Viktorie Hanišová empfiehlt
Die Leben der Elena Silber
„Sina Krasnowa schob die letzten Scheite in den Ofen, als sie draußen in der Stadt ihrem Mann einen Holzpfahl in die Brust schlugen.“ Mit diesem donnernden Satz beginnt der breit angelegte Roman des deutschen Journalisten Alexander Osang. Der Dokumentarist Konstantin Silber, der Protagonist des Romans, sucht bereits seit langem ein Thema, mit dem ihm endlich der Durchbruch in der Filmwelt gelingen soll. Eine berufliche und persönliche Krise bringt ihn zu dem Entschluss, sich auf die Spuren eines Familiengeheimnisses zu begeben. Die Hauptfigur der Erzählung ist die Großmutter Elena Silber, die Tochter des kommunistischen Revolutionärs Viktor Krasnow, der 1905 in Russland ermordet worden ist. Von diesem Moment an nimmt das bewegte Schicksal des Familienclans seinen Lauf, dessen verworrene Geschichte sich zwischen Osten und Westen abspielt, zwischen Kommunismus und Nationalsozialismus, zwischen Totalitarismus und Demokratie.
Dem Autor ist es in diesem Roman gelungen, am Beispiel einer russisch-deutschen Familie das komplexe Beziehungsgeflecht von West und Ost zu skizzieren. Dreißig Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs ist die Botschaft des Romans außerordentlich aktuell, denn mit ihm wird eine treffende Diagnose der gegenwärtigen geopolitischen Krise vorgelegt.
S. Fischer Verlag
Alexander Osang
Die Leben der Elena Silber
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main, 2019
ISBN 9783103974232
624 Seiten
E-Book in der Onleihe des Goethe-Instituts ausleihen
Rezensionen in deutschen Medien:
Deutschlandfunk
NDR