Online Filmreihe
Genrekino Roadmovie: Alice in den Städten

Alice in den Städten
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Mit zwölf Filmen aus vier Genres will das Genrekino aus Deutschland die Lust am Genrefilm wecken und Einblick in überraschend vielseitige Tendenzen deutschen Filmschaffens geben. 2023 wird monatlich ein Film aus den Genres Science-Fiction, Krimi, Roadmovie und Horror präsentiert.

ALICE IN DEN STÄDTEN
Jahr 1974, 112 Min.
Regie Wim Wenders
Genre: Roadmovie


Der Münchner Journalist Philip Winter soll für einen Verlag eine Geschichte über die amerikanische Landschaft schreiben. Von seiner vierwöchigen Tour durch die Staaten bringt er nur einige Polaroid-Fotos mit. Philip will zurück nach Deutschland, aber der New Yorker Agent verweigert ihm einen Vorschuß.

Wegen eines Streiks des Flugpersonals kann er keinen Flug in die Bundesrepublik buchen, deshalb kauft Philip für seine restlichen 300 Dollar ein Ticket nach Amsterdam. Auf dem Flughafen lernt er Lisa und ihre neunjährige Tochter Alice kennen. Auch sie wollen nach Amsterdam...

Filmkommentar

Wenders Filme kreisen immer wieder um die Themen Heimatlosigkeit, Identitätssuche, Einsamkeit. Ihre Identität finden seine Personen in der Bewegung, beim Reisen; nur dabei kommt es zu Begegnungen und Beziehungen, die ihre Sprachlosigkeit aufbricht. So sind Wenders Figuren auf der Suche nach ihrem sozialen Ort, nach Heimat. "Sie irren fremd durch eine Gegend, in der sie sich doch eigentlich heimisch fühlen sollten." (Peter Buchka in: Augen kann man nicht kaufen. Wim Wenders und seine Filme. Hanser Verlag, München 1983) Die äußere Reisebewegung korrespondiert in ALICE IN DEN STÄDTEN mit einer inneren. Erzählt wird auch die Reise einer Annäherung, einer Freundschaft zwischen dem ungleichen Paar Philip und Alice. "Bewegung...meint bei Wenders stets auch etwas Geistiges: dass sich etwas - die Verhältnisse, in denen die Menschen leben und unter denen sie leiden - bewegt, dass das Erstarrte sich auflöst. Insofern ist der Bewegungsdrang seiner Figuren, die Unruhe, die sie allesamt beherrscht, kein Rückfall in archaische Zustände; aber die Größe seiner Gedankenbewegung wird verständlich nur, wenn man die frühen Zeitalter der Menschheitsentwicklung in den Gedankengang miteinbezieht." (Buchka) Wenders inszeniert offenen Blicks; die Kamerabewegungen suchen keine Beweise für die Geschichte, sie wollen sichtbar machen, damit der Zuschauer besser versteht. Aufnahmen des Ruhrgebiets, Industrielandschaften, Straßenzüge, wirken eintönig und doch bei aufmerksamem Hinschauen unterscheidbar. Wenders will ein Bewusstsein für das wecken, was verloren geht, eine Verbindung herstellen zwischen dem Blick auf sich selbst und der Welt. "Für Wenders ist das Kino Fenster zur Welt. Er zeigt nicht, er hält zum Schauen an. Sein Ziel ist von Anfang an: den entdeckenden Blick auf die Welt zu verlängern, bis wir Zuschauer auch sehen, was wir verstehen. Es geht nicht um Evidenz, nicht um Belege, nicht um Beweise. Das Kino, so sagt er, könne beschreiben, indem es die Dinge erscheinen lasse, wie sie sind." (Norbert Grob in "Cinegraph") Wenn Philip im Zug den Nachruf auf John Ford liest, den Regisseur amerikanischer Landschaften, ist er dem Ziel seiner Suche näher gekommen. Er bleibt auf Reisen.

Von Wolfgang Jacobsen

 

Details

Sprache: Deutsch mit spanischen Untertiteln
Preis: Kostenfrei

info-lima@goethe.de

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