Peter Michalík, BRaK festival (Bratislavaer Bücherfestival)
Welches Erlebnis bei einer unserer Veranstaltungen hat in Ihnen lange nachgehallt?
Lange Zeit war ich regelrecht gebannt vom Konzert eines deutsch-tschechischen Mammut-Multimediaprojekts, der Kafka Band, die dank des Goethe-Instituts bei unserem Festival auftreten konnte. Die Band mit den beiden bekannten Frontmännern – dem Illustrator Jaromír 99 und dem Schriftsteller Jaroslav Rudiš – hat das literarische Vermächtnis von Franz Kafka in ein starkes Erlebnis übersetzt, bei dem alle Sinne angesprochen werden. Äußerst bereichernd finde ich auch Veranstaltungen zu markanten Gestalten der deutschsprachigen Kultur wie etwa Walter Benjamin, Stefan Zweig oder W. G. Sebald.
Henrieta Moravčíková, Architekturhistorikerin
An welche Kooperation mit dem Goethe-Institut erinnern sie sich am liebsten zurück?
Am besten in Erinnerung geblieben ist mir die Zusammenarbeit mit dem ersten Direktor des Goethe-Instituts Peter Hubrich. 1994 habe ich zusammen mit ihm und Imre Vaška von der Hochschule für Bildende Kunst in Bratislava (VŠVU) die Veranstaltung Berlin/Bratislava: gestörte Stadt vorbereitet. Dank der Autorität des Goethe-Instituts ist es damals gelungen, mit die größten Stars der damaligen Architekturszene wie Daniel Libeskind oder Michael Sorkin nach Bratislava zu holen. Und nicht nur das – die slowakischen Architekten, Architekturhistoriker und -theoretiker bekamen die Gelegenheit, sich mit ihnen im Rahmen eines öffentlichen Symposiums über ihre Ansichten auszutauschen.
Dáša Čiripová, Theaterwissenschaftlerin
An welche Kooperation mit dem Goethe-Institut erinnern sie sich am liebsten zurück?
Ein Jahr habe ich am Goethe-Institut gearbeitet. Die Erinnerung, die ich mitgenommen habe und die mir immer wieder bewusst wird, ist verbunden mit meinem professionellen Reifen, mit Arbeitseffektivität und der Möglichkeit von Offenheit bei einer Kulturinstitution. Die Arbeit im Institut war für mich auch auf persönlicher Ebene wichtig. Auf ein Mal fand ich mich in einem Umfeld ohne Vorurteile und kleinliche Streitigkeiten wieder. Mir ist klar geworden, wie progressiv die Zusammenarbeit zwischen der Kunst- und oftmals auch Independent-Szene und einer Kulturinstitution funktionieren kann.
Michal Stolárik, Veranstalter
Welches Erlebnis bei einer unserer Veranstaltungen hat in Ihnen lange nachgehallt?
Erheblichen Nachhall hatte die Zusammenarbeit mit der Galerie Kunsthalle Bratislava beim Ausstellungsprojekt Angst vor dem Unbekannten, das unmittelbar auf die nach wie vor andauernde Flüchtlingskrise reagierte. Ein mutiger, aber dafür sehr positiver Schritt – und ich glaube, auch mit Blick auf die Zukunft – war die Unterstützung der Feier zum 25. Geburtstag des legendären Berliner Klubs Tresor, der im Rahmen einer „Tournee“ den Bratislavaer Subclub für eine Nacht sozusagen okkupierte. Nicht zuletzt sei auch das Projekt Goethe_FM erwähnt, das auf fesselnde Weise den Reichtum der gegenwärtigen deutschen Musikszene präsentierte.
Zuzana Števulová, Direktorin der Liga für Menschenrechte
An welche Kooperation mit dem Goethe-Institut erinnern sie sich am liebsten zurück?
Es ist sehr schwer, das Kooperationsprojekt auszuwählen, an das ich mich am liebsten zurückerinnere, denn immer, wenn ich mit dem Goethe-Institut zusammengearbeitet habe, war das außergewöhnlich. Alle, die das Institut ausgemacht haben oder ausmachen, waren immer bemüht, uns maximal entgegenzukommen, und sind von sich aus aktiv geworden, uns diverse Möglichkeiten vorzuschlagen. Zum Beispiel haben sie uns angeboten, dass unsere Klienten, also Geflüchtete, in der Bibliothek das Internet nutzen oder an einem Deutschkurs teilnehmen können. Das ist auf den ersten Blick nichts Großes, aber für einige unserer Klienten kann das viel verändern. Auch die Kulturveranstaltungen, insbesondere die, anlässlich derer man syrische Künstler in die Slowakei eingeladen hatte, waren wundervoll und inspirierend.
Braňo Kŕč, Veranstalter und DJ
An welche Kooperation mit dem Goethe-Institut erinnern sie sich am liebsten zurück?
