Teil II: Wohnen, Kritik, Konstellationen, Gesetzgebung, Zusammenleben

António Guerreiro, der sein Studium in Moderne Sprachen und Literaturen (Portugiesisch/Französisch) an der Faculdade de Letras der Universität Lissabon abgeschlossen hat, arbeitete als Kulturjournalist und Literaturkritiker für die Zeitung Expresso. Derzeit ist er Kolumnist bei der Zeitung Público. Er ist Mitbegründer des kulturellen Magazins Electra, das von der Fundação EDP veröffentlicht wird, und fungiert dort als Herausgeber. Guerreiro ist zudem Gastdozent an der Faculdade de Belas-Artes der Universität Lissabon und hat zahlreiche Beiträge im Bereich Essay und Kritik in Zeitschriften, Katalogen und Sammelpublikationen über Kunst, Literatur und Kulturkritik geleistet. Zu seinen veröffentlichten Büchern gehören: O Acento Agudo do Presente (2000), O Demónio das Imagens. Sobre Aby Warburg (2018) und Zonas de Baixa Pressão (2021).

Justo Custo ist eine Zeitschrift, die aus dem Wunsch entstanden ist, die Herausforderungen, Wünsche, Bedürfnisse und Erfahrungen im Wohnungssektor in Portugal zu verstehen und zu erfassen. Dabei wird auch untersucht, was diese Aspekte als kollektive Wünsche und subtile Hinweise auf mögliche Zukünfte repräsentieren. Die Zeitschrift bietet eine neugierige und handwerkliche Herangehensweise und schafft einen Raum für Forschung, Reflexion und gemeinsames Vorstellungsvermögen, der um die Worte derjenigen herum gebaut ist, die alternative Wohnkonzepte erdenken und erproben. Jede thematische Ausgabe bildet eine willkürliche Landschaft, die iterativ erstellt wird: wahre und fiktive Geschichten, Gespräche, Fotografien, Daten und sogar Klänge werden zusammengeführt. Durch diese Vielzahl an Perspektiven thematisiert Justo Custo Fragen der Gerechtigkeit, der Ressourcenteilung und der Raumnutzung (justo) sowie die Auswirkungen der Kommerzialisierung (custo).

Hannah Strothmann ist Architektin, Stadthistorikerin, Forscherin und freiberufliche Autorin. In ihrer Forschungsarbeit widmet sie sich den sozialen Implikationen von Architektur und Vorstellungen des Entwerfens, umkämpften Stadträumen und urbanen Wasserlandschaften. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Sonderforschungsbereich Intervenierende Künste an der Universität der Künste Berlin, wo sie promoviert und als Lehrbeauftragte tätig ist. Darüber hinaus arbeitet Hannah als Architekturjournalistin u.a. für Baunetz und Bauwelt. Zuvor war sie kuratorische Forscherin am Canadian Centre for Architecture in Montréal. Hier wirkte sie an der Entwicklung einer Dokumentarfilm-Trilogie mit und war Teil des Kurator*innenteams der Ausstellung A Section of Now: Social Norms and Rituals as Sites for Architectural Intervention.

Helena Roseta, geboren 1947, ist eine Architektin mit umfassender Erfahrung in den Bereichen Wohnungsbau, Stadtplanung, kommunale Verwaltung, Nachhaltigkeit, Geschlechtergleichstellung und Bürgerschaft. Sie hat mit renommierten Fachleuten wie Nuno Portas, Nuno Teotónio Pereira, Formosinho Sanchez und Luís Jorge Bruno Soares zusammengearbeitet.
Roseta war eine Abgeordnete in der verfassungsgebenden Versammlung und spielte eine wesentliche Rolle bei der Verankerung des Rechts auf Wohnen. Sie war mehrfach Abgeordnete und übte von 1983 bis 1985 das Amt der Präsidentin der Stadtverwaltung von Cascais aus sowie von 2002 bis 2007 das der Präsidentin der Architektenkammer. Zudem war sie von 1976 bis 1978 und von 2009 bis 2013 Stadträtin für Wohnungsbau in Lissabon. Im Jahr 2011 initiierte sie das international ausgezeichnete städtische Programm BIP-ZIP. Roseta leitete von 2013 bis 2019 die Stadtversammlung von Lissabon, war Gastrednerin auf nationalen und internationalen Kongressen und Konferenzen und unterrichtete an der Universidade Lusófona. Sie veröffentlichte die Agenda Municipal do Ambiente (1995) und Os dois lados do espelho (2001), schrieb das Vorwort zur Neuausgabe von Arquitectura Popular em Portugal (2004) und veröffentlicht regelmäßig in den Medien.
Im Parlament setzte sie sich für die Verabschiedung des ersten Wohnungsgrundsatzgesetzes (2019) ein. Auf ihrer Website helenaroseta.pt verfolgte sie bis 2019 die Gesetzgebung zum Thema Wohnen. Während der Pandemie koordinierte sie das Programm Bairros Saudáveis (2020–2023), das darauf abzielte, benachteiligte Gemeinschaften zur Verbesserung ihrer Wohn- und Gesundheitsbedingungen zu stärken. Im Jahr 2024 gründete sie die Website ocontador.pt, ein Bürgerportal mit Schwerpunkt auf Wohnungsfragen.

