Die FOCUS Säule bietet Informationsveranstaltungen und Möglichkeiten zum Wissensaustausch zwischen Expert*innen und Akteuren der Kultur- und Kreativszene im Libanon und in der Nahost-Region, wobei der Schwerpunkt auf Design und Unternehmertum liegt. Ziel ist es, Wissen auszutauschen und Diskussionen über verschiedene Themen anzustoßen, die für die Designszene im Libanon und in verschiedenen Designbereichen relevant sind. Die Veranstaltungen im Rahmen der FOCUS Säule sind öffentlich; jede/r Interessierte kann daran teilnehmen und wird ermutigt, sich an der Diskussion zu beteiligen. „Design in Krisenzeiten" war die einzige Live-Veranstaltung, bevor die nächsten Veranstaltungen wie „Wiederbelebung von Design und Wiederaufbau einer Stadt" und „Innovatives Designunternehmertum in Krisenzeiten" aufgrund von Lockdowns und Hygienemaßnahmen online durchgeführt werden mussten.
EnVision: „Design Dialogue Series“
Von September bis Oktober 2023 fand die Podiumsdiskussionsreihe „Design Dialogue Series“ statt, die Teil des vom Goethe-Institut Libanon (FANTASMEEM) gemeinsam mit INJAZ Lebanon durchgeführten Trainings- und Mentorenprogramms „EnVsion: Entrepreneurship Visions in Design“ war. An den Dialogen nahmen lokale, regionale und internationale Expert*innen für Design und Soziale Innovation teil. Auf dem Podium sprachen sie über ihre Ansichten zu Design, Innovation, Nachhaltigkeit, Sozialunternehmertum, Technologie und nutzerzentriertem Design. Zwei Podiumsdiskussionen fanden online statt und konnten von Interessierten im Libanon, in Jordanien, Irak und Deutschland mitverfolgt werden, was den Austausch noch stärker von der lokalen Ebene ins Regionale und Internationale rückte.
Die Podiumsdiskussionen waren wie folgt:
1) Designing For Impact: Social Innovations and Circular Design (Wirkungsvoll gestalten: Soziale Innovationen und Zirkuläres Design)
Online-Veranstaltung | 11.09.2023 Diskussionsteilnehmende:
Felix Dietsch | Spatial Designer & Trainer
Nour Kays | Design-Direktorin
Aya Hoteit | Expertin für Innovation und Nachhaltigkeit Moderation: Farah El Zein | Assoz. Professorin für Design; Leiterin des Fachbereichs Design, AUCY
2) Designing Through Uncertainty: Nurturing Innovation and Interdisciplinary Collaborations (Gestalten in Zeiten der Unsicherheit: Innovation und interdisziplinäre Zusammenarbeit fördern)
Präsenzveranstaltung, Beirut Digital District 1280 | 21.09.2023 Diskussionsteilnehmende:
Marie-lyne Samaha | Mitbegründerin, Mad Architecture and Design
Andre Abi Awad | Internationaler Trainer & Unternehmensberater; Gründer, Entreprenergy
Farah El Zein | Assoz. Professorin für Design; Leiterin des Fachbereichs Design, AUCY Moderation: Nathalie Khoury | Zertifizierte Trainerin für das Green Business Model & Coach
3) Navigating Future Trends: Emerging Technologies in Culture & Creative Industries (Zukunftsorientiert arbeiten: Trends und aufkommende Technologien in Kultur- und Kreativwirtschaft)
Online-Veranstaltung | 26.09.2023 Diskussionsteilnehmende:
Sara Dsouki | Architektin und CEO, Speetra Design Studio
Guillaume Credoz | Architekt und CEO, Bits to Atoms und Post Industrial Crafts
Samar Younes | Gründer und Chief Imagination Officer, Samaritual Moderation: Farah El Zein | Assoz. Professorin für Design; Leiterin des Fachbereichs Design, AUCY
4) Design Thinking for Social Innovation: Empowering Communities through Human-Centered Design (Design Thinking und Soziale Innovation: Nutzerzentriertes Design für starke Communities)
Präsenzveranstaltung, Beirut Digital District | 12.10.2023 Diskussionsteilnehmende:
Antoine Karam| Landesdirektor Libanon & Nahostkoordinator, SwissContact
Sarah Rita Kattan | Geschäftsführende Direktorin, Design for Communities
Haifa Najjar | Portfolio-Managerin, Alfanar Lebanon Moderation: Nathalie Khoury | Zertifizierte Trainerin für das Green Business Model & Coach
Gespräche über Design in Jordanien, Irak und Libanon
Im Rahmen der Munich Creative Business Week (mcbw) 2023 fand am 9. Mai in München eine Podiumsdiskussion mit jeweils einer Designerin aus Jordanien, Libanon und dem Irak statt. Im Fokus der Diskussion standen die aktuellen Trends, lokalen Herausforderungen und Potenziale der Designszenen in diesen drei Ländern.
