Es ist eines der ältesten Festivals Deutschlands, aber es hat keinen Staub angesammelt - seit 1972 findet man hier jedes Jahr experimentelle Musik sämtlicher Spielarten.
Als das Moers Festival (oder mœrs festival) in den 70er Jahren ins Leben gerufen wurde, fand es noch vor kaum 2000 Zuschauer*inen im Hof des Moerser Schlosses statt. Musikalisch ging es um Free Jazz, eine Spielart in der es um freies Improvisieren ohne musiktheoretische Einschränkungen geht, aber auch um den revolutionären Geist der Zeit.
Free Jazz stand schon immer für Befreiung von Strukturen, und darum ging es Festivalgründer Burkhard Hennen auch auf politischer Ebene. In den folgenden Jahren öffnete sich das Moers auf für World- und Popmusik, es bleibt aber der hohe Anspruch auf innovative musikalische Konzepte. Mittlerweile finden die Konzerte vor jeweils bis zu 2.000 Zuschauer*innen in der Moerser Festspielhalle, dem Schlosshof sowie einem Dutzend weiterer Locations statt.
Von <a href="//commons.wikimedia.org/wiki/User:Nomo" title="User:Nomo">Nomo</a> michael hoefner <a rel="nofollow" class="external free" href="http://www.zwo5.de">http://www.zwo5.de</a> - <span class="int-own-work" lang="de">Eigenes Werk</span>, CC BY-SA 3.0, Link
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Harald Boje im Jahr 1978
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So eine Hippie-Sache: Das Festival im Jahre 1978
Hier finden sich Tenor-Berserker, subversive Audio-Agitatoren, Elektro-Nerds, wütende Dichter, schräge Instant-Komponisten, atemberaubende Virtuosen und die Legenden von morgen: Ein Rückblick auf das Billing ist eine eindrucksvolle Erfahrung - die großen Namen der experimentellen Musik, vor allem aus dem Jazzbereich, sind quasi vollständig vertreten. Sun Ra, Fred Frith, Jan Garbarek, Abdullah Ibrahim, David Murray, Archie Shepp, Mantana Roberts and Cecil Taylor; aber auch The Residents, das Dub Trio oder Colin Stetson haben hier gespielt.
Freie Geister, ungezähmte Neugier und furchtlose Experimentierfreude wird von Auftretenden wie Publikum gleichermaßen verlangt, und der revolutionäre Geist, der schon bei der Gründung des Festivals Triebfeder seiner Existenz war, lebt auch unter Festivalleiter Tim Isfort (seit 2016), einem gebürtigen Moerser und Jazzmusiker, weiter. Damals ging es um die Umkehr der im Nachkriegsdeutschland noch kaum aufgearbeiteten Strukturen (der Bürgermeister des Ortes hatte z.B. noch eine NS-Vergangenheit), heute sind es andere Herausforderungen, die zu bewältigen sind. Beispielsweise hat sich das Festival aktuell auf die Fahnen geschrieben, der immer noch bestehenden Männerdominanz in der experimentellen Jazzszene gezielt entgegenzuwirken.
Der Sender ARTE ist Partner des Festivals und hat zu seinem 50 jährigen Jubiläum im zweiten Coronajahr 2021 das gesamte Festival live gestreamed: