Mittwochskino
Freies Land

Freies Land / Christian Alvart
© Syrreal_Entertainment

Regie: Christian Alvart 2020, 129 min

Goethe-Institut Peru

Oktober steht ganz im Zeichen von Police&Thieves! 

FREIES LAND
Regie Christian Alvart
2020, Farbe, 129 min
Eintritt frei


Winter 1992, irgendwo in den maroden Weiten Nordostdeutschlands: Zwei Ermittler – einer aus dem Westen, einer aus dem Osten – sollen den Mord an zwei Mädchen aufklären und landen immer tiefer im Sumpf des einstmals geteilten Deutschlands; ein Thriller mit Geschichtsbewusstsein.

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Von den durch Helmut Kohl versprochenen blühenden Landschaften ist im Winter 1992 wenig zu sehen, in der einsamen Gegend in Nordostdeutschland, in die es die beiden Ermittler Bach und Stein verschlägt. Zwei Mädchen sind verschwunden und man munkelt, sie hätten sich einfach in den Westen abgesetzt; aber so richtig glaubwürdig klingt das alles nicht. Bald darauf werden zwei übel zugerichtete Leichen gefunden und es stellt sich heraus, dass es nicht die ersten jungen Frauen aus dem Dorf waren, die spurlos verschwunden sind. Immer tiefer dringen die ungleichen Ermittler in das Lügengeflecht der Einheimischen ein: Bach, der schon in der DDR Teil des Exekutivapparats gewesen war und dessen schwierige Vergangenheit nach und nach ans Licht kommt; Stein hingegen, emotional deutlich labiler als sein mit allen Wassern gewaschener Kompagnon, kommt aus der fremd und weit weg erscheinenden Großstadt Hamburg in ein Land mit eigenen Gesetzen. Regisseur Christian Alvart gelingt ein nachdenklich machendes und spannendes Genrekino mit Geschichtsbewusstsein.

Pressestimmen:
„Selten hat man im deutschen Kino eine solche Farbpalette gesehen, zugleich prächtig und fahl, winterlich kalt und doch von starken Kontrasten durchpulst. Das Zeitalter der unendlichen Datenmengen macht sich ein künstlich intensiviertes Bild vom Zeitalter der Lichtchemie.

Das ist aber nur der technische Aspekt eines noch viel spannenderen Transfers, den Christian Alvart mit Freies Land vornahm. (…) Freies Land ist ein Remake einer spanischen Vorlage: La isla minima von Alberto Rodriguez, gedreht im Schwemmland an den Ausläufern des Guadalquivir im Südwesten der Iberischen Halbinsel. Ebenso wichtig wie die beeindruckende Location ist auch in diesem Fall die Epoche: die Zeit des Übergangs von der Franco-Diktatur in die Demokratie, eine Zeit der Ungewissheit zwischen alten und neuen Loyalitäten, eine Zeit der Verdrängung und der Angst vor Enthüllung. (…) Christian Alvart folgt der Vorlage von La isla minima sehr genau, er sucht auch für alle sozialen Aspekte nach einer Entsprechung und muss auch nicht lange suchen (Treuhand, Abwanderung).“ (Bert Rebhandl, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.1.2020)

„Aber Alvart blickt genauer hin. Er dringt tiefer in seine Figuren ein. So nimmt die Krankheit, die sich in Markus Bach eingenistet hat, einen größeren Raum ein. Sein körperliches Leiden wird zum Ausdruck der seelischen Verheerungen dieses Mannes, der tief in die Verbrechen des DDR-Systems verstrickt war. Die Vergangenheit ist eine Art Krebsgeschwür, das weiter und weiter wuchert, ohne dass ihm irgendjemand Einhalt gebieten könnte. Und so geht es eben nicht nur Bach. Auch der Hamburger Polizist Patrick Stein, der sich mit seinem unbedingten Glauben an das Recht gegen seine Vorgesetzten gestellt hat, wird von Zweifeln vergiftet. Das, was war, lässt sich auf Dauer weder verdrängen noch übertünchen. Aus Idealisten werden im besten Fall Pragmatiker, im schlimmsten Kollaborateure. Das ist das Leben. Christian Alvarts Sicht auf die deutsch-deutsche Geschichte ist zutiefst fatalistisch. Aber sie hat auch etwas Befreiendes. Er reißt alte Wunden noch einmal auf und hofft, dass sie nun endlich richtig verheilen können. (Sascha Westphal, epd Film, 23.12.2019)

Patrick Wellinski im Gespräch mit Christian Alvart, Deutschlandfunk Kultur, 4.1.2020
Wellinski: Die Frage ist auch, wie authentisch oder historisch akkurat muss es sein. Der Weg, den Sie gehen zur Wahrheit, ist ja einer über die Fiktion, über die Lüge, sagen wir es ganz klar: über das Genre.
Alvart: Genau, für mich gar nicht. Ich bin ja eh kein authentischer Filmemacher. Das kommt und geht in Wellen, wie sehr das gewünscht wird. Momentan ist es sehr gewünscht. Bei jedem zweiten Interview gibt es die Frage, wie authentisch sind Dinge. Aber für mich müssen die Gefühle, Charaktere, Wahrheiten, die dahinterliegen, die müssen authentisch sein. Für mich muss nicht jedes (…) Detail stimmen, um eine Authentizität zu erreichen von dem, was wir erzählen wollen. Es gibt Stoffe, die brauchen das. Es ist nicht so, dass man das gar nicht braucht. Die Art und Weise, wie ich mich den Stoffen nähere, ist eigentlich sehr oft über die Überhöhung und die Verdichtung.

Frederik Lang, 13.04.2021
 

Details

Goethe-Institut Peru


Jirón Nazca 722
Jesús María

Lima 15072
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Sprache: Deutsch mit spanischen Untertiteln
Preis: Eintritt frei

info-lima@goethe.de
Diese Veranstaltung ist Teil der Veranstaltungsreihe Mittwochskino.