Eine zeitgenössische Oper nach Beethoven
Fidelio bist Du!
©Cristina Matei/Goethe-Institut
„Wer du auch seist, ich will dich retten“
(Leonore, 2. Akt „Fidelio“)
Ludwig van Beethoven gehört zu jenen Komponisten der Klassik, die weltweit am häufigsten gespielt werden. 2020 feiern wir seinen 250. Geburtstag. Beethoven hat nur eine einzige Oper - „Fidelio“ - komponiert.Diese spiegelt die Turbulenzen der nachrevolutionären Zeit wider und geht dennoch weit über die Politik ihrer Zeit hinaus. "Fidelio" basiert auf Beethovens tiefer existenzieller Reflexion: Was macht einen Menschen zum Menschen? und der Erkenntnis "Wer du auch seist, ich will dich retten!“, eine universelle Botschaft, die nie an Relevanz verloren hat. Der Mensch wird zum Menschen, wenn er andere Menschen rettet, auch wenn sie ihm nicht direkt verbunden sind.
Die Oper als Kunstform spricht alle Sinne an - emotional und intellektuell. Ziel unseres Projekts war es, Libretti und Werke hervorzubringen, die sich auf die Botschaft Beethovens einziger Oper, Fidelio, beziehen, um sie zu übersetzen und in die Gegenwart zu bringen. Auf diese Weise lässt sich Fidelio mit der Gedankenwelt und den Leidenschaften der jungen Generation in Rumänien verbinden. Die Idee des Projekts ist zweifach lehrreich: indem die Idee der Oper als gesellschaftlich relevante zeitgenössische Kunstform geschärft wird, sollen Komponisten und Schriftsteller neue Horizonte erschließen und das Ergebnis einem jungen Publikum (12+) präsentieren und sie somit mit einer Kunstform bekannt machen, zu der junge Menschen nicht immer eine Verbindung haben.
Beethoven stellt in seiner einzigen Oper „Fidelio“ mit einer äußerst problematischen Entstehungs- und Aufführungsgeschichte, stilistisch zwischen Singspiel, großer Oper und Oratorium mäandernd, die große Frage der Menschheit: Was definiert, was gebietet Humanität?
In der Folge der Französischen Revolution formuliert Beethovens Musik einen weit größeren Anspruch als die zugrunde liegende Libretto-Vorlage. Der Kampf einer Frau um die Befreiung ihres inhaftierten Mannes erweitert sich bei Beethoven zum idealistischen Appell: Freiheit ist nur zu gewinnen durch heroisches Handeln. Gottes Licht strahlt auf die, die in diesem Kampf alles riskieren.
Fidelio/Leonore riskiert alles. Sie dient sich, verkleidet als Mann, dem Gefängniswärter Rocco an. So erschleicht sie sich Vertrauen. Sie missbraucht die Gefühle von Roccos Tochter Marzelline. Sie spielt ein gefährliches Spiel: Als zukünftiger Bräutigam von Marzelline gewährt ihr Rocco Zugang zu dem geheimen Kerker, in dem sie ihren Mann vermutet. Leonore erkennt den Gefangenen jedoch nicht, und sie wächst über sich hinaus: Mitleid mit der gefangenen Kreatur gebietet ihr, das eigene Leben zu riskieren, sei es ihr Mann oder nicht. (Robert Lehmeier)
Mit diesem großen Thema stellen Cathy Milliken gemeinsam mit Robert Lehmeier die Basis für fünf Kurzopern für Kindern und Jugendlichen dar.
Themen wie Loyalität, Verrat aber auch Flucht und Heimatlosigkeit (Verlust des Zugehörigkeitsgefühl) sollen in den Szenen wichtige Rollen spielen.
Jede Szene verfolgt eine eigene Perspektive des Themas und stellt verschiedene Ergebnisse dar.
Das Libretto und daher auch die Beziehung der Dramaturgie von den Szenen zu einander werden in Workshops mit jungen Schreibern zusammen mit dem deutschen Opernregisseur Robert Lehmeier entwickelt.
Das Projekt bietet vielseitige Möglichkeiten an, junge Künstler*innen zu fördern als auch junge Zuhörer*innen mitten in den Arbeitsprozess zu integrieren, als auch sie für Neue Musik, neue Opernformen informieren und begeistern zu lassen.
Die Komposition von fünf jungen Komponist*innen zu fünf Libretti, die zu einer tatsächlichen Opernaufführung führt, ist eine spannende Herausforderung für junge Künstler*innen.
Angesichts des wachsenden Nationalismus einerseits und der globalen Herausforderungen andererseits ist es die vornehmste Aufgabe der Kunst, einen freien Gedankenaustausch und gegenseitige Unterstützung zu ermöglichen. Deutschland ist ein Land mit mehr als 60 staatlich geförderten Opernhäusern mit voller Spielzeit. Das ist Grund genug sagen zu können, dass Deutschland somit über umfangreiche Erfahrungen in allen Bereichen der Opernkunst verfügt. Beethoven hat ein Erbe hinterlassen, das uns heute mehr denn je herausfordert. Das Hauptziel unseres Projektes ist es, dieses Erbe dem jungen Publikum, das unsere Zukunft prägen wird, mitzuteilen, es zu übersetzen, umzuschreiben und neu auszurichten.
Aufgrund von Corona-Restriktionen bezüglich physischer Aufführungen mit Publikum in Opern- und Theaterhäusern, wurde aus dem ursprünglichen Live-Projekt eine gefilmte Aufführung.
Organisatoren: Goethe-Institut București, Universitatea Națională de Muzică București, Centrul de Informare Muzicală din România – CIMRO
Partner: Centrul de Teatru Educațional Replika
Mitgefördert durch Administraţia Fondului Cultural Naţional.
Team:
Projektleitung: Catherine Milliken
Mentoring Libretti Workshop: Robert Lehmeier
Mentoring Komposition Workshop: Catherine Milliken, Dan Dediu, Diana Rotaru
Projektkoordination: Oana Lapadatu
Regisseur: Robert Lehmeier
Bühnenbild: Adrian Damian
Dirigentin: Simona Strungaru
Soprane: Mihaela Maxim, Elena Dediu
Mezzosopran: Antonela Bârnat
Bariton: Cătălin Petrescu
Bassbariton: Iustinian Zetea
Instrumentalisten: Ensemble Sonomania
Libretti: Mihaela Michailov, Bianca Trifan, Madalina Stoica, Sabina Bălan, Ruxandra Simion
Werke von: Andrei Petrache, Bogdan Pintilie, Sorin Marinescu, Vlad Ginta, Alexandru Mihalcea
Trailer zum Projekt Fidelio bist Du!