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In Kiew wurde die Ausstellung
„Die Grenze“ eröffnet
Am 20. Juni wurde die Ausstellung „Die Grenze“, ein Projekt des Goethe-Instituts, in Kiew im Ausstellungsraum Plivka eröffnet. Kuratiert wird die Ausstellung von Inke Arns und Thibaut de Ruyter aus Deutschland, die TeilnehmerInnen – junge Künstler aus 12 Ländern der Region Osteuropa und Zentralasien.
Das erste, was man als Besucher sieht, sind einfache Holzboxen mit Kunstwerken: Jede Arbeit bespielt den Raum auf eigene Art und Weise. Die visuelle Gestaltung der Ausstellung war eine logistische Herausforderung – „Die Grenze“ war schon in Russland, nach Kiew fährt sie in weitere Länder, aus denen die TeilnehmerInnen kommen.
Der Entstehungsprozess von „Die Grenze“ war lang – die Kuratoren besuchten zunächst zahlreiche Städte in den Ländern Osteuropas und Zentralasiens. All diesen Ländern gemeinsam ist ihre sowjetische Vergangenheit, doch diese offensichtliche Interpretation des Themas wollten die Kuratoren vermeiden. Stattdessen konzentrierten sich Inke Arns und Thibaut de Ruyter auf die imaginäre Grenze zwischen Asien und Europa und auf die Frage, wie verschiedene Länder sie interpretieren und zum Bestandteil ihrer Identität machen. Die KünstlerInnen erforschen Grenzen in den ihren verschiedensten Aspekten – von politischen Grenzen bis hin zur Frage, ob ein spontaner Besuch bei einer fremden Hochzeit ohne Einladung akzeptabel ist.
Ein weiterer Fokus des Projekts ist die Zukunft von Gesellschaft, Persönlichkeit und die Grenzen, die von ihnen erschaffen werden. Die Kuratoren arbeiteten von Anfang an bewusst mit jungen Künstlern, einige von ihnen nehmen zum ersten Mal an so einem großen Projekt teil. Teil der Ausstellung ist aber auch eine hervorragende Arbeit des Künstlers Hamlet Hovsepian, die 1976 entstanden ist. Zu sehen ist eine Figur, die einen Felsen umrundet – die Betrachtung versetzt den Zuschauer in eine Art Trance und bringt ihn dazu, über Grenzen im Alltag nachzudenken.
Zu den zwei populärsten Werken der Ausstellung in Kiew zählen die Arbeiten der Künstlerin Alina Kopytsa (Ukraine) und des Künstlers Viron Erol Vert (Deutschland). Die erste Arbeit erforscht das Thema des Eindringens des Staates in das Private. Da Alina auf Aufforderung der Schweizer Botschaft ihren persönlichen Briefverkehr mit ihrem Schweizer Freund offen legen musste, druckte die Künstlerin die schriftliche Kommunikation der gesamten fünf Jahre auf Stoffe aus und nähte daraus ein Hochzeitskleid, das sie dann tatsächlich bei ihrer Hochzeit trug. Viron bedruckt in seinem Projekt Kopftücher mit grellen Prints in Form von Frisuren, um die traditionelle, orientalische Kopfbedeckung zu erhalten, sie aber zugleich mit zeitgenössischer, europäischer Mode zu paaren. Die Kopftücher bedruckte er auf einer Stoffrolle, so dass die Besucher aufgefordert waren, selbst Grenzen mithilfe der Schere zu ziehen.
Die Ausstellung „Die Grenze“ ist bis zum 25. Juni für Besucher geöffnet. Außer der Ausstellung findet im Rahmen des Projekts auch ein diskursives Programm statt mit Film- und Theateraufführungen sowie Diskussionen zum Thema „Grenze“.