Marta Eich empfiehlt
Winterbienen
Eine etwas andere Geschichte der Bienen: Der Tagebuchroman Winterbienen erzählt die Geschichte eines Bienenzüchters in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs. Egidius Arimond, frühzeitig aus dem Schuldienst entlassener Latein- und Geschichtslehrer, ist Außenseiter, Frauenheld, Epileptiker und Fluchthelfer. Er lebt in Kall in der Eifel nahe der belgischen Grenze, in einer Region, die am Ende des Krieges stark umkämpft ist.
Egidius Arimond notiert von Januar 1944 bis Mai 1945 alles, was Tag für Tag um ihn herum passiert: wie er in präparierten Bienenstöcken jüdische Flüchtlinge über die Grenze nach Belgien bringt, was im Gasthof geredet wird, welche Flugzeugtypen am Himmel zu sehen sind, in welche Frauengeschichten er sich verstrickt und wie er von seiner Epilepsie geplagt wird und teure Medikamente braucht. Über der Eifel kreisen immer mehr Bomber der Alliierten, und Egidius Arimond versucht sich dem Bombengewitter zu entziehen: Innere Ruhe findet er einerseits beim Studium der Archivalien seines Vorfahren Ambrosius aus dem 15. Jahrhundert, der als Benediktiner-Mönch die Bienen in die Gegend brachte, andererseits bei seinen Bienen, die einen friedlichen und schützenden Gegenpol zu den Bedrohungen des Krieges bilden.
Norbert Scheuer hat mit seinem spannenden, klug konstruierten und einfühlsam sowie bildstark erzählten Roman Winterbienen seine literarische Chronik rund um die Eifelortschaft Kall fortgesetzt. Für Winterbienen wurde er mit dem Wilhelm-Raabe-Preis ausgezeichnet, und das Buch stand auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2019.
C.H. Beck Verlag
Norbert Scheuer
Winterbienen
C.H. Beck Verlag, München, 2019
ISBN 978-3-406-73963-7
319 Seiten
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Rezensionen in deutschen Medien:
Deutschlandfunk
FAZ-Net