Das Deutsche Goethe-Kolleg – eine deutsche Schule im Zentrum von Bukarest
Das Deutsche Goethe-Kolleg, als Schule der deutschen Minderheit, setzt die 250 Jahre alte Tradition des evangelischen Schulwesens in Bukarest fort.
Die evangelische Schule wurde 1948 verstaatlicht und entwich dadurch der Obhut der lutherischen Gemeinde. 1956 erfolgte die vollständige Einbindung in das rumänische Schulsystem unter dem Namen „Schule Nr. 21“ (später „Lyzeum Nr. 21“). Als das Schulgebäude neben der evangelischen Kirche 1958 abgerissen wurde, erfolgte erst der Umzug in die General Berthelot Straße und 1973 in die Calea Dorobanți. Mehrfach wechselte die Schule ihre Ausrichtung: Anfangs noch ein „real-humanistisches“ Lyzeum, wurde sie zu einem „Lyzeum für Mathematik und Physik“ und schließlich 1982 zu einem „Industriellen Lyzeum“ (eine Art Realschule). 1990 erhielt sie den Namen „Theoretisches Lyzeum Hermann Oberth“. Der damalige Namensgeber, Hermann Oberth, geboren in Hermannstadt, hatte mit seiner Forschungsarbeit einen Grundstein im Bereich der Luft- und Raumfahrttechnik gelegt. Seit 2001 trägt „die deutsche Schule“ den Namen „Deutsches Goethe-Kolleg“. Die frühere Abstufung war dadurch bedingt, dass sowohl ein Großteil der deutschstämmigen Lehrer als auch die überwiegende Mehrheit der deutschstämmigen Bevölkerung Rumänien verlassen hatten. So fiel es dem totalitären politischen System vor 1989 leicht, eine als Eliteschule anerkannte Einrichtung abzustufen, zumal Industrielyzeen im Trend waren.
Das Deutsche Goethe-Kolleg ist die staatliche Schule der deutschen Minderheit in Bukarest; sie untersteht dem rumänischen Bildungsministerium und ist im PASCH-Netzwerk (Schulen: Partner der Zukunft) der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen aufgenommen worden. Im Volksmund galt die Schule immer, auch zwischen 1948 und 1990, als „die deutsche Schule Bukarest“, weil Deutsch stets Unterrichtssprache war. Die sprachliche Eignung der künftigen Schülerinnen und Schüler wird seit den 1990ern durch einen Sprachtest bzw. ein Gespräch festgestellt, bei dem die angehenden Schüler ausreichende Deutschkenntnisse unter Beweis stellen sollen, um dem Unterricht folgen und somit problemlos eingeschult werden zu können.
Mit Ausnahme der Landessprache Rumänisch und den Fremdsprachen werden in der Grundschule sämtliche Fächer auf Deutsch unterrichtet. Auch ab der 5. Klasse wird grundsätzlich auf Deutsch unterrichtet. Aufgrund des Lehrermangels, bedingt durch die Auswanderung nach 1989 und die Attraktivität der Privatwirtschaft gegenüber dem Schulsystem, kann allerdings nur eine deutschsprachige Lehrkraft pro Fach garantiert werden. Unterstützend werden Fächer daher auch auf Rumänisch unterrichtet.
Das Deutsche Goethe-Kolleg bietet den Achtklässlern die Möglichkeit, ihre Ausbildung entweder in einer regulären deutschsprachigen Klasse fortzuführen oder in den zwei Klassen der Spezialabteilung das doppelt deutsch-rumänischen Abitur anzustreben. Zur Wahl stehen unterschiedliche Schwerpunkte: Im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich, in den Geisteswissenschaften und Fremdsprachen. Die erste deutsche Spezialabteilung, die nach 1990 an der Bukarester Schule eingerichtet wurde, richtete sich nach Stundentafeln und Lehrplänen, die aufgrund des Schulabkommens zwischen Rumänien und der Bundesrepublik Deutschland vereinbart und bewilligt sind. Das erfolgt bis heute immer noch so.
Am Ende der 12. Klasse erlangen die Schülerinnen und Schüler das rumänische Kompetenzzertifikat für die deutsche Sprache sowie bei Erfüllen der Voraussetzungen das Sprachdiplom Stufe II der Kultusministerkonferenz (KMK). Die Absolventen der Spezialabteilung können neben dem rumänischen Bakkalaureat – Diplom außerdem das „Zeugnis der Allgemeinen deutschen Hochschulreife” der Kultusministerkonferenz erlangen. Abitur und Kompetenzzertifikat qualifizieren grundsätzlich beide für die Aufnahme eines deutschsprachigen Studiums in Rumänien, Deutschland oder Österreich. Unterschiede gibt es bei der Einstufung: Der Erwerb des deutschen Sprachdiploms Stufe II mit guten Ergebnissen qualifiziert zur Hochschulbewerbung als Bildungsausländer, das ”Zeugnis der Allgemeinen deutschen Hochschulreife” sogar als Bildungsinländer.
Quellen:
Hoffmann, Herbert / Ilinca, Rodica, (Hgg.), 250 Jahre Deutsche Schule in Bukarest, Bukarest 2002
Autor: Christiane Gertrud COSMATU, Unterstaatssekretaerin a.D. im Departement fuer Interethnische Beziehungen