An Archaeology of Utopia (repräsentiert von João Paupério und Maria Rebelo) ist eine digitale Plattform, die dokumentarische, künstlerische und essayistische Aufzeichnungen von 75 Vierteln aggregiert, die während der Phase des revolutionären Wandels durch den Serviço de Apoio Ambulatório Local (SAAL) gebaut wurden. Diese Viertel entstanden aus dem intensiven und kollektiven Engagement eines Volkes, das ein fundamentales Recht einforderte: ein würdiges Zuhause, ein würdiges Viertel und eine würdige Stadt für alle. Das Ziel der Plattform besteht nicht darin, eine nostalgische Rückkehr zu historischen Umständen zu fördern, die längst vergangen sind. Vielmehr soll sie Bedingungen schaffen, um die Viertel in der Gegenwart zu betrachten und die Entwicklungen zu verstehen, die diese Gemeinschaften über fast fünf Jahrzehnte Demokratie hinweg durchlebt haben. Die Plattform zielt darauf ab, in verschiedenen Formaten die Schichten zu dokumentieren, die diese urbanen Fragmente bilden, sowie die Art und Weise, wie diese typologischen Erfahrungen die Struktur ihres städtischen Kontextes und das Leben ihrer Bewohner beeinflusst haben – ihr Gefühl der Zugehörigkeit und die vielfältigen Ausdrucksformen ihrer Gemeinschaft. Im Kern möchte die Plattform ein imaginäres Spektrum an Möglichkeiten erweitern, wie Raum produziert werden kann, um eine Stadt zu gestalten, und dies der breiten Öffentlichkeit zugänglich machen.

María García Ruiz ist eine Architektin und Forscherin, die die physische und symbolische Produktion von Territorien durch die Verknüpfung von hybriden Erzählungen zwischen Bild, Schrift und Handlung untersucht. Sie hat einen Abschluss in Architektur, einen Master in Kunst- und Designforschung und promoviert derzeit in Philosophie an der Universitat Autónoma de Barcelona, wo sie zu architectures of moving bodies forscht.
Sie ist Autorin des Künstlerbuchs Muros de viento, sarcófagos cristalinos (Editorial Concreta, 2024). Zusammen mit Moisés Puente kuratierte sie die Ausstellung The City in Dispute: Collective Experiments in Social Housing in Southern Europe 1949-1976 (La Virreina, Barcelona, 2023). In Zusammenarbeit mit Pedro G. Romero kuratierte sie die Ausstellung Machines for Living: Flamenco and Architecture in the Occupation and Vacating of Spaces (CentroCentro, Madrid, 2017 und La Virreina, Barcelona, 2018). Außerdem ist sie Co-Autorin des Buches Máquinas de vivir (Puente Editores, 2020), das bei der XII Ibero-Amerikanischen Biennale für Architektur und Urbanismus (2022) ausgezeichnet wurde.

Océane Ragoucy (1983, Paris) ist Architektin (ENSAPLV), Kuratorin und Professorin an der École d'Architecture de Paris-Malaquais. Sie lebt und arbeitet in Paris und Athen. Neben ihrem Architekturstudium hat sie auch in Film, Kunst und digitalen Medien (Paris I Panthéon-Sorbonne) studiert und am experimentellen Kunst- und Politikprogramm SPEAP von Bruno Latour (Sciences Po) teilgenommen. Ihr strategisches und engagiertes Werk umfasst Architektur, Kunst und Ökologie und untersucht insbesondere die Produktionsweisen der Architektur, Randgebiete, die Hinterbühne der Stadt sowie die narrative Dimension ökologischer Fragen. Dies geschieht in Form von Studien, Artikeln, Interviews, Büchern, Ausstellungen, kulturellen Programmen und Vorträgen. Als assoziierte Redakteurin des täglichen Online-Ideenmagazins AOC leitet sie Dissertationen an der ENSCI-Les Ateliers und ist in zahlreichen Jurys tätig. Zu ihren Projekten zählen unter anderem die Co-Kuratierung der Ausstellung La Beauté d'une ville im Pavillon de l'Arsenal, bei der sie 30 gefilmte Interviews mit Persönlichkeiten zu ästhetischen Kontroversen und ökologischer Transition in Paris führte (2021). Sie war Preisträgerin des FAIRE Forschungsprojekt-Inkubators (2022), Kuratorin der Ausstellung Un musée dans la ville für die Journées nationales de l'architecture im Mucem in Marseille (2023), Gewinnerin des 20 young women architects Preises der Zeitschrift AMC (2023), Stipendiatin der europäischen Plattform LINA (2023-2024) und Kuratorin des Vortragszyklus D'autres reliefs an der ENSA Paris-Malaquais (2022-2024).

Teresa Novais absolvierte 1991 ihr Studium an der Fakultät für Architektur der Universität Porto. Im selben Jahr gründete sie zusammen mit Jorge Carvalho das Atelier aNC arquitectos. Ihre Arbeiten wurden mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet, darunter die Ehrennennung beim João de Almada Preis (2019), der Preis der IX Ibero-Amerikanischen Biennale für Architektur und Urbanismus (2014) und die Nominierung für den European Union Prize for Contemporary Architecture Mies van der Rohe Award (2011). Das Atelier aNC wurde eingeladen, seine Arbeiten auf Konferenzen in Portugal und im Ausland vorzustellen, und ihre Projekte wurden in zahlreichen Fachpublikationen veröffentlicht. Teresa Novais unterrichtet regelmäßig Entwurfsfächer und nimmt an kritischen Projektbewertungen an verschiedenen Architekturhochschulen in Portugal und Europa teil. Sie war Präsidentin des Direktoriums der OASRN (2008–2010) und verantwortlich für den Bereich Kultur der OASRN (2005–2007). Derzeit ist sie Delegierte im Rat der Delegierten der Architektenkammer. Gemeinsam mit Luís Tavares Pereira kuratiert sie das Programm Mais do que Casas, eine Initiative der Fakultät für Architektur der Universität Porto zur Feier des 50. Jahrestages des 25. April 1974. Sie war auch Co-Kuratorin mit Margarida Quintã des OPEN HOUSE PORTO 2024 unter dem Thema: 50 Anos a Construir a Liberdade.

Luís Tavares Pereira (Lissabon, 1966; M.Arch Princeton, 1996) ist Architekt, Mitgründer des Ateliers [A] Ainda Arquitectura (Porto, 1998) und freiberuflicher Architekturkritiker. Er ist Mitglied des Europäischen Kulturparlaments und war in der Direktion der OASRN (2005-2010) tätig. Er war Kurator von Ausstellungen und Architekturveranstaltungen bei der Biennale von Venedig, im Museu de Serralves, der Triennale für Architektur von Lissabon, der Architektenkammer, im Programm Allgarve sowie der Kulturhauptstadt Porto 2001. Als Gastdozent war er an der Accademia di Architettura di Mendrisio in der Schweiz (2019-2020) tätig. Gemeinsam mit Teresa Novais ist er Kurator des Programms Mais do que Casas (FAUP, 2023-2025), das die Architektur-, Landschaftsarchitektur- und Kunsthochschulen in Portugal vereint. Dieses Programm bietet eine kritische und konstruktive Reflexion über die zeitgenössischen Herausforderungen im Bereich Wohnraum und öffentlicher Raum und fördert den interkulturellen Austausch sowie die globale Bürgerschaft zur Feier des 50. Jahrestages des 25. April 1974.