Mittwochskino
Transit

Transit / Christian Petzold
© Hans Fromm-Schramm Film

Regie: Christian Petzold, 2018, 102 min

Goethe-Institut Peru

Im Juli zeigen wir zwei Filme des deutschen Regisseurs Christian Petzold.

TRANSIT
Regie Christian Petzold
2018, Farbe, 102 min

Eintritt frei

Mit Franz Rogowski und Paula Beer in den Hauptrollen, orientiert sich  der Film frei an dem gleichnamigen Roman von Anna Seghers. Christian Petzold, der auch das Drehbuch zum Film schrieb, verlegte die Geschichte um einen Deutschen, der während des Zweiten Weltkriegs vor den Nationalsozialisten nach Frankreich flieht, in die Gegenwart.

Mehr zum Film

Die deutschen Truppen stehen vor Paris. Georg, deutscher Flüchtling, entkommt im letzten Moment nach Marseille. Im Gepäck hat er die Hinterlassenschaft des Schriftstellers Weidel, der sich aus Angst vor seinen Verfolgern das Leben genommen hat: Ein Manuskript, Briefe, die Zusicherung eines Visums durch die mexikanische Botschaft. In Marseille darf nur bleiben, wer beweisen kann, dass er gehen wird. Visa für die möglichen Aufnahmeländer werden gebraucht, Transitvisa, die raren Tickets für die Schiffspassage.

Georg erinnert sich der Papiere Weidels und nimmt dessen Identität an. Er taucht ein in die ungefähre Existenz des Transits. Flüchtlingsgespräche in den Korridoren des kleinen Hotels, der Konsulate, in den Cafés und Bars am Hafen. Er freundet sich mit Driss an, dem Sohn seines auf der Flucht gestorbenen Genossen Heinz. Wozu weiterreisen? Lässt sich anderswo ein neues Leben beginnen?

Alles verändert sich, als Georg die geheimnisvolle Marie trifft und sich in sie verliebt. Ist es Hingabe oder Berechnung, die sie ihr Leben vor der Weiterreise mit dem Arzt Richard teilen lässt, während sie gleichzeitig auf der Suche nach ihrem Mann ist? Der, so erzählt man, sei in Marseille aufgetaucht, in Besitz eines mexikanischen Visums für sich und seine Frau.

Der Regisseur über seinen Film:

Es gibt einen sehr schönen Satz in der Autobiographie von Georg K. Glaser: „Plötzlich, am Ende meiner Flucht, war ich umgeben von etwas, was ich Geschichtsstille nannte.“

Georg K. Glaser war ein deutscher Kommunist, der zur selben Zeit, in der auch der Roman TRANSIT von Anna Seghers spielt, nach Frankreich und dann in den unbesetzten Teil floh. Geschichtsstille, das ist wie Windstille - das Schiff empfängt keine Brise mehr, es ist umgeben von der Weite und dem Nichts des Meeres. Die Passagiere sind herausgefallen, aus der Geschichte, aus dem Leben. Sie hängen fest, im Raum, in der Zeit.

Die Menschen in TRANSIT hängen fest in Marseille, sie warten auf Schiffe, Visa, Transits. Sie sind auf der Flucht. Es wird für sie kein Zurück mehr geben. Und kein Vorwärts. Niemand will sie aufnehmen, niemand will sich kümmern um sie, niemand nimmt sie wahr – nur die Polizisten, die Kollaborateure und die Überwachungskameras. Sie sind im Begriff, Gespenster zu werden, zwischen Leben und Tod, zwischen dem Gestern und dem Heute. Die Gegenwart zieht vorbei und nimmt keine Notiz von ihnen. Das Kino liebt die Gespenster, vielleicht, weil es auch ein Transitraum, ein Zwischenreich ist. Wir, die Zuschauer, sind anwesend und abwesend zugleich.

Die Menschen in TRANSIT wollen zurück in den Strom, in die Brise, in die Bewegung. Sie wollen eine Geschichte haben. Sie finden ein Romanfragment, das ein Schriftsteller hinterlassen hat. Das Fragment einer Erzählung. Eine Erzählung von Flucht und Liebe und Schuld und Loyalität. TRANSIT handelt davon, wie diese Menschen diese Erzählung zu ihrer eigenen machen.

Kritiken und Empfehlungen

„Die Zeiten überlagern sich in TRANSIT, manchmal kreuzen sie sich, niemals stimmen sie ganz überein. So vermeidet Petzold simple Analogien zwischen den Geflüchteten von heute und damals. Was er macht, ist viel raffinierter, geheimnisvoller, schlagkräftiger: Die Verbindungen zwischen den beiden Epochen funktionieren wie Echos, als ob die Vergangenheit in der Gegenwart nachhallen würde und umgekehrt.“ (Libération)

„In der mittlerweile dritten Verfilmung des gleichnamigen Romans von Anna Seghers erzählt Christian Petzold vom Exil als einer Zwischenzeit der moralischen Ungewissheiten und untilgbaren Sehnsüchte. Historie und Gegenwart verstrickt er dabei in ein verblüffendes Zwiegespräch.“ (epd Film)

„Die Figur der Marie, ebenso wie ihre Darstellerin Paula Beer, haben erheblichen Anteil, dass der Film und seine Geschichte mitunter nicht absolut deckungsgleich verlaufen. Immer wieder trägt uns die Erzählstimme eine Version der Geschichte vor, und wir sehen aber etwas anderes oder sogar das Gegenteil. Mag sein, dass das eine oder andere nicht korrekt ist. Was nichts daran ändert, dass der Film ebenso stimmt, oder sagen wir stimmig ist, wie die Erzählung. Und umgekehrt. (Kolik Film)

Ralph Eue, 02.08.2018

Details

Goethe-Institut Peru


Jirón Nazca 722
Jesús María

Lima 15072
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Sprache: Deutsch mit spanischen Untertiteln
Preis: Eintritt frei

info-lima@goethe.de
Diese Veranstaltung ist Teil der Veranstaltungsreihe Mittwochskino.