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Umwege | Haubergswirtschaft
Ein Wald für alle

Herbststimmung im Siegerland.
Herbststimmung im Siegerland. | Foto (Detail): © picture alliance/Rene Traut Fotografie

Eine nachhaltige, genossenschaftlich organisierte Waldwirtschaft – das klingt im Zeitalter von Waldsterben und Klimawandel wie eine Innovation für die Zukunft. Im Siegerland gab es das schon im 16. Jahrhundert.
 

Von Alina Schwermer

Viele Staaten haben sich verpflichtet, die Entwaldung bis 2030 komplett zu stoppen. Dennoch sind 2023 allein 6,37 Millionen Hektar Wald weltweit verloren gegangen. Das ist eine Fläche so groß wie Lettland. Geht das wirklich nicht besser?

Ideen für alternative Wirtschaftsformen, die ohne übermäßigen Abbau natürlicher Ressourcen auskommen, existieren schon lange – zum Beispiel im Siegerland. Siegen-Wittgenstein ist ohnehin ein tolles Ziel: Der waldreichste Kreis Deutschlands präsentiert sich als ein Paradies zum Wandern und Radfahren. Hier könnt ihr durch scheinbar endlose Wälder streifen oder in idyllischen Dörfern mit Fachwerkhäusern entspannen. Zugleich unternehmt ihr eine Reise zu einer Idee, die Wirklichkeit geworden ist: Rund um die Stadt Siegen gab es viele hundert Jahre lang eine nachhaltige, genossenschaftlich organisierte Waldwirtschaft, die sogenannte Haubergswirtschaft. Ein Hauberg ist ein Eichen-Birken-Niederwald.

Schon früh standen die Menschen im Siegerland vor einem Problem: Sie hatten fast all ihren Wald abgeholzt. Weil sie unter anderem Holzkohle für die Eisenverhüttung brauchten, waren sie von lokalem Holz abhängig. Eine Lösung musste her. So schufen Landesherren ab dem 16. Jahrhundert eine Kreislaufwirtschaft: Die Menschen durften dem Wald nicht mehr entnehmen, als nachwächst. Die Flächen gehörten allen gemeinsam, und gemeinsam hatten sie die Verantwortung für ihren Wald. Wie alle Genossenschaften war auch die siegerländische Waldwirtschaft demokratisch aufgebaut, und alle Mitglieder hatten Stimmrecht. Das gemeinsame Vermögen wurde je nach Größe der Anteile verteilt, und auf den Brachflächen konnte man Getreide anbauen oder Vieh halten.

So gelang es jahrhundertelang, den Wald zu erhalten und die Menschen zu ernähren. Leider ging im 20. Jahrhundert die Haubergswirtschaft durch den wirtschaftlichen Wandel verloren. Einen kleinen Teil aber haben die Bewohner*innen 1991 wiederbelebt. Auf dem historischen Hauberg Fellinghausen wird heute wieder Haubergswirtschaft betrieben. Wie das genau funktioniert, könnt ihr erfahren, wenn ihr eine der zahlreichen Führungen und Umweltbildungsangebote bucht. Auf dem rund 2,3 Kilometer langen Haubergspfad mit Infotafeln könnt ihr aber auch selbst in den Wald wandern und die Haubergswirtschaft erkunden.

Jedes Jahr an Pfingsten wird auf dem Hauberg Fellinghausen wie früher ein Kohlenmeiler aufgeschichtet. Man zündet dann den Holzberg an, um daraus Holzkohle zu gewinnen. Die könnt ihr eine Woche später kaufen und mitnehmen.

Umwege

Was bedeutet Görliwood, warum findet man in Bayern ein Stück Karibik und wo könnt Ihr vor Schaufelradbaggern tanzen? In unserer Serie nehmen wir Euch jeden Monat mit an einen Ort in Deutschland, den Ihr vielleicht noch nicht kennt, aber unbedingt kennenlernen solltet. Wir zeigen Euch Orte, die von der üblichen Touristenroute abweichen. Seid Ihr bereit für einen kleinen Umweg?

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