Amalija Maček empfiehlt
Freuds Dinge
Das Sigmund Freud Museum in der Berggasse 19 in Wien ist ein Museum der Absenz. All die legendären Teppiche, Statuetten und Bilder sind 1938 mit Freud nach London ausgewandert, fanden jedoch unlängst neue Heimat in dem aufwendig ausgestatteten, in limitierter und nummerierten Ausgabe erhältlichen Buch von Lothar Müller, das selbst als (Sammel-) Objekt der Begierde betrachtet werden kann. Der prosaisch klingende Titel Freuds Dinge umfasst sowohl die abstrakten „Traumdinge“ und die „letzten Dinge“, das heißt Freuds Umgang mit der Vergänglichkeit, als auch ganz konkret Dinge, die dem passionierten Jäger (von Tieren, wohl gemerkt!) und Sammler von Kunstobjekten und technischen Innovationen diverser Epochen nicht nur als ästhetische Dekoration oder Wertanlage dienten, sondern auch als „Material seiner Deutungsarbeit“ und als Bausteine „des Gleichnisrepertoires, das ihm zur Entfaltung und Darstellung seiner neuen Wissenschaft dient(e)“. Der Psychoanalytiker wie seine Patienten konnten mit Hilfe archetypischer Figuren verborgene Muster an den Tag legen und leichter zu Wort bringen.
Die andere Bibliothek
Lothar Müller
Freuds Dinge
Die Andere Bibliothek, Berlin, 2019
ISBN 978-3-8477-0410-2
420 Seiten
Rezensionen in den deutschen Medien:
Perlentaucher
MDR Kultur
Deutschlandfunk Kultur
Die Welt