Tereza Semotamová empfiehlt
Dunkle Zahlen
„Zufälliges Erzählen“ probierte Matthias Senkel bereits in seinem Debütroman Frühe Vögel. In seinem neuen, Genre-übergreifenden Roman, der eigentlich als narrative Poesie bezeichnet werden kann, entwickelt er diese Methode noch weiter. Leser, die es erwarten, in die Seele und Sprichwörtlichkeit der Figuren einzutauchen, werden höchstwahrscheinlich irritiert sein. Doch gute Literatur soll irritieren.
Der Meta-Roman über Kybernetik und Spionage Dunkle Zahlen wurde dafür kritisiert, zu „meta“ zu sein. Auf jeden Fall unterscheidet sich dieses Werk voll und ganz von den meisten aktuellen deutschen Büchern. Unter anderem dadurch, weil das Werk mithilfe des Programms GLM-3 geschrieben wurde und es sich eher um ein Katalog– der Vergangenheit (20. Jahrhundert, aber vor allem das Jahr 1985, denn da findet in Moskau die Spartakiade junger Informatiker statt), aber auch der Zukunft (das Jahr 2023) – handelt.
Ein Höhepunkt für den tschechischen Leser könnte die Geschichte des aus Brünn stammenden tschechischen Emigranten Zdeňek Hrbáček sein, der sich als Franzose ausgibt und für den französischen Geheimdienst arbeitet.
Matthias Senkel
Dunkle Zahlen
Matthes & Seitz Berlin, 2018
ISBN 978-3957575395
488 Seiten
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