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Umwege | Sorbische Kultur
Zu Besuch beim kleinsten slawischen Volk in der Lausitz

Beim traditionellen sorbischen Johannisreiten wird ein Mann mit diesem Hut aus Seerosen, Binsen, Kornblumen und anderen Pflanzen geschmückt, und reitet dann gemeinsam mit seinen Begleitern durch das Dorf.
Beim traditionellen sorbischen Johannisreiten wird ein Mann mit diesem Hut aus Seerosen, Binsen, Kornblumen und anderen Pflanzen geschmückt, und reitet dann gemeinsam mit seinen Begleitern durch das Dorf. | Foto (Detail): © picture alliance/dpa/Patrick Pleul

In Deutschland leben viele Kulturen und Traditionen Seite an Seite. Ein seit Jahrhunderten hier ansässiges Volk ist den meisten Deutschen aber kaum bekannt: die Sorben. Sie leben hauptsächlich im Osten des Landes, in der Lausitz.
 

Von Alina Schwermer

„Witajće k nam!“ Das ist Obersorbisch und heißt: Herzlich Willkommen. Auf Niedersorbisch klingt die Begrüßung so: „Witajšo k nam!“ Schon mal gehört? Wenn nicht, seid ihr damit nicht allein. Kaum jemand weiß etwas über die rund 60.000 sorbischen Menschen, die in Deutschland als eine offizielle nationale Minderheit deklariert sind.

Höchste Zeit für eine Reise in die wunderschöne Lausitz. Denn vor allem dort – in den Bundesländern Sachsen und Brandenburg – leben Sorb*innen. Ihre Kultur und Geschichte könnt ihr zum Beispiel auf dem Themenradweg Sorbische Impressionen in der Oberlausitz kennenlernen. Er führt über 250 Kilometer durch sorbisches Siedlungsgebiet. Dort sieht man typische Höfe und Wegkreuze, kann traditionelle Heimatstuben und Museen besuchen und in familiengeführten Unterkünften mit Sorb*innen ins Gespräch kommen. Mit etwas Glück erlebt ihr auch eines der sorbischen Feste mit kunstvollen Trachten und Musik.

Die westslawische Ethnie zog schon vor 1400 Jahren nach Westen. Lange wurde sie unterdrückt: Das Deutsche Reich zum Beispiel verbot im 19. Jahrhundert die sorbische Sprache in Schulen, die Nationalsozialisten verboten sorbische Vereinigungen und ermordeten sorbische Intellektuelle in Konzentrationslagern. In der DDR-Zeit litt die sorbische Bevölkerung unter vielfacher Bevormundung und Kontrolle, der Gebrauch der sorbischen Sprache im Alltag nahm stetig ab. Gegenwärtig sind Sorb*innen durch rechtsextreme Angriffe bedroht. Die sorbische Flagge und Hymne sind heute aber offiziell anerkannt und die Rechte der Sorben sind in den Landesverfassungen von Brandenburg und Sachsen verankert.

Im Sorbischen Museum in Bautzen könnt ihr die teils leidvolle Geschichte der ostdeutschen Minderheit nachvollziehen. Aber ihr könnt hier auch richtig genießen: Die historische Krabat-Mühle Schwarzkollm, benannt nach einer Sagengestalt, verzaubert euch mit sorbischen Sagen, traditionellem Handwerk und sorbischer Küche. Im Martin-Nowak-Neumann-Haus könnt ihr Leben und Werk eines sorbischen Künstlers kennenlernen, und die Sorbische Webstube Drebkau zeigt traditionelle Trachten. Wenn ihr zur richtigen Zeit in der Region unterwegs seid, solltet ihr die berühmten Ostereiermärkte oder das Johannisreiten in Casel nicht verpassen. Und wie wäre es abends mit einer Ballettaufführung im Sorbischen National-Ensemble oder einem Theaterstück im Deutsch-Sorbischen Volkstheater in Bautzen?

Umwege

Was bedeutet Görliwood, warum findet man in Bayern ein Stück Karibik und wo könnt Ihr vor Schaufelradbaggern tanzen? In unserer Serie nehmen wir Euch jeden Monat mit an einen Ort in Deutschland, den Ihr vielleicht noch nicht kennt, aber unbedingt kennenlernen solltet. Wir zeigen Euch Orte, die von der üblichen Touristenroute abweichen. Seid Ihr bereit für einen kleinen Umweg?

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