Franziska Schenk

Franziska Schenk
© Franziska Schenk

Unsere Kollegin Franziska Schenk von der Zentrale des Goethe-Instituts in München, Abteilung Musik, war in Kigali, um der Tour von Freak de l'afrique zu folgen, sich einen Workshop für DJ's anzusehen, der von Freak de l'Afrique gehalten wurde und um die Musikszene in Ruanda kennenzulernen.
 

Welches Aufgabenfeld betreust du im Goethe Institut in München?

Der Fachbereich Musik in der Münchner Zentrale agiert als Berater und Impulsgeber für die Goethe-Institute im Ausland und die Deutschen Botschaften. Die Programme entstehen durch das Zusammenspiel der Goethe-Institute im Ausland mit örtlichen Partnern wie Festivals, Konzerthäusern oder Clubs – unterstützt durch die Expertise & im Dialog mit dem Fachbereich. Ziel ist es, die vielfältige Musikszene in Deutschland zu vermitteln und einen intensiven Austausch der Musiker*innen aus dem In- und Ausland zu ermöglichen.
Aktuelle Trends der deutschen Musikszene stellen wir in zwei monatlichen Podcasts vor  - dem Popcast und dem Klassikcast – ich betreue ersteren, welchen wir in Kooperation mit dem Zündfunk produzieren. Zudem ist es meine Aufgabe Musiker*innen zu unseren Förderformaten zu beraten und interne Fortbildungsangebote im Bereich Musik zu organisieren. Mein Aufgabenfeld wird durch die Planung von Tourneen in Subsahara-Afrika abgerundet, die ich in Zusammenspiel mit den Instituten vor Ort, die diese in Auftrag geben, organisiere.
 

Du verbringst beruflich ziemlich viel Zeit mit Musik. Wie hältst du dich über neue Entwicklungen auf dem Laufenden?

Um die neuesten Entwicklungen und Musiker*innen auf dem Schirm zu haben nutze ich verschiedene Kanäle. Zum einen gehört dazu die tägliche Lektüre des Feuilletons der großen Tageszeitungen (Süddeutsche Zeitung, FAZ). Dann gibt es ein großes Angebot von Fachzeitschriften in den verschiedenen Musikgenres. Für den Popbereich bieten sich z.B. das Missy Magazine oder die Groove an. Zum anderen höre ich Podcasts oder auch bestimmte Radiosendungen, wie z.B. Sweet Spot oder Zündfunk. Und fehlen darf natürlich auch nicht der ein oder andere Konzertbesuch – München hat ein vielfältiges Kulturprogramm, aus dem man schöpfen kann.
 

Du hast eine mehrwöchige Hospitation an einem Goethe Institut im Ausland verbracht. Was ist das Interessante an einer Hospitation und warum hast du dich für Ostafrika entschieden?

Mitarbeiter*innen der Zentrale verbleiben – im Gegensatz zu den Kolleg*innen in der Rotation – in der Regel in München. In meiner Arbeit stehe ich zwar täglich in Kontakt & im Austausch mit den Kolleg*innen im Ausland und bekomme einen Einblick in die unterschiedlichsten Kulturszenen, erlebe die durchgeführten Programme und Maßnahmen aber nicht vor Ort. Die Hospitation an einem Goethe-Institut im Ausland ermöglicht genau dies: lokale Strukturen, Partner und Szenen und die damit verbundenen Herausforderungen und Chancen kennenzulernen. Es war eine immense Bereicherung, einen Einblick in die tägliche Institutsarbeit zu erhalten, sich mit Kolleg*innen auszutauschen und die Wirkung von Kultur- und Sprachkursprogrammen hautnah zu erleben. Danke an das gesamte Team vom Goethe-Institut Kigali!
Man geht mit einem anderen & geschärfteren Blick zurück zu seiner Arbeit in die Zentrale und hat ein besseres Verständnis für bestimmte Vorgänge und Arbeitsweisen im Ausland.
 
Ruanda hat mich sehr gereizt, da ihm der Ruf vorauseilt, Vorreiter im Bereich Umwelt, Sicherheit und Korruptionsbekämpfung auf dem afrikanischen Kontinent zu sein. Kigali gilt auch als Motor für Start-Ups und den Bereich der Kultur- und Kreativwirtschaft. Diese aktuellen Entwicklungen gepaart mit den geschichtlichen Querverbindungen von Kolonialismus und Genozid haben in mir großes Interesses geweckt und u.a. dazu geführt, dass ich mich für das Goethe-Institut Kigali entschieden habe. Zudem ist das Goethe-Institut in Kigali – im Vergleich weltweit – ein kleineres Institut und mich interessierte wie man mit einer geringeren Personal- und Finanzstärke agiert.
 

Wie wirkte das Tour Leben von Freak de l’Afrique auf dich?


Freak de l’Afrique hat mich durch ihr Engagement und ihre positiven Vibes sehr beeindruckt. Kigali war bereits die vierte und vorletzte Station der Ostafrika-Tournee und Freak de l’Afrique war voller Energie und ging im Workshop begeistert in den Austausch mit lokalen DJs. Wer Sex, Drugs & Rock’n Roll erwartete, wurde enttäuscht, dafür aber mit etwas Schönerem beschenkt – einem Trio, welches sich auf die Menschen und die Szene vor Ort einließ und den Kosmos afrikanischer Beats zum Strahlen brachte.
 

Wie konntest du die Musik Szene in Ruanda kennenlernen?

Welche Entdeckungen haben dich hier besonders beeindruckt? 
Das Team des Goethe-Instituts Kigali hat mich vielen verschiedenen Akteuren der Musikszene vorgestellt. Den Auftakt bildete der Workshop & das Konzert von Freak de l’Afrique im Mamba. Beim Workshop versammelten sich einige DJ’s und ich konnte erste Einblicke in die lokale DJ-Szene erhalten.
Das Regionalprojekt „Urbane Musikrebellen“ erforscht das Zusammenspiel von zeitgenössischen/elektronischen und traditionellen Sounds und bringt Musiker*innen aus Ruanda, Uganda und Tansania in Workshops beim Ongala Music Festival im August in Tansania zusammen. Ich konnte die Musiker*innen, die Ruanda vertreten werden, kennen lernen: Eric Soul, bekannt als AFROGROOV, und Angell Mutoni präsentieren die zeitgenössische Musik, Deo Munyakazi wird als Inanga-Spieler die traditionelle Komponente beisteuern.
Darüber hinaus konnte ich mich mit Angell Mutoni und Mucyo über die Rolle von Frauen im Musikbusiness in Ruanda austauschen.
 
Besonders beeindruckt hat mich die Rwanda School for Arts and Music im Distrikt Muhanga, die als einzige Musikschule des Landes professionelle Musiker*innen ausbildet. Die jungen Männer und Frauen haben uns mit einem spontanen Privatkonzert bedacht und einige traditionelle Stücke für Inanga und Gesang zum Besten gegeben – das war ein toller Moment! Man spürt, dass die Studenten für die Musik brennen und ich erhoffe mir, dass die Schule weitere Unterstützung erhält, um in die Musikbildung und die Zukunft der jungen Generation investieren zu können.