projekt zielt auch darauf ab, traditionelles Vokabular wiederzubeleben, indem es durch manuelle Beschriftung und Druck auf Textilien reproduziert und als visuelle Kunstwerke präsentiert wird, die den Regeln der Kunstproduktion folgen, einschließlich Gleichgewicht, Kontrolle, Kontrast und verschiedene Farben und Texturen.
Rita Adib | Sie und die Dinosaurier
Eine Reihe digitaler Comics, die sich mit dem patriarchalischen System auseinandersetzen, inspiriert von Geschichten und Begegnungen, die sich in unser kollektives Gedächtnis als arabische feministische Bewegung eingebrannt haben. Das Projekt ist eine satirische, erzählerische und visuelle Annäherung an die Herausforderungen, mit denen Frauen täglich konfrontiert sind, mit Macho-Charakteren im öffentlichen und privaten Raum sowie in der politischen, beruflichen und sozialen Sphäre.
Yassen Shikh Alsagha | Abgelaufen
Dieses Projekt, das aus einem Kunstbuch und einer Fotoausstellung besteht, versucht, eine Reihe von Fotomaterialien wiederzuverwenden, die die Stadt Damaskus nach dem Krieg und der Pandemie zeigen. Alsagha verwendet absichtlich abgelaufene Filme, um Fragmente des Lebens in den Straßen von Damaskus aufzuzeichnen, als Kommentar zu den Feinheiten der Stadt und ihrer Bewohner.
Huda Takriti | Flight No. 840
Eine Multimedia-Installation, deren Ziel es ist, die Entführung der TWA Flight 840 nachzuvollziehen, die am 29. August 1969 stattfand. Diese Installation begibt sich nicht wirklich in die physischen Umstände des Unglücks, sondern stützt sich im weiteren Sinne auf zu Rate gezogene Archivunterlagen. Durch die Rekonstruktion des fehlenden Bildes erhebt das Werk Fragen über die Natur visueller Archive und die Möglichkeiten, die sie bieten.
Nagham Hodaifa | The Mediterranean, the End of Every Hope
Ein Werk der bildenden Kunst, das aus zwei Teilen besteht: der erste ist eine Kunstausstellung, während der zweite ein interaktives Werk ist, das in Zusammenarbeit mit dem Physiker Ivan El-Ata entstand. Das Werk wirft Licht auf die Migranten, deren Träume im Mittelmeer endeten, einem riesigen Urlaubsgebiet, in dem unzählige schmerzvolle Realitäten verborgen sind. Laut Aussage der International Organisation for Migration sind hier seit 2014 etwa 20.000 Menschen ums Leben gekommen oder verloren gegangen. Die meisten von ihnen starben, ohne irgendeine Spur zu hinterlassen.
Nawar Alhusari | The Noise of Isolation
Ein Werk der bildenden Kunst, das mittels Reliefmalerei die Begrifflichkeiten erörtert, die durch herkömmliche und moderne Medien in Verbindung mit der weltweiten Epidemie in unser Leben kamen, und ihre Fähigkeit, sich auf das kulturelle und soziale Erbe in unserem Leben als Individuum auszuwirken. Das Ziel dieses Werks bestand darin, ein großes Lexikon von Begriffen zu schaffen, indem diese zunächst einzeln in Linoleum-Platten eingraviert wurden. Durch den darauffolgenden Druck auf Gesichtsmasken entstand ein umfassender visueller Eindruck.
Hiba Alansari | Dragée
Eine Kunstinstallation und Performance, die die Beziehung der Künstlerin zum Konzept des Nichts auslotet und dem Vakuum mit scharfen und weichen Werkzeugen zu Leibe rückt, die seine räumliche Bewegung nachzeichnen. Die Arbeit basiert auf mehreren Elementen: einer Porzellanbeschichtung, einer Rührmaschine aus Metall, Seilen und dem menschlichen Körper. Das Kunstwerk setzt mit einer kinetischen Performance ein, wonach die Bestandteile als Installation im Vakuum belassen werden. Die Arbeit stützt sich auf die Geräusche, die beim Aufeinandertreffen und der Bewegung entstehen, wenn die Elemente miteinander in Kontakt kommen. Sie versucht, mit Hilfe von Zug-, Hebe- und Anprallkräften in einer vom Körper und seinen Emotionen ausgehenden Interaktion ein Gleichgewicht zwischen Lärm und Stille zu erzeugen.
Omar Malas | Rabenauge
Ein visuelles Buch mit Bildern des Alltagslebens in Damaskus, begleitet von einem erzählenden Text. Das Buch versucht, sich mit einer Kamera so frei wie möglich über und in der Stadt zu bewegen und Bilder aus der Perspektive der Raben der Stadt einzufangen. Die Raben leben in der Stadt verstreut und der Künstler spürt, dass sie uns täglich aus unterschiedlichen Blickwinkeln beobachten; daher denkt er, dass sie uns eine andere und fremde Sicht auf die Wirklichkeit geben können.
Rahaf Demashqi | Goldene Wege
Eine visuelle Installation, die sich mit dem auferzwungenen Verlassen eines Ortes auf der Suche nach einem besseren Leben beschäftigt. Die Arbeit sucht die Erfahrung von Einwanderern im Land ihres Exils zu dokumentieren und ist eine Wertschätzung der Kultur und des Reichtums, den sie in die Aufnahmegesellschaften mitbringen. Unter Einsatz von Goldpapier stellt Golden Paths die Erfahrungen von Migranten dar, die noch keinen festen Platz gefunden haben, die in ihrem Exil nach Identität und Zugehörigkeit suchen. Sie zielt auch darauf ab, einen offenen Raum für einen Dialog zwischen Einwanderern und Aufnahmegesellschaften zu schaffen. Vor den Toren des Exils eröffnen sich vertriebenen Menschen unterschiedliche Wege in neue Welten.
Fadi Alhamwi | White Gold
„White Gold“ ist eine Performance und Installation, die auf der Nachahmung von Zementblöcken wie sie in Syrien produziert werden basiert, nur dass der Zement durch weißen Zucker ersetzt wird. Das Konzept der „Zuckerziegel“ drückt das psychologische, moralische und materielle Dilemma aus, dem sich viele Syrer in den Aufnahmeländern ausgesetzt sehen. Es steht gleichzeitig im Zusammenhang mit der organischen Entstehung des menschlichen Körpers, der in kapitalistischen und Industrieländern ausgebeutet wird. Zucker und seine Verwendung als "Baumaterial"“, zeigen ästhetisch die Widersprüche des Zuckers als Material auf: Die Rauheit seiner Form einerseits und die Süße seines Geschmacks andererseits. Diese „Süße“ drückt die grandiose Vergangenheit der Geschichte des Zuckers aus.
Randa Maddah | Restoration
„Restoration“ ist eine Installation, die versucht die Frage zu beantworten: Wie kann ich Zerstörung verstehen? Diese Arbeit ist der Versuch, Erinnerung zu betrachten und die Verknüpfung von Erinnerung mit einem Ort und die Veränderungen zu erkunden. Die Installation zeigt, wie Ruinen, Grenzen, Mauern und Checkpoints einen Ort sowie das Leben und die Sprache der Menschen verändern, sodass eine semi-normale Realität entsteht, die auf absurde Weise veruscht, wiederherzustellen, was nicht wiederhergestellt werden kann. Die Arbeit zeigt damit auf, dass Erinnerung nicht verlorene Erinnerungen wiederherstellen kann, wo alles, das übrig ist, fragile, zerbrechliche Scherben sind und die eigene Persönlichkeit verloren zu gehen scheint.
Samer Roumani | Survival Struggle
„Survival Struggle“ ist eine Ausstellung über expressive Skulpturen aus verschiedenen Materialien (Holz, Stein, Bronze, Metall) und Größen. Der Büffel ist das Hauptelement dieser Kollektion. Der Künstler verleiht dem Büffel ausdrucksvolle Bewegungen, um den Konflikt mit der Realität darzustellen, der immer ein Versuch ist, zu überleben und sich an das Leben und den Ort zu klammern. Das erschafft ein Gleichgewicht in der Arbeit und ihrer Interaktion mit dem Ausstellungsraum.
Boushra Moustafa | Doors
„Doors“ (Türen) ist eine Installation, welche die Not der aktuellen syrischen Generation (die Generation des Krieges) hervorhebt und die unzähligen schwierigen Bedingungen schildert. Die Installation betrachtet die unermüdlichen Versuche dieser Generation, mehr Raum für ihre Ambitionen zu finden, indem sie sich bemühen, Türen zu einer gerechteren Zukunft zu öffnen. Es ist eine Reise auf der Such nach einer Zukunft, die momentan vage aussieht, und es ist ein Versuch, Sicherheit zu finden. Das Projekt präsentiert eine Vision von zwölf realen Türen (die aus vom Krieg betroffenen Wohngebieten stammen), die vertikal auf einer kreisförmigen Basis platziert werden. In der Mitte derselben befindet sich eine Männerskulptur, die versucht einen endlosen Übergang zu überqueren. Die Installation wird von Sound- und Lichteffekten begleitet.
Mohamad Khayata | To Be Continued
„To Be Continued“ (Weiterzuführen) ist ein konzeptuelles Kunstprojekt, das aus fünfzehn Installationen besteht. Das Projekt spricht eine Anzahl von Themen an wie demographischer Wandel, Hass, Migration und Konflikte in unseren ähnlichen Gesellschaften. Diese Themen werden in verschiedenen Formen aufgegriffen. Sie werden eine Reihe von Fragen aufwerfen und Lösungen für die essentiellen Probleme ergründen. Teil des Projektes ist es, eine mobile Mitmach-Ausstellung zu organisieren, die einen Raum schafft, damit die Besucher an den unterschiedlichen öffentlichen und privaten Orten, an denen die Installation gezeigt wird, teilnehmen können.
Sami Ajouri | Between War and Peace
„Between War and Peace“ (Zwischen Krieg und Frieden) ist ein Projekt zur Ölmalerei. Es umfasst eine Sammlung von 10-15 Gemälden, die sich mit dem menschlichen Bild zwischen Krieg und Frieden auseinandersetzen. Am Ende des Projektes werden die Gemälde ein kohärentes Kunstwerk formen, das auf einer Kunstausstellung präsentiert wird.
Shada Safadi | Bounce-back
„Bounce-back“ (Zurückprallen) ist ein multimediales Kunstprojekt, das Videos und Gravuren auf Plexiglas umfasst. Es ist ein Werk aus transparentem Plexiglas und kleinförmigen Gravuren. Auf Stücke des Plexiglases werden Formen eingraviert und auf verschiedene Weisen mit Hilfe hoher Temperaturen gefaltet. Die Arbeit behandelt die Geographie der besetzten Golan-Höhen, die politische Realität und die daraus folgenden Konsequenzen für das tägliche Leben der Individuen und Gruppen. Die Videos, welche die Naturlandschaften des Golan darstellen, werden auf gravierte Oberflächen projiziert. Dadurch wird versucht, die stereotypische Karte der derzeitigen Geographie zu verändern.
Mohamad Omran | Crowd
„Crowd“ (Masse) reproduziert das Bild von Menschenmassen in Syrien seit den 1980ern bis heute in der Form einer Kunstbroschüre, die aus zehn Gemälden besteht. Die Broschüre versteht Malen als eine Implementationstechnik mit geschriebenen Texten, welche die Gemälde und die dargestellten Ereignisse präsentieren. Es beinhaltet ausgewählte Szenen, welche die Idee der Masse verkörpern, und den Leser in die moderne Geschichte Syriens einführen, indem sie die Kollektivität der Masse erkunden.
Die Szenen, welche in der Broschüre dargestellt werden, beinhalten Demonstrationen und Beerdigungen zu Beginn des syrischen Aufstandes: die Beerdigung des früheren Präsidenten, Gruppen vor Regierungsgeschäften, Massenflucht und Sommerpicknicke in der Nähe des Grabmals des unbekannten Soldaten in Damaskus, bekannt unter dem Namen „sairan“.
Raed Zeno | Marriage Contract
Mit der Installation „Marriage Contract“ (Heiratsvertrag) versucht Raed Zeno einen audio-visuellen Raum zu erschaffen, in dem Fragen zu arrangierten Ehen und Ehre in arabischen Gesellschaften allgemein und insbesondere in der syrischen Gesellschaft erforscht werden. Das Projekt stellt die sozialen Lasten der Vergangenheit offen und provokativ in Frage und erlaubt es uns, alte Angewohnheiten und Traditionen zu überdenken. Dies wird durch lokale Symbole und Rituale erreicht, die in Gemälden, Video-Kunst und Geräuscheffekten deutlich werden.
Heba Alansare | Math Book
„Math Book“ (Mathematik-Buch) ist eine synthetische Arbeit, die versucht wiederzugeben, welche Verbindungen Menschen mit Orten, Explosionen und Tod haben. Die Arbeit ist inspiriert durch ein Mathematik-Buch des Mädchens Nora Bezkadi, das Heba in einem zerstörten Haus im Norden Syriens fand. Nora Bezkadi wurde getötet als Kampfflugzeuge ihr Haus bombardierten. Al-Ansari nutzt Betonblöcke und Schwämme in einem Versuch, die Explosion zu reduzieren und konstruiert irrationale mathematische Gleichungen, die durch Gegenstände des alltäglichen Lebens geformt werden, wie Küchenutensilien.
Iyas Shahin | Real Estate Misdemeanours
„Real Estate Misdemeanours“ (Immobilien-Vergehen) ist ein architektonisches Multimedia-Projekt das beabsichtigt, die Veränderungen der Architektur und der urbanen Landschaft in Damaskus zu dokumentieren. Die Arbeit zielt auf gegenwärtige und zukünftige Immobilienprojekte, die angestrebt werden, um die Stadt zu entwickeln ohne wirklich zu wissen, ob dies erreicht wird.
<<Real Estate Misdemeanours ist verdreht bewusst das Bild der Stadt und ist mit einer ungewissen Zukunft verbunden, einer inakzeptablen Gegenwart und einer Vergangenheit, die von ihrem Kontext losgelöst ist>>
Bissane Al-Sharif | Women Memory
Das Projekt „Women Memory“ (Weibliche Erinnerungen) ist eine multimediale Kunstproduktion (Video, Sound, Fotografie und Text).
Das Projekt basiert auf Dokumentationen, dem gesprochenen Wort, Erinnerungen an physische Orte, Zeiten und Ereignisse. Das Projekt basiert auf der Idee des erzwungenen Exodus und seiner „Dokumentation". Es beinhaltet Zeugnisse von zahlreichen syrischen und palästinensisch-syrischen Frauen, die alle aus verschiedenen syrischen Städten kommen, ein unterschiedliches Alter haben und unterschiedlichen sozialen Schichten zugehören. Aber sie alle überquerten die Grenze: Sie flohen aus Syrien, liefen auf unterschiedlichen Pfaden in verschiedene Richtungen zu anderen Ländern in der arabischen Welt oder in Europa.
Die Projektleiterin, Bissane Al-Sharif, sagt: „Ich habe mit diesen Frauen über den Exodus gesprochen und ich habe mit ihnen entdeckt, dass es schwierig ist, sich an die jüngsten Ereignisse zu erinnern; Entweder aufgrund der Hast, mit der Entscheidungen getroffen wurden, der Geschäftigkeit, mit der eine neue Abreise vorbereitet wurde, der Schwierigkeit mit der neuen Situation und dem neuen Umfeld zurecht zu kommen oder dem mangelnden Interesse sich zu erinnern. Wir sprachen auch über „Heimat“ und Stabilität, darüber, was es bedeutet, die „Heimat“ mit einer solchen Endgültigkeit zu verlieren, über persönliche Dinge, die in Syrien zurückgelassen wurden und was sie mitgenommen habe.
„Women Memory“ ist meine erste Erfahrung im Bereich Dokumentarproduktion und das Projekt beinhaltet auch meine persönliche Erfahrung auf der Suche nach der Bedeutung von „Heimatland“ und „Heimat“.“ Lina, eine der Frauen, die an dem Projekt teilnahm, sagt: „Es gibt einige Dinge in meiner Handtasche, von denen ich nicht dachte, dass ich sie mitnehme, aber jetzt bedeuten sie mir viel.“
Die Wege und Geschichten der Frauen sind vielfältig und unterschiedlich und ihre Formen der Flucht variieren. Einige dieser Reisen dauern bis heute an, wenn Syrer und ihre Familien weiterhin zwischen Orten sowohl innerhalb als auch außerhalb Syriens umherziehen.