Ingvilda Strautmane empfiehlt
Die untalentierte Lügnerin
Der Roman ist ein wenig von Zigarettenqualm umhüllt. Nur ein wenig. Er enthält lange Spaziergänge durch den Wald. Mit und ohne Hund. Er enthält Wein. Ein wenig. Und Gespräche. Und das alles geschieht wie in einer Nacherzählung, entfremdet. Als sähe jemand von außen auf das Geschehen. Vielleicht ist es auch genau so, denn die Protagonistin Maren schreibt eine Geschichte, zu der sie immer wieder zurückkehrt.
Die Schriftstellerin Eva Schmidt wiederum schreibt über Maren.
Die untalentierte Lügnerin handelt von einer jungen Frau, die nach einem erfolglosen Studium der Schauspielkunst in das Zuhause ihrer Kindheit zurückkehrt. Die Familie ist kompliziert genug – ihre Mutter, der Stiefvater Robert, ihre Brüder, der Hund. Dann und wann trennt sich jemand von seinem Partner oder findet einen neuen, auch Maren. Zunächst den DJ Max, später dann Thomas, den sie nicht mehr anlügen möchte. Stimmung und Tristesse beherrschen das Buch, nicht etwa große äußere Vorkommnisse. Erinnerungen an den Sommer bei der Großmutter. Etwas schleppend und unvollendet, mehr spürbar als explizit, kommen Lügen, Vorwürfe und Fragen zum Vorschein, auf die keine Antwort gegeben wird. Die Doppelleben, die in Halbaussagen enthüllt werden, bilden eine Ebene des Romans, die sich aus Marens Blick auf die Menschen und auf Beziehungen ergibt. Und doch ist dies eine Erzählung über die Sehnsucht nach echten Beziehungen und menschlicher Wärme.
Die Autorin Eva Schmidt wurde 1952 in Österreich geboren. Sie hat vier Bücher und zahlreiche Publikationen in Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht. 2016 erschien nach einer längeren Auszeit ihr Roman Ein langes Jahr, der für den Deutschen Buchpreis nominiert war. Auch Die untalentierte Lügnerin stand auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2019.
Eva Schmidt
Die untalentierte Lügnerin
Jung und Jung, Salzburg, Wien, 2019
ISBN 978-3-99027-230-5
207 Seiten
E-Book in der Onleihe des Goethe-Instituts ausleihen