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Rosinenpicker
Tatort Berlin

Drogen, Waffen, Mord im Parkhaus: Viel los im Krimidebüt von Kim Koplin. In rasantem Tempo geht’s durch Berlin, irgendwer ist immer auf der Flucht. Mittendrin: eine Kommissarin mit Problemfamilie und ein Nachtwächter mit Tochter und Vergangenheit.

Von Swantje Schütz

Koplin: Die Guten und die Toten (Cover) © Suhrkamp Wie der Titel Die Guten und die Toten bereits vermuten lässt: Es gibt mehr als eine Leiche in diesem Debüt-Thriller von Kim Koplin. Und es gibt die Guten, die nicht tot sind. Mit Blick auf den Charakter von Koplins Romanfiguren muss man demzufolge nicht bangen um das Leben des Vaters, der Tochter oder des Freundes. Denn das sind die Guten. Zu ihnen zählt auch Nihal Khigarian, eine junge Kriminalkommissarin mit aserbaidschanischen Wurzeln. Sie verliert manchmal die Contenance und muss an ihrer „Affektkontrolle“ arbeiten. Auch träumt sie davon, als Boxerin an den olympischen Spielen teilzunehmen, da sitzen die Fäuste schon mal locker. Wie überhaupt alles in diesem rasanten Berlin-Thriller eher locker ist, von der Sprache bis zum Umgang mit dem Gesetz, mit Drogen oder mit Waffen. Und das, obwohl der Hauptschauplatz im bürgerlichen Charlottenburg liegt – allerdings im „räudigsten Parkhaus der Stadt“ mit der schlechtesten Google-Bewertung überhaupt. Die hippen Viertel bleiben außen vor.

Unsaubere Politik

Ein Staatssekretär aus dem Wirtschaftsministerium ist in diesem Thriller ein besonders schlimmer Finger – was der Spannung durchaus zuträglich ist. Es stört dabei auch nicht weiter, dass der Handlungsstrang rund um den Politiker alle Klischees bedient: Seine Escortlady studiert Sinologie, Drogen werden konsumiert wie Lutschbonbons, und finanziert wird das Ganze durch die Mithilfe des Staatssekretärs bei illegalen Waffenverkäufen nach Saudi-Arabien. Auf einem Nebenschauplatz tummelt sich eine junge aufstrebende Journalistin, die dem Waffenhandel auf der Spur ist.

Saad und Nihal – wie alles begann

Die Kriminalkommissarin wiederum hat einen Tunichtgut-Bruder. Dem gewährt sie temporär Unterkunft in ihrer viel zu kleinen, hellhörigen Wohnung. Sein „Dank“: Er bringt eine „Partybitch“ nach der anderen mit, kifft die Bude voll und nervt seine Schwester durch unendliche Rücksichtslosigkeit und – am schlimmsten – Kleinkriminellentum. Während einer frühmorgendlichen Flucht aus der eigenen Wohnung begegnet Nihal am S-Bahnhof dem Nacht-Parkwächter Saad und seiner vierjährigen Tochter Leila, die von zwei Rechtsradikalen bedrängt werden.

Was Nihal nicht weiß: Saad ist vor der Drogenmafia aus Marseille geflohen und könnte sich gegen seine Angreifer wehren, Gewalt wäre kein Problem für ihn. Aber er versucht unterm Radar zu bleiben, weil er seinen Aufenthaltsstatus als angeblicher Flüchtling aus Syrien auf keinen Fall gefährden will. Stattdessen kommt Nihal den beiden zu Hilfe, wodurch die Beziehung der drei ihren Lauf nehmen kann.

Sie begegnen sich wieder, denn in Saads Parkhaus wird gemordet, es müssen Leichen verschwinden. Mehr wird hier aber nicht verraten.

Großstadt pur

Für Kim Koplins Thriller gibt es eine klare Leseempfehlung: Ideale Unterhaltungslektüre für diejenigen, die nichts gegen junge, schnodderige Großstadtsprache haben, die Spannung, Tempo sowie skurrile Charaktere ohne Schliff lieben und Klarheit durch knackige Sätze schätzen. Es macht Spaß, sich dank Kim Koplin an Schauplätzen wie dem Savignyplatz, dem Schwarzen Café oder dem Szenerestaurant „Borchardt“, Treffpunkt von Journalistinnen, Politikern, Promis, tummeln zu können und sich kein bisschen zu langweilen.

Kim Koplin ist übrigens ein Pseudonym für jemanden, der in Berlin, Frankreich und Italien lebt und schon mehrere erfolgreiche Bücher geschrieben hat – so die neugierig machende Auskunft des Suhrkamp Verlags.
 
Rosinenpicker © Goethe-Institut / Illustration: Tobias Schrank Kim Koplin: Die Guten und die Toten. Thriller
Berlin: Suhrkamp, 2023. 254 S.
ISBN: 978-3-518-47312-2
Diesen Titel finden Sie auch in unserer Onleihe

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