Die größte Freude hat mir eindeutig die Zusammenarbeit bei der Veranstaltung 25 Jahre Tresor am 3. Dezember 2016 im Subclub gemacht. Das Ganze war ein ausgesprochener Erfolg, es sind mehrere DJs aufgetreten, die mit diesem legendären Berliner Klub und seinem Label verbunden waren: Regis aus Großbritannien, Pacou aus Deutschland oder die Fixsterne der slowakischen Szene Toky & Loktibrada. Die grandiose Atmosphäre eines rappelvollen Klubs wurde von Menschen aus ganz Europa kreiert, und noch Wochen nach der Veranstaltung war ihr Nachhall präsent.
Zuzana Duchová, Kulturmanagerin
An welche Kooperation mit dem Goethe-Institut erinnern sie sich am liebsten zurück?
Für unser Büro Creative Europe Desk war es immer eine Freude, in den Räumen des Goethe-Instituts Informationsseminare und andere Veranstaltungen zu organisieren. Sehr anregend und interessant war das Projekt Überlebensstrategien: Wie Independent-Kultur in Syrien und in der Slowakei funktioniert. Ziel war das Identifizieren von Herausforderungen und die Suche nach effektiven kulturellen Praktiken in Zeiten politischen und sozialen Wandels. Seine Erfahrungen brachte auch der Exekutivdirektor der Produktionsplattform Ettijahat ein. Die Veranstaltung war durch ihr interessantes und breites Spektrum an Sichtweisen außergewöhnlich, aber auch gutes Essen hat nicht gefehlt.
Petra Fornayová, Direktorin des Festivals Nu Dance Fest
Welches Erlebnis bei einer unserer Veranstaltungen hat in Ihnen lange nachgehallt?
Außer den Tanzproduktionen, die im Rahmen unseres NDF aufgeführt wurden, ist mir der Auftritt von Mazen Kerbaj, einem in Berlin wirkenden libanesischen Künstler, im Gedächtnis geblieben. Er präsentierte sich im Rahmen des GI-Projekts BeirutBratislava, bei dem das Schaffen und die Ansichten von Künstlern im Mittelpunkt standen, die aus Regionen stammen bzw. dauerhaft dort agieren, die von den kriegerischen Konflikten im Nahen Osten betroffen sind. Mazen Kerbaj ist vor allem als Comic-Autor bekannt, der offen die Hintergründe der politischen Situation kritisiert, und seine Ansichten sind auf keinen Fall „politisch korrekt“. Das Goethe-Institut hat mit diesem Projekt einen Raum geboten, in dem sich nicht nur „heimische“ Künstler präsentieren konnten, und es hat de facto die Frage aufgeworfen, was kulturelle Heimat bedeutet und wer diese Frage auf verschiedene Weise wie definiert.
Barbara Zavarská, Stadtaktivistin
An welche Kooperation mit dem Goethe-Institut erinnern sie sich am liebsten zurück?
Mit dem Goethe-Institut hatte unsere Bürgerinitiative Punkt lauter angenehme Kooperationen. Die intensivsten fanden im Zusammenhang mit der Stadtkonferenz WhatCity? und bei der Veranstaltung Guter Markt statt. Am liebsten denke ich an unsere Zusammenarbeit beim ersten Nachbarschaftspicknick in der Panenská (Jungferngasse) in der Bratislavaer Altstadt zurück – in der ja auch das Goethe-Institut seinen Sitz hat. Wir haben das Ganze im Juni 2016 im Garten der Evangelischen Kirche organisiert. Das GI hat dabei sein neues Projekt Bibliothek der Dinge vorgestellt. Großartige Sachen, die man nicht kaufen muss, weil man sie ausleihen kann. An jenem Tag war es sehr heiß und wir hatten Befürchtungen, ob überhaupt irgendwelche Nachbarn erscheinen würden. Es kamen dann ein paar Dutzend, viele Kinder und auch Bewohner des Seniorenheims. Dank der Bibliothek der Dinge hatten wir ein Programm wie auf einer echten Gartenparty, die Eismaschine stand nie still, und die Kinder rannten herum und probierten diverse Spiele aus, vom Verstecken unter einem Fallschirm bis zum Schießen auf fliegende Blechenten. Es war wirklich ein gelungenes Picknick und der Beginn einer neuen nachbarschaftlichen Tradition.
Omar Mirza, Kunstkritiker
An welche Kooperation mit dem Goethe-Institut erinnern sie sich am liebsten zurück?
Die Veranstaltung, an die ich am liebsten zurückdenke und die am längsten in mir nachhallte, war das Projekt Beirut/Bratislava im November 2016. Drei Goethe-Institute aus Nordafrika und dem Nahen Osten beteiligten sich auf Grundlage einer Einladung von Goethe-Instituten aus Mittel- und Osteuropa am Erstellen gemeinsamer Kulturprogramme. Ein perfekter Einfall, wie man unseren Mitbürgern das hierzulande leider unbekannte, dabei aber sehr vielfältige und reiche kulturelle Schaffen aus diesen arabischen Ländern nahebringen kann und damit vielleicht auch einige Vorurteile ins Wanken bringt. Die Städte wurden ausgelost, und per Zufall wurden so für einen ganzen Monat Beirut und Bratislava miteinander verknüpft, zwei Städte, die mir sehr nahe sind. Ich bin froh, dass das Goethe-Institut mir ermöglicht hat, mich am Projekt zu beteiligen. Dank dessen hatte ich Gelegenheit, interessante Menschen kennenzulernen, neue Kooperationen anzuknüpfen und intensiv an das ehemalige „Paris des Ostens“ zurückzudenken …
Joachim Bleicker, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland
Welches Erlebnis bei einer unserer Veranstaltungen hat in Ihnen lange nachgehallt?
Tief beeindruckt war ich von den Deutschkenntnissen der Teilnehmer beim Schülerwettbewerb Jugend debattiert international, den das Goethe-Institut mitorganisiert. Ich hatte die Gelegenheit, mich mit den Finalisten aus dem letzten Jahr zu unterhalten. Ihre Deutschkenntnisse waren phänomenal und gleichzeitig hatten sie eine klare Vorstellung vom aktuellen gesellschaftlichen und politischen Geschehen. Sie waren in der Lage, ihre Ansichten mit großer Überzeugungskraft zu präsentieren. Manchmal wünsche ich mir, dass das Goethe-Institut ein wirklich großes Konzert oder eine große Theateraufführung ausrichtet – aber das würde wohl das Budget allzu stark belasten. Außerdem ist das auch gar nicht nötig, da solche Veranstaltungen ja sowieso auf kommerzieller Basis organisiert werden. Durch die Zusammenarbeit mit Akteuren vor Ort hat das Goethe-Institut allerdings auch auf diesem Gebiet vieles erreicht. In Kooperation mit dem Theaterfestival Divadelná Nitra wird beispielsweise deutsches Theater in die Slowakei geholt.
Andrej Zmeček, Übersetzer, Dramaturg
An welche Kooperation mit dem Goethe-Institut erinnern sie sich am liebsten zurück?
An eine Serie von Hörspielen, die wir in der ersten Hälfte der 1990er zusammen mit dem WDR – in Anknüpfung an ein sehr gut besuchtes Kreativseminar – für den Slowakischen Rundfunk realisiert haben. Direktor des Goethe-Instituts war damals Peter Hubrich, und ich denke, dass dieses Projekt eines seiner liebsten war. Die meisten ausgewählten Texte habe ich selbst übersetzt und schließlich gemeinsam mit einem Produktionsteam auch aufgenommen. Das gelungenste Stück war letzten Endes Hans Magnus Enzensbergers Böhmen am Meer.
Patrik Habán, Student
An welche Kooperation mit dem Goethe-Institut erinnern sie sich am liebsten zurück?
Zweifellos die besten Erinnerungen habe ich an die Veranstaltung Guter Markt 2017, auf der ich die Bibliothek der Dinge des Goethe-Instituts präsentiert habe. Es hat mir echt Spaß gemacht, diese großartige Idee den übrigen Besuchern nahezubringen, die an meinem Stand vorbeikamen. Ich leihe mir selbst von Zeit zu Zeit etwas davon aus, was diese einzige Bibliothek ihrer Art in der Slowakei zu bieten hat, und ich freue mich jedes Mal, wenn ich statt eines Buchs eine GoPro-Kamera oder eine VR-Brille mit nach Hause nehme.
Marta Šimečková, Mitteleuropäisches Forum
Welches Erlebnis bei einer unserer Veranstaltungen hat in Ihnen lange nachgehallt?
Mir ist der Abend im Gedächtnis geblieben, an dem vor Jahren auf Einladung des Goethe-Instituts Ingo Schulze zum ersten Mal in Bratislava war. Ich stieg die Treppe in der Panenská hinauf und suchte den Raum, in dem die Lesung für das überschaubare Publikum, das sich mit deutscher Literatur auskannte, stattfinden sollte. Zu meinem Erstaunen standen Menschen im Flur und schauten durch eine offene Tür, durch die sich niemand mehr hindurchquetschen konnte. Hinter dieser Tür las Ingo Schlulze, unser ost-westlicher Zeitgenosse, und sprach über Veränderung und die Erfahrungen seiner Generation, die wir im Unterschied zu ihm erst noch vor uns hatten. Ich erinnere mich auch an den Magier Peter Sloterdijk im überfüllten Vortragssaal der Universitätsbibliothek, wie er dem Publikum erklärte, dass gerade auch Bratislava heute das Zentrum der Globalisierung sei, wie es einst Hafenstädte gewesen waren, von denen aus sich die Schiffe auf den Weg über den Ozean machten – und das Publikum war vollkommen gebannt. Und da ist noch eine weitere Erinnerung, dermaßen außergