Libanesisches Design bei der Dutch Design Week 2022: „From Beirut: Lebanese Design, Global Stories“
Die Ausstellung
Um den Vorstoß der libanesische Designszene in neue und aufregende Gebiete zu unterstützen und unsere lokalen Kreativschaffenden in der Folge der von ihnen erlittenen wirtschaftlichen und finanziellen Schwierigkeiten zu motivieren, taten sich das Goethe-Institut und FANTASMEEM in Partnerschaft mit Diwan of Culture, Design and Innovation (DCDI) und mit Project4200 in den Niederlanden zusammen, um libanesischen Kreativen eine Chance zur Teilnahme an der Dutch Design Week 2022 zu geben, die von 22. – 30. Oktober 2022 im niederländischen Eindhoven stattfand.
Eine internationale Jury wählte insgesamt 12 Designer*innen und Designorganisationen aus, die sich auf einen Open Call zur Präsentation ihrer Designs beworben hatten.
Dieses Projekt war eine Premiere! Initiiert von Project4200, unterstützt von DCDI und mit finanzieller Förderung von FANTASMEEM waren libanesische Designer*innen ebenso wie der Libanon als Land erstmals bei der Dutch Design Week vertreten, der wichtigsten und anspruchsvollsten Designausstellung in Nordeuropa.
Angesichts der äußerst vielschichtigen Herausforderungen im Libanon sind Sichtbarkeit im Ausland und Zugang zu ausländischen Märkten für libanesische Designer*innen entscheidend. Da das Land ansonsten hauptsächlich mit negativen Schlagzeilen in Verbindung gebracht wird, wollte das Projekt zudem ein positives Schlaglicht auf den Libanon als Design- und Innovationsstandort werfen. Unser gemeinsames Ziel war es, Beirut wieder zur kreativen Drehscheibe des Nahen Ostens zu machen, die Designer*innen optimal zu positionieren und das wahre Potential unserer Kreativschaffenden aufzuzeigen.
Die Designer*innen
Die Jury wählte 12 Designer*innen für die Teilnahme an der Dutch Design Week aus:
- 1 percent architects mit zwei Produkten: Kapsul 1.0 & Chaise Escabeau
- Adrian Pepe mit zwei Produkten: Braided Series & Solar Cycles
- Chrystele Karam mit Moonstruck Terrazzo
- Etienne Bastormagi und Nada Borgi mit ihrem „Series M“-Spiegel
- MAD Architecture and Design mit Stouff
- Marie-Anne Wehbeh mit ihren marmorierten Tüchern
- Nour Kays mit ihrem Wandbehang aus recyceltem Plastik
- Shirine Sbaity mit ihren Unison-Hockern
- Twig Collaborative mit zwei Produkten: Twig Kit & Modular Kit
- Bits to Atoms mit drei Produkten: Abnormal Couch, Cigarette Lantern, Tripod maxi
- House of Today mit einer Auswahl aus ihrer Designerkollektion: Alya Tannous, Marc Dibeh, Kamal Aoun, Layal Chakar, Vrouyr Joubanian
Die Durchführung
Das Event war ein großer Erfolg. Während unseres 9-tägigen Aufenthalts in der Megawatt Agency in Eindhoven empfingen wir mehr als 1000 Besucher*innen. Viele von ihnen waren sehr an libanesischer Produktion, Fertigung und Handwerkskunst interessiert und beeindruckt von deren Niveau. Mehrfach baten uns Besucher*innen, sie durch die Ausstellung zu führen und jedes einzelne Ausstellungsstück zu erläutern. Wir erhielten nicht nur sehr viel positives Feedback zu den vorgestellten Designs, sondern auch dazu, dass wir so viele unterschiedlichen Designs unter einem Dach und in einer gemeinsamen und inklusiven Ausstellung versammelt hatten. Dieses Feedback während des Events bestärkte uns noch zusätzlich in unserer Mission, die Entdeckung libanesischer Designs in neuen Regionen voranzutreiben.
Im Verlauf des Events besuchten einige Designer*innen die Ausstellung, wo sie neben ihren Arbeiten stehend von Besucher*innen und potentiellen Käufer*innen angesprochen wurden. Sie hatten zudem die Gelegenheit, die Ausstellung zu verlassen und Eindhoven sowie andere teilnehmende Designer*innen kennen zu lernen. Im Rahmen dieser Erlebnisse bauten einige Designer*innen neue Kontakte, Beziehungen und potentielle Kollaborationen mit den Menschen auf, die sie neu kennen gelernt hatten.
© Jaafar Hamdan
Die Podiumsdiskussion
Um den Austausch zwischen holländischer und libanesischer Kultur zu ermutigen und zu fördern, veranstalteten wir in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Niederlande eine Podiumsdiskussion, an der Designer*innen und aktive Teilnehmende aus beiden Ländern beteiligt waren. Sie diskutierten kulturellen Austausch und Teilhabe, die aktuelle Situation im Libanon und mithilfe welcher kreativen Lösungen die Designer*innen diese ertragen sowie mögliche zukünftige Szenarios für Kollaborationen.
Die gesellschaftliche Wirkung unseres Projekts ermöglichte es den libanesischen Designer*innen verdientermaßen, sich trotz der schwierigen Umstände, mit denen sie im Libanon auch weiterhin konfrontiert sind, mit ihren Stärken und als Inspiration zu präsentieren.
Die Podiumsdiskussion fand am 24. Oktober vor etwa 40 Gästen im Kazerne in Eindhoven statt. Die Moderation übernahm Saskia van Stein. Die Podiumsgäste waren Siba Sahabi, Rawad Baaklini und Jana Aridi.
Zu Beginn der Diskussion stellten alle Podiumsgäste sich selbst und ihre Arbeit vor. Rawad Baaklini präsentierte einen äußerst interessanten Überblick über libanesisches Design, der als Ausgangspunkt für die Diskussion über die Bedeutung von Design und Storytelling sowie als gemeinsamer Nenner für Design aus unterschiedlichen Ländern diente. Die Runde diskutierte zudem Unterschiede zwischen Praktiken und insbesondere die Bedeutung von Inklusivität und Diversität auf organisatorischer Ebene.
Am Ende der Diskussion zeigte das Publikum großes Interesse daran, den Podiumsgästen und der Moderatorin vielerlei Fragen zu stellen. Die Diskussion endete ergebnisoffen mit zahlreichen Denkanregungen im Hinblick darauf, wie wir die Designwelt inklusiver machen können.
Seit 2019 arbeitet sie mit dem Goethe-Institut Libanon an der Kuration designbezogener Events und Workshops, zuletzt am Aufbau einer Unterstützungsstruktur für die Designszene im Libanon. Zudem schlägt sie mit der Schaffung der ersten Ausstellung für libanesische Designer*innen in den Niederlanden bei der Dutch Design Week 2022 eine Brücke zwischen ihrer Arbeit im Libanon und Project4200.