Hof ohne Heinz
Der plötzliche Tod von Heinz Badewitz hinterlässt eine sehr große Leere. Als großer Freund des Goethe-Instituts war er die Seele hinter den Hofer Filmtagen, wo er viele junge Talente förderte.
Er wurde 1941 in Hof, einer damaligen Kleinstadt in Bayern, geboren und studierte ab 1963 in München Film. Zwei Jahre später begann er als Trick-Kameramann und Kameraassistent zu arbeiten und führte später Regie bei einigen Kurzfilmen. Die Hofer Filmtage gründete er 1967 und über den Filmverlag der Autoren verbreitete er den Neuen Deutschen Film. Ab 1977 kuratierte er die Reihe German Cinema bei der Berlinale.
Hof war eher ein Anti-Festival, ohne roten Teppich oder Glamour. „Wir brauchen keine Stars, wir machen Stars“, war eine seiner Devisen. Heinz Badewitz, mit seinem ewig gleichen Bubikopf und dem großen Lächeln, stand immer hinter allen Details, selbst hinter den Kulissen, aber immer mit dem Ziel, allen Festival-Aktivitäten ein menschliches und realitätsnahes Gefühl zu verleihen. Er empfing die Jüngsten, die ihre Werke zum ersten Mal aufführten ebenso wie die Preisgekrönten (das letzte Mal, als ich in Hof war, waren die Stars Mike Leigh und Olivier Assayas anwesend). Er war eine Schüsselfigur in der Förderung der Karrieren vieler Talente, wie Christoph Schlingensief, Detlev Buck, Doris Dörrie, Tom Tykwer oder Caroline Link, die viele Jahre lang als Volontärin bei seinem Festival arbeitete, bevor sie ihre Filme machte. Und noch davor bereitete Badewitz den Weg für große Filmemacher wie Herbert Achtenbusch und Werner Herzog.
Sein Stil war überall zu finden, vor allem in den Ritualen von Hof, wie das berühmte Fußballspiel, bei dem jedes Jahr die Festivalmitarbeiter*innen gegen die Regisseur*innen antraten (und in dem Wim Wenders, Werner Herzog, Sönke Wortmann hervorstachen). Auch der Bratwurststand, der sich gegenüber des Central-Kinos befand, wo die ungeschriebene Regel bestand, jede*r könne jegliche Person ansprechen, die sich dort aufhält. Ich erinnere mich daran, dass ich diesen Umstand nutzte, um zu versuchen, Werner Herzog nach Chile einzuladen, was anders vollkommen unmöglich wäre. Er sagte mir, dass er jene Woche nicht zu einem Festival in Santiago kommen könnte, da es die Zeit der letzten Ebbe in Surinam war, wo er einen Dreh vorbereitete… Meine Enttäuschung verschwand, als ich das Ergebnis dieser Dreharbeiten sah, The White Diamond, ein Filmjuwel.
Der Ursprung des Festivals ist darauf zurückzuführen, dass Heinz Badewitz seine eigenen Kurzfilme zeigen wollte, aber keinen Ort dafür hatte. In München war es teuer und schwierig, aber da er den Besitzer eines Kinos in Hof kannte, organisierte er 1967 dort eine zweieinhalb stündige Reihe. Im darauffolgenden Jahr wurde einer seiner Kurzfilme in Oberhausen zugelassen. Das war 1968, das Jahr des legendären Skandals um den Film Besonders wertvoll von Hellmuth Costard, der auf dem Festival nicht gezeigt wurde. Die jüngsten Filmemacher*innen entschieden sich, ihre Werke aus dem Festival als Protestsignal zurückzuziehen und schlossen sich dem Programm in Hof an. Seitdem hat es sich zu einem Schaufenster neuer Talente und Studienfilm verwandelt, aber auch zu einem Premierenort internationaler Produktionen für Deutschland. Auch wenn es in den letzten Jahren nicht mehr die gleiche innovative Kraft wie vorher hatte, blieb das Festival in Hof trotzdem ein privilegierter Ort, um das Beste des jungen Kinos in Deutschland zu entdecken.
Es ist sehr schwierig, sich Hof ohne Heinz vorzustellen. Es war quasi das Synonym des "Anderen". Wir, die die Ehre hatten, ihn kennenzulernen, werden sein Lächeln, seine charmante Herzlichkeit, und vor allem, seine unendliche Liebe für das Kino nicht vergessen. Zu Lebzeiten erhielt er viele Auszeichnungen, darunter das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland, und hinterließ ein sehr hohes Maß für seine Mitarbeitenden, die jetzt in Hof weitermachen. Das Festival muss weitergehen. Aber die Welt fühlt sich leerer an, seit er nicht mehr da ist.