Treffen mit dem polnischen Dissidenten, Historiker und Essayisten Adam Michnik

22. Internationales Thomas-Mann-Festival Foto: Christian Ettl

Mo, 16.07.2018

16:00 Uhr

Thomas-Mann-Haus

Im Rahmen des 22. Internationalen Thomas-Mann-Festivals

Wege und Irrwege: Überlegungen anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Wiederherstellung des Staates.
 
In diesem Jahr wird in vielen Staaten der Region der hundertste Jahrestag der Gründung oder Wiederbegründung begangen. Die Jubiläumsveranstaltungen sind in einigen Staaten schon vorüber, andere haben diese noch vor sich. Jetzt ist es an der Zeit über die Ereignisse vor 100 Jahren nachzudenken, und sich dabei nicht einzig von der Euphorie der Festtagslaune leiten zu lassen.

Allen ist klar, dass die Wiederherstellung des Staates, dort wo er stattfand, viele positive Seiten zeigte: Sie bot Bedingungen, die nationalen Kulturen zu entwickeln und die Schaffung der Nationalstaaten ermöglichte endlich moderne Völkergemeinschaften herzustellen. Aber andererseits steht dieser Zeitabschnitt auch für das Blühen des Nationalismus. Häufig bedeutete die Pflege der Kultur einer nationalen Gruppe auch, dass die Möglichkeiten der anderen unabhängigen Titularnationen, die im gleichen Staat lebten, beschränkt wurden. Die Veränderungen der Grenzen nach dem Ersten Weltkrieg beförderten die nationalen Zwistigkeiten: Die Deutschen stritten mit den Polen, die Litauer hassten die Polen wegen der Besetzung der „ewigen Hauptstadt“ Vilnius usw. All dieses führte schlussendlich zum Zweiten Weltkrieg, der in unserer Region ganze ethnischen Gruppen auslöschte und in der Nachkriegszeit wurden Pläne zur Umsiedlung von Nationalitäten realisiert. Da stellt sich die Frage, ob eine Vermeidung all dessen möglich gewesen wäre? Verfügten die in Europa lebenden Gesellschaften über Alternativen?

Diese Fragen lassen sich global ergründen, aber im Gespräch mit Adam Michnik wird anhand einer Analyse der Beziehungen Polens zu seinen östlichen und westlichen Nachbarn nach Alternativen gesucht.

Anläßlich der Feier der 100. Jahrestage treten unweigerlich Fragen auf, die mit der Gegenwart in Bezug stehen. Die in verschiedenen Ländern wieder entstehenden Nationalismen verneinen anscheinend das Gesetz, dass sich die Geschichte niemals wiederholt. Ist es wirklich so? Sehr wichtig und aktuell ist für uns alle die Frage, ob die Nationalismen des 20. und am Anfang des 21. Jahrhunderts wirklich die gleichen sind, oder ob zwischen ihnen ein existenzieller Unterschied besteht.

Im Gespräch mit einem der prominentesten Intellektuellen Europas versuchen wir diese Probleme zu erörtern und nicht nur die Wahrheit zu suchen, sondern auch nach Möglichkeiten, um die Region und die Welt vor einer wahrscheinlich Katastrophe zu bewahren. Eine klare Antwort auf diese Frage werden wir höchstwahrscheinlich nicht finden, aber es verspricht interessant zu werden. Es lohnt sich immer, den Überlegungen von Adam Michnik zuzuhören: Er provoziert, aber er regt auch an, die Situation zu überdenken, in der wir uns jetzt befinden.
 
Das Treffen mit wird vom Historiker Prof. Alvydas Nikžentaitis moderiert.

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