Aija Sakova empfiehlt
„schreib alles was wahr ist auf“
Der insgesamt aus 130 Briefen bestehende Briefwechsel zwischen der Österreicherin Ingeborg Bachmann (1926–1973) und des Deutschen Hans Magnus Enzensberger (geb. 1929) aus den Jahren 1957–1972 spiegelt gleichermaßen das damalige Literaturleben sowie das Lebensgefühl zweier exemplarischer Autoren wider. Durch die Jahre lässt sich eine Verwandlung der Beziehung von einem spielerischen Flirt über ein flüchtiges Verliebtsein bis hin zu einer tiefen und kollegialen Freundschaft verfolgen. Bachmann und Enzensberger lernen einander im Oktober 1955 anlässlich der Tagung der Gruppe 47 in Tübingen kennen. Es sind die Liebe zur Sprache, der feste Glaube an eine internationale Sprache der Lyrik, Reiselust und ein gewisser Lebensmut, den die beiden gemeinsam haben.
Diese Briefe zeugen tatsächlich von Mut und Menschlichkeit und vom Vermögen zuzuhören trotz aller Meinungsunterschiede, das heutzutage ja schon eine Rarität geworden ist. Sie zeigen, welche Bedeutung Freundschaften zukommt und wie viel das gute Wort und die Anerkennung des Anderen, eines vertrauten Kollegen, wert sein kann. Ingeborg schreibt an Mang – so unterschreibt er meistens seine Briefe –, dass sie sich mit ihm am liebsten treffen würde, um die Meinungsverschiedenheiten auszuloten. Aber nicht, um nachher der gleichen Meinung zu sein, sondern um durch die Meinungsverschiedenheit etwas Neues zu erfahren.
Suhrkamp Verlag
Hubert Lengauer (Hrsg.)
„schreib alles was wahr ist auf“ – Der Briefwechsel Ingeborg Bachmann – Hans Magnus Enzensberger
Suhrkamp Verlag, Berlin, 2018
ISBN 978-3-518-42613-5
479 Seiten
Rezensionen in den deutschen Medien:
Literaturkritik.de
Frankfurter Allgemeine Zeitung