Library of Navigation
Das Meer ist so nah an einer anderen Welt, wie es für uns möglich ist.
Anne Stevenson, „North Sea off Carnoustie” (1977)
Es ist schwer vorstellbar, was Navigation für Ihre Vorfahren bedeutete. Das liegt unter anderem daran, dass heute mehr als die Hälfte aller Menschen einen Computer mit sich tragen, der millionenfach leistungsfähiger ist als derjenige, der die ersten Menschen zum Mond schickte. Mit einem Smartphone kann jede Person auch ohne Navigationskenntnisse überall auf der Welt ihren Weg finden, wo es Empfang gibt. Dies war zu keinem anderen Zeitpunkt in der Geschichte denkbar. Im Gegenteil war die Überquerung eines Gebirges, einer Wüste oder einer großen Wassermasse kein Projekt von einem Jahr oder einem ganzen Leben, sondern von Generationen – manchmal sogar von Dutzenden von Generationen.
Wie vollbrachten die frühen Menschen solch außergewöhnliche Wanderungen? Die ersten Menschen aus dem Westen, die nach Polynesien kamen, verstanden kaum, wie ein Volk ohne Landkarten, Kompasse, Schrift oder Metallwerkzeuge ein Gebiet besiedeln konnte, das sich über 40 Millionen Quadratkilometer blauen Ozeans erstreckt. Sie stellten verschiedenste Theorien auf, begriffen jedoch nicht, dass die Errungenschaften der Polynesier nicht auf Zufall oder Glück beruhten, sondern auf ihrer Fähigkeit, Wissen über Navigation und Überleben mithilfe einer hochentwickelten und komplexen Erzähltradition – mit Gedichten, Liedern, Gesängen, Tänzen und mehr – aufzubewahren und weiterzugeben. Dank der Wissenschaftler, Volkskundler und Polynesier, die ihre traditionellen Geschichten bewahrt haben, lebt dieses Wissenssystem weiter.
Betreten Sie die Bibliothek der Navigation und hören Sie ein hawaiianisches Morgengebet mit Gesang; segeln Sie in einem Auslegerkanu und erfahren Sie den Unterschied zwischen den Tieren in Ihrem Boot und denjenigen, die Ihnen den Weg weisen könnten.