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Musik
Westbam und der Sound der Freiheit

Westbam
© Goethe-Institut

Nicht erst die Scorpions brachten musikalisch den „Wind of Change". In Lettland legte bereits Ende der 1980er Jahre der Techno-DJ Westbam auf - und öffnete damit einen Spalt weit den Eisernen Vorhang.

Von Alexander Welscher

Maximilian Lenz alias Westbam gilt als einer der Pioniere der elektronischen Tanzmusik in Deutschland und Mitbegründer des Großraves Mayday und der Loveparade. Doch auch in Osteuropa bereitete der deutsche DJ der Technobewegung den Tanzboden. Ende der 1980er Jahre packte er seine Plattenspieler und diverse Vinyl-Platten ein und fuhr auf Einladung des Kulturausschusses in die damalige Lettische Sozialistische Sowjetrepublik.

In Zeiten von Glasnost und Perestroika bringt der junge Westbam das erste Turntable Set auf die östliche Seite des Eisernen Vorhangs und legt 1987 im Poligrāfiķi klubs in Riga auf – die im Sozialismus aufgewachsene Jugend stand Kopf. Mit seinem Sound und der Technik des Scratchens gab er entscheidende Impulse für andere musikalische Pioniere, die ihm später nacheiferten und der elektronischen Musik in der Sowjetunion zum Durchbruch verhalfen.

"Unser Besuch war einer von vielen kleinen Tests, wie weit die neue Freiheit ging", schreibt Westbam in seiner Autobiografie. Organisiert hatte seinen Auftritt der in Deutschland lebende lettische Multimediakünstler Indulis Bilzēns, dem der Star-DJ auch seinen Künstlernamen verdankt. "Wir hatten damals ein politisches Selbstverständnis. Unsere Platten sollten den Disco-Aufstand anzetteln”, betont Westbam.

In Lettland gab es damals bereits einige Musiker wie etwa Roberts Gobziņš alias Eastbam, die mit Kassettenrekorder und Tonbänder ähnliche Klänge mixten wie ihre Kollegen im Westen mit Vinylscheiben. Doch DJ-Equipment gab es in der ganzen Sowjetunion nicht. Seine Plattenspieler ließ Westbam daher in Riga zurück: "Sie wurden der Fels, auf dem die Sowjet-House-Nation aufgebaut wurde”, meint der deutsche Techno-Revolutionär.

Trotz technischer Defizite und staatlicher Kontrolle schwappten die avantgardistischen Klänge auch auf andere Teile der Sowjetunion über. Techno wurde zum Soundtrack der neuen Freiheit – und Riga zur Keimzelle der DJ-Kultur für die gesamte UdSSR, wie auch der Dokumentarfilm „Era of Dance“ zeigt.

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