Ilva Skulte empfiehlt
Hysteria
Eckhart Nickel, der Autor des Romans, ist einer der Vertreter der deutschen Popliteraturbewegung vom Anfang des Jahrhunderts. Spuren der ästhetischen und philosophischen Einflüsse dieser Richtung sind auch in seinem ersten veröffentlichten Roman „Hysteria“ erkennbar. Die ironisch elegante Erzählform und die subversive Kritik beziehen sich hier auf den Kult der ökologisch reinen Herstellung und der Bioprodukte in der heutigen Verbraucherkultur und Wirtschaft.
Der Protagonist des Romans hat eine verschärfte Sinneswahrnehmung, durch die er jeden Reiz stärker und tiefer empfindet. So spürt er etwas Ungewöhnliches an den Himbeeren auf dem Markt, die von einem besonderen Hof stammen. Er begibt sich zur Ursachenforschung auf diesen Hof, wo ihn jedoch noch größere Zweifel befallen. Durch die Darstellung der besonderen Sinneswelt des Helden entwickelt der Autor nicht nur eine Neugier, die eines Krimis würdig ist, sondern auch eine steigende Spannung als psychologischen Zustand, von dem nach und nach auch der Leser übernommen wird. Es ist nicht klar, ob die beschriebenen Ereignisse eher Halluzinationen sind oder die Realität der Romanhandlung – Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft verschwimmen.
Der Schriftsteller verwendet Symbole, die in verschiedenen Kontexten erkennbar sind, um letztendlich die Stränge des Werks in einem einheitlichen dystopischen System zu vereinen. Dessen Wurzeln liegen in einer radikalen Ideologie, die eine methodische Rückkehr zur von Menschenhand unberührten Natur predigt, doch es manifestiert sich in einer grotesken kulinarischen Institution, in dessen Zentrum sich ein „verrückter“ Professor mit magischem Wissen und ein mystisches Geheimnis befinden.
Eckhart Nickel
Hysteria
Piper Verlag, München, 2018
ISBN: 978-3-492-05924-4
240 Seiten
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