Dagmar Gausmann empfiehlt
Stadtbär
Erzählt wird eine witzige, pointiert bis zum Schluss entwickelte Geschichte von den Tieren des Waldes, die in die große Stadt auswandern. Dort leben sie angepasst, unsichtbar und bequem, indem sie sich in den steinernen Nischen der Stadt einrichten und vom Abfall der Menschen profitieren. Fuchs, Marder, Dachs und die anderen Kleintiere des Waldes möchten ihr neues Leben in der Stadt nicht mehr missen. Der große Bär, bis zuletzt im Wald zurückgeblieben, will nun auch dorthin. Das missfällt den anderen Tieren, denn sie fürchten, der ungeschickte Bär könne die Menschen so sehr stören, dass auch sie selber ihren neuen Lebensraum wieder verlieren könnten. Sie wollen deshalb versuchen, den Bären in den Zoo zu verfrachten. Dieser Plan misslingt auf sehr amüsante Weise.
Schöne Geschichte! Wunderbar in Szene gesetzt durch Katja Gehrmanns Illustrationskunst, die nicht trennt zwischen Bild und Textfeld: Doppelseiten von grandioser, expressiv leuchtender Farbigkeit und Figuren und Szenerien, die den Tieren individuellen Ausdruck verleiht, den wilden Wald und die große Stadt in Szene setzt in grünstem Walddickicht, mit starkfarbigem Hafenwasser, buntem Zoo, Straßenmusikern, Kiosken und Cafés.
Stadtbär erzählt in Bild und Text eine kleine Parabel über Anpassung, Anderssein und über mögliche Beweggründe, solidarisch zu sein. Kindlich leicht, anspruchsvoll, detailreich, in Text und Bild stimmig aufeinander bezogen, wie es selten ist. Nicht nur in einem Erstlesebuch für junge Lese- und Bilderlernende ab ungefähr sieben Jahren.
Moritz Verlag
Katja Gehrmann
Stadtbär
Moritz Verlag, Frankfurt a. M., 2019
ISBN 978-3-895-65376-6
96 Seiten
Rezensionen in deutschen Medien:
Der Spiegel
Kapitelreise