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Kipp-Punkte
Warum drängt die Zeit?

Man sieht mehrere Autos auf der Straße. Der größte Teil des Himmels ist mit grauen Wolken bedeckt.
Foto von NOAA auf Unsplash

Warum ist schnelles Handeln beim Klimaschutz nötig? Und was haben Kipp-Punkte damit zu tun? Über Klimaziele, schmelzendes Eis und die tickende Uhr im Hintergrund.

„Gut Ding will Weile haben.“ So lautet ein deutsches Sprichwort. Es bedeutet: Wenn etwas gut werden soll, dann dauert das seine Zeit. Auch bei Maßnahmen gegen den Klimawandel wirkt es im ersten Moment so, als wäre Zeit kein Problem. Deutschland will z. B. bis 2045 klimaneutral werden, die EU verspricht dasselbe bis 2050.

Dennoch werden von Jahr zu Jahr Hitzerekorde gebrochen, Extremwetter nimmt zu und Wissenschaftler*innen sagen, dass es in Sachen Klimaschutz zu langsam gehe und die Zeit dränge.

Dadurch ergeben sich zwei Fragen:

Warum müssen wir so schnell wie möglich Maßnahmen gegen den Klimawandel ergreifen?

Der menschengemachte Klimawandel entsteht durch Treibhausgase, die in die Luft geblasen werden. So weit – so klar. Wenn Menschen aber aufhören, Treibhausgase in die Luft zu blasen, heißt es nicht, dass sich die Erde sofort vom Klimawandel erholt. Es kann zwar kühler werden, die Temperatur könnte aber auch gleichbleiben oder sogar weiter ansteigen.

Ab einem gewissen Temperaturanstieg werden laut Wissenschaftler*innen allerdings so genannte Kipp-Punkte überschritten.  Das könnte gefährliche Folgen haben: Wenn ein Kipp-Punkt überschritten wird, dann können Veränderungen sehr schnell und unumkehrbar sein.

Ein Beispiel für einen Kipp-Punkt ist das Abschmelzen des Schnees und Eises an den beiden Polen. Weil Schnee und Eis farblich so hell sind, reflektieren Nordpol und Südpol Sonnenstrahlen und werfen sie zurück ins All – das nennt sich Albedo-Effekt.
Durch die Klimaerhitzung wird es jetzt aber immer wärmer. Dadurch schmelzen Eis und Schnee in den Regionen rund um den Nordpol und den Südpol. Die weiße Fläche wird immer kleiner und es immer weniger Sonnenstrahlen werden ins All zurückgeworfen. Aus diesem Grund steigen die Temperaturen auf der Erde ständig weiter an, Eis und Schnee schmelzen immer mehr, die weiße Fläche wird noch kleiner, es wird immer wärmer, … Dieser Prozess ist ab einem gewissen Punkt nicht mehr aufzuhalten. Und genau das ist der Kipp-Punkt.

Es ist für Wissenschaftler*innen sehr schwierig festzustellen, wann ein solcher Kipp-Punkt erreicht wird. Daher betonen sie, wie wichtig es ist, den Klimawandel sehr schnell zu stoppen, damit Kipp-Punkte gar nicht erst überschritten werden.

Und warum sind dann Klimaziele so weit in die Zukunft gerichtet?

Es gibt unterschiedliche Formulierungen für Klimaziele: „Begrenzung der Erwärmung um 1,5 Grad“ oder „Klimaneutralität bis zum Jahr xy“. Alle Klimaziele haben aber eines gemeinsam: Sie wollen dazu beitragen, dass das Pariser Klimaabkommen eingehalten werden kann. Beim Pariser Klimaabkommen wurde beschlossen, dass der weltweite Temperaturanstieg möglichst auf1,5 Grad Celsius, auf jeden Fall aber auf deutlich unter 2 Grad Celsius beschränkt werden soll. Diese 1,5 Grad-Grenze hat tatsächlich auch etwas mit den Kipp-Punkten zu tun. Wissenschaftler*innen vermuten nämlich, dass ab 1,5 Grad Erwärmung die ersten Kipp-Punkte überschritten werden könnten. 

Das Pariser-Klimaabkommen schreibt nicht vor, welches Land was zu tun hat. Deshalb haben einige Länder ein Klimaneutralitätsziel definiert. Klimaneutral bedeutet, dass nur so viele Treibhausgase ausgestoßen werden sollen, wie durch Wälder, Moore usw. auch wieder aufgenommen werden.  Mithilfe eines Klimaneutralitätsziels kann ein Land festlegen, welche Maßnahme bis wann umgesetzt werden muss, damit das Pariser Klimaabkommen eingehalten wird. Dabei werden oft Zwischenziele ermittelt. Deutschland will beispielsweise bis 2045 klimaneutral werden, aber schon 2030 ein Zwischenziel erreicht haben. 

Die Länder legen ihre Klimaneutralitätsziele allerdings selbst fest. Wir wissen also nicht, ob das Pariser Klimaabkommen insgesamt eingehalten wird. Es ist daher nötig, Klimaziele immer wieder zu verändern und zu verbessern.

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