Alle drei Designerinnen sind mit den Projekten FANTASMEEM, Khan el Fan oder takween verbunden.
Zu den Designerinnen:
Michele Braidy (Libanon) ist Architektin und multidisziplinäre Designerin und lebt in Beirut, Libanon. Sie verbindet Handwerk mit innovativen Produktionstechniken und der Etablierung einer neuen ökologischen und sozialen Designethik. Ihre Arbeit erstreckt sich von Innenräumen über Installationen und Möbeln bis hin zu Produkten.
In ihrem Vortrag fokussierte sich Michele Braidy auf die Herausforderungen der Designer*innen im Libanon mit Blick auf das Thema Materialien. Die aktuellen Krisen im Libanon, die sich auch auf den Import von Materialien negativ auswirken, brachten sie dazu, nach Lösungen zu suchen, wie sie nachhaltige, lokale Materialien für ihre Design Produkte finden und bearbeiten kann.
Instagram: @michelebraidy.
Khadijah Abdul Nabi (Irak) ist Grafikdesignerin und eine multidisziplinäre Kreative und Markenstrategin mit Sitz in Erbil. Sie ist die Kreativdirektorin von Ya Khadijah, einem von Frauen geführten Designstudio das 2017 gegründet wurde.
Geboren in der Bronx, New York, als Tochter von Einwanderern aus Tunis und Bagdad, hat sie eine tiefe Leidenschaft für die Auseinandersetzung mit Identität und Kultur durch eine kreative Perspektive.
Im Mittelpunkt ihres Vortrags standen Fragen zu Identität in Designansätzen. Sie ging zudem auf die Wahrnehmung verschiedener Kulturen im nahöstlichen Raum in westlichen Gesellschaften ein und wies auf den Einfluss von Stereotypen hin.
Instagram: @yakhadijah.
Liyan Al Jabi (Jordanien) ist Designerin, Forscherin und Kuratorin mit einem Schwerpunkt auf Kreativwirtschaft, der sich auf Architektur, Möbel, Produktdesign und Urbanismus erstreckt. Liyan widmet sich der Erforschung des transformativen Potenzials von multidisziplinärem Design als Werkzeug für den sozialen Wandel. Ihr Ansatz konzentriert sich auf forschungsbasierten Interventionen, kontextgerechtem Kuratieren und die Betreuung von aufstrebenden Designern und Designern. In den letzten Jahren entwickelte Liyan innovative Programme zur Förderung der lokalen Kreativwirtschaft mit besonderem Schwerpunkt auf sozialer Nachhaltigkeit, alternativer Designausbildung und der Stärkung der Rolle der Frau.
Liyan beleuchtete in ihrer Präsentation die Rolle des Designs für die Unterstützung von benachteiligten Gruppen in Jordanien, etwa in Flüchtlingslagern lebende Menschen.
Website: www.arini.org. Instagram: @liyanjabi.
Innovatives Designunternehmertum in Krisenzeiten
am 8. April 2021 - Online
In Zeiten sich überschneidender und vielschichtiger Krisen kämpfen die meisten Wirtschaftsakteure weltweit darum, Wege zu finden, um die gegenwärtige und künftige Unsicherheit zu bewältigen und Hindernisse zu überwinden. Als Akteure im Kultur- und Kreativsektor sind Designer*innen ebenfalls Wirtschaftsakteure, die mit schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen konfrontiert sind, insbesondere als Unternehmer*innen oder Freiberufler*innen. Die Podiumsdiskussion "Innovatives Designunternehmertum in Krisenzeiten" zielte darauf ab, eine Diskussion über mögliche Wege zur Umgehung der Herausforderungen und Hindernisse zu eröffnen, die sich in der Nahost-Region ergeben, um trotz der schwierigen Situation erfolgreich zu sein. Innovation steht im Mittelpunkt der Erfolgsgeschichten, die während der Podiumsdiskussion vorgestellt wurden. Nach neuen und alternativen Lösungen zu suchen hat sich als notwendig erwiesen, um unter den derzeitigen Umständen eine wirtschaftliche Tätigkeit aufrechtzuerhalten.
Die Diskussionsteilnehmer*innen stellten die Projekte vor, an denen sie arbeiten, gaben Tipps und teilten ihre Erfahrungen und Best Practices. Dabei behandelten sie die folgenden Themen, mit einem praktischen und konkreten Ansatz:
Was waren die schwierigsten Herausforderungen in ihrer Tätigkeit als Design-Unternehmer*innen?
Wie passen sie ihre Projekte an die aktuellen Krisen an? Auf welchen Ebenen mussten sie innovativ und pragmatisch sein, Zugeständnisse machen oder im Gegenteil an ihren ursprünglichen Zielen und Grundsätzen festhalten?
Was waren die Schlüsselfaktoren für den Erfolg bei der Bewältigung der Herausforderungen, die sich aus den derzeitigen vielfältigen Krisen ergeben?
Wiederbelebung von Design und Wiederaufbau einer Stadt
am 26. November 2020 – Online
Ziel des Rundtischgesprächs „Wiederbelebung von Design und Wiederaufbau einer Stadt“ war es, die Situation und die Bedingungen für Kreativschaffende, Menschen mit kreativen Berufen und andere Akteure der Designbranche im Libanon zu diskutieren sowie mögliche Zukunftsszenarien und Lösungen für sie zu analysieren, die sich um den Wiederaufbau von Beirut nach den Hafenexplosionen drehen. Die Diskussionsteilnehmer*innen, die sich mit Themen wie Nachhaltigkeit, Individualismus und Zukunftsszenarien in der Zeit nach Finanzkrise, sozialer Revolution, Pandemie und der katastrophalen Explosion, die ein kulturell interessantes und pulsierendes Viertel von Beirut in Mitleidenschaft gezogen hat, befassten, brachten sowohl lokale Perspektiven als auch ihre Erfahrungen mit Koordinierungsbemühungen und internationalen Programmen in die Diskussion ein.
aufgeworfen wurden, drehten sich um die Notwendigkeit, nicht-staatliche Akteure wie kreative Einrichtungen, kulturelle Zentren, Hochschulen, Forschungseinrichtungen und den privaten Sektor als wichtige Partner und geeignete Förderer der Designindustrie im Libanon anzuerkennen und besser einzubinden. Inwieweit erfordert die Gestaltung kreativer Räume und Zukunftsperspektiven eine breitere Solidarität von und für kulturelle und kreative Akteure? Die Rundtischgespräche dienten auch dazu, die Hindernisse und Herausforderungen zu verstehen: Was schränkt Akteure mit unterschiedlichen Rollen und Prioritäten in ihren Möglichkeiten ein, in einem begrenzten, aber gemeinsamen Raum zusammenzuarbeiten und unternehmerisch voranzukommen? Welche Potenziale können wir identifizieren und wie können wir den kreativen Raum im Libanon nachhaltig gestalten, damit dieser auf eine Weise gedeiht, die niemanden ausschließt?
Gestaltung in Krisenzeiten
„Design in Krisenzeiten“ am 5. Februar 2019 – Antwork, Beirut
Bei der Podiumsdiskussion „Design in Times of Crisis“ diskutierten mehrere Expert*innen aus den Bereichen Design und Innovation über die Möglichkeiten von Start-ups und Unternehmern in einer krisengeschüttelten Wirtschaft. Der Ausgangspunkt dieser Diskussion war die folgende Frage: Kann lokales Design unter ungewöhnlichen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Bedingungen florieren - und wie?
Während der Veranstaltung wurde die Rolle der Designer*innen als Agent*innen des Wandels hervorgehoben, da sie sich an der Schnittstelle zwischen Kreativität und Technologie befinden, wo Krisen transformiert werden können. Themen wie ihre Anerkennung als Freiberufler*in mit sozialen Rechten wurden in der Diskussion ebenso angesprochen wie der fehlende Zugang zu Finanzierungs- und Mentoring-Programmen, die sich negativ auf den sozialen und wirtschaftlichen Status von Designer*innen auswirken. Dies wiederum warf das zentrale Problem auf, dass man den Nutzen von Designer*innen für die Gesellschaft nachweisen muss, wenn Unwissen darüber herrscht, dass Design über den Bereich des traditionellen Handwerks hinausgeht. Nach dem Verständnis von FANTASMEEM kann sich Design mit vielen anderen Disziplinen und sozioökonomischen Bereichen überschneiden und sollte in all diesen Bereichen zu einer Verbesserung beitragen.