Das „Bukarester Katholisches Sonntagsblatt“ (1913–1942)
1913 wurde die Zeitschrift „Bukarester Katholisches Sonntagsblatt“ vom Erzbischof Raymund Netzhammer gegründet. Die Zeitschrift war programmatisch als Instrument der „Belehrung, Erbauung und Verkündigung“ für ein intensives katholisches Gemeinschaftsleben gedacht und war somit ein Instrument der Seelsorge. Die Persönlichkeit, die das „Bukarester Katholisches Sonntagsblatt“ maßgeblich durch seine Themenauswahl prägte, war ihr Chefredakteur Domherr Karl Auner (Wien, 1865 - Bukarest, 1932).
Zweck der Zeitschrift war es, den geistigen Interessen der Pfarreien zu dienen, wie Erzbischof Netzhammer am 10. Februar 1913 in seinem Tagebuch festhielt. Auf der ersten der vier Seiten stand das Sonntagsevangelium und dessen Auslegung, auf der zweiten Seite die Vita eines Heiligen. Nachrichten aus der katholischen Welt und aus der Erzdiözese Bukarest sollten die Seiten 3 und 4 einnehmen. Das Magazin sollte die Gläubigen nach der Sonntagsmesse begleiten und geistliche Inhalte sowie Informationen über das gesellschaftliche Leben der Katholiken vermitteln.
Nach der religiösen Zugehörigkeit gab es 1912 in Rumänien 157.538 Katholiken (2,2 Prozent der gesamten Bevölkerung, jedoch 4,3 Prozent der Stadtbevölkerung), davon 65.572 mit fremder Staatsbürgerschaft, meistens österreich-ungarische Staatsangehörigkeit. 22 Prozent der Stadtbevölkerung gehörte damals einer religiösen Minderheit an und aus 7.234.920 Bewohner des rumänischen Altreichs (Alt-Rumänien) wohnten 1.330.133 (18%) in den Städten.
Nach dem Kriegseintritt Rumäniens gegen die Mittelmächte im August 1916 wurde die Zeitschrift vorläufig eingestellt. Zwischen März 1918 und November 1918 erschien sie kurzfristig noch ein Mal, und wurde erst nach erneuter Unterbrechung ab April 1924 wieder regelmäßig aufgelegt. In der Zwischenkriegszeit veröffentlichte das Sonntagsblatt mehrere Artikel über die Geistesströmungen um den gesellschaftlich und politisch tief verwurzelten deutschen Katholizismus. Es wurde für die Hervorhebung der kulturellen Seite des kirchlichen Apostolats plädiert, sowie für die Übernahme der Prinzipien der katholischen Soziallehre („Katholizismus und Staat“ vom 28. August 1927).
Auch die Situation der deutschen Minderheit in Rumänien und vor allem der Diasporagemeinde in der Diözese Bukarest wurde angedeutet. Mit großem Geschick gelang es dem verantwortlichen Redakteur, den kirchlichen Standpunkt wiederzugeben ohne nationalistische Positionen einzunehmen. Stattdessen bezeichnete er den Nationalismus als den Feind Nummer Eins der kirchlichen Lehre.
Bis zum 20. September 1931 erschien die Zeitschrift weiterhin in der bestehenden Struktur unter der Redaktion von Domherr Auner. Danach wurde sie von der Diözese Temeswar aus bis 1942 unter dem Namen „St. Antoniusblatt“ verwaltet und in eine andere, ebenfalls deutschsprachige katholische Zeitschrift mit dem Namen „Sonntagsblatt“ als Beilage inkorporiert. Diese katholischen Zeitschriften sollten alle deutschen Katholiken Rumäniens ansprechen. Beide wurden 1942 von der staatlichen Zensur aufgelöst.
Quellen:
Daniel Banner: Entwicklung und Wirkung einer konfessionellen Kultur in Altrumänien. Das "Bukarester Katholische Sonntagsblatt" als Wissens- und Kommunikationsraum. In: Deutsch-Rumänische Hefte 24 (2021), H. 2, S. 10–12.
Daniel Banner: Presa parohială: Bukarester Katholisches Sonntagsblatt (1913–1942). In: Dănuţ Doboş / Eugen Bortos (Hgg.): Parohia catedralei Sfântul Iosif din Bucureşti, Centrul Biserica şi Istoria. Bucureşti 2005, S. 173–185.
Dieser Text entstand im Rahmen des Hospitationsprogramms des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Bukarest.
Autor: Daniel Banner