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Make Freibad great again!

Badeente im Freibad
Splash! Zeit für Freibad | Foto: John Labelette © Unsplash

Der Sprung ins herrlich kühle Nass, Pommes rot/weiß und ein durchsichtiger Badeanzug – unsere Kolumnistin Sineb el Masrar mit einer Hommage an das Freibad als Ort des Glücks und der Ausgelassenheit, die es zu bewahren gilt.
 

Von Sineb El Masrar

Sommerzeit ist Ferienzeit! Nicht nur Kinder freuen sich auf die Sommerferien und die Urlaubszeit. Während ich noch mühsam versuche, meine To-Do-Liste abzuarbeiten, wurden in der Bundeshauptstadt Berlin im Juli die Sommerferien eingeläutet. Kinder freuen sich auf ihre unterrichtsfreie Zeit, aufs Ausschlafen. Die einen verabschieden sich nur temporär von ihren Schulfreund*innen, während für andere das Ende der Ferien auch das Ende ihrer Schulzeit bedeuten wird. Die nächsten Tage und Wochen verbringen die meisten von ihnen damit, sich ein kühles Plätzchen am Wasser zu suchen. Sei es ein Pool oder das Planschbecken der kleinen Geschwister. Andere finden Abkühlung in der Ost- oder Nordsee und wieder andere fliegen mit ihren Familien ins Ausland, um dort zur kleinen Wasserratte zu mutieren. Und viele andere tun das, was sie schon vor den Ferien taten: ins Freibad gehen.

Meine Sommerferien bestanden stets aus einer Kombi aus Letzterem und Mittelmeer. Das Freibad war Spielwiese und Abkühlungsort in einem, und wir radelten als Freundinnen leicht aufgedreht mit unserem Beutel auf dem Gepäckträger in unser Dorffreibad. Dort lernte ich schwimmen und verbrachte Teile meines Sportunterrichts und meine Freizeit dort. Lernte, dass ein komplett weißer Badeanzug so ziemlich die blödeste Kaufentscheidung war, die ich als Teenager treffen konnte. Denn ist das Ding einmal mit Wasser in Kontakt geraten, verwandelt sich der Stoff in eine nahezu durchsichtige Polyester-Lycra-Hülle. In der Pubertät steckend bereitet das alles andere als Freude. War weder sexy noch cool oder hip. Schlicht unnötig und peinlich und doof von diesem Badeklamottenhersteller. Also liebe Leser*innen: Lernt von meiner unglücklichen Kaufentscheidung!

Doch neben peinlichen Momenten im Freibad gab es auch die Angst. Springen vom 3-Meter-Brett. Ich gehörte zu jenen, die staunend und bewundernd Freundinnen und Freunden, Mitschülern oder Erwachsenen beim mutigen Sprung ins kühle Wasser am Beckenrand bestaunten. So einladend es war, in dieses berauschend klare Blau zu springen und nach oben an die Oberfläche zu tauchen, ich begnügte mich mit der Rutsche. Hat auch Spaß gemacht und führte anders als bei so manchem Turmspringer zu keinen Verletzungen.

Aber ob als Schisshase auf zwei Beinen, wie ich einer war, oder als Turmspringende. Wir alle trafen uns früher oder später nass tropfend und mit schrumpeligen Fingern, die wir uns gegenseitig als Kinder und Jugendliche ins Gesicht hielten, als hätten wir neue Gliedmaßen an uns entdeckt, am Kiosk. Pommes rot/weiß. Softgetränke und die bunte und süße Pracht des Bonner Süsswarenherstellers, gefolgt von Eis, das wir mit unseren blau angelaufenen Lippen hastig abschleckten und abbissen und uns noch mehr Zucker in den Kopf schoss und zu hibbeligen Pubertierenden machte. Die D-Markstücke wanderten voller Glück über den Tresen und wir hatten allesamt gute Laune. Jung und alt. Wir blieben so lange, wie wir konnten. Selbst wenn es regnete und donnerte. Dann überlegten wir, was uns die Lehrer und Eltern eingebläut hatten. Wasser und Bäume leiten die Blitze und das kann tödlich enden. So erlebten auch so kleine Schisshäschen wie ich den ultimativen Abenteuer-Kick des Sommers.

Wenn heute Schlägereien und aggressive Auseinandersetzungen in den Freibädern in den Schlagzeilen erscheinen, dann erinnert es uns alle auch daran, was für ein besonderer Ort das Freibad ist. Ein temporärer Ort des Glücks, der Ausgelassenheit, Erholung und auch des Lernens. Denn Schwimmen können rettet nicht nur Leben, es fühlt sich auch unglaublich befreiend an. Das zu bewahren und mit Mut und Fairness zu verteidigen, die Privatsphäre zu wahren, den Ort als das zu bewahren, was er heute und früher für uns Menschen, die ihn wertschätzen, zu bewahren, ist auch ein Erbe unserer glücklichen Freibad-Momente. An alle Schiss- und Turmsprunghäschen da draußen: Make Freibad great again!
 

„AUSGESPROCHEN …“

In unserer Kolumnenreihe „Ausgesprochen …“ schreiben im Wechsel Sineb El Masrar, Susi Bumms und Maximilian Buddenbohm. El Masrar schreibt über Einwanderung und die Multi‑Kulti‑Gesellschaft in Deutschland: Was fällt ihr auf, was ist fremd, wo ergeben sich interessante Einsichten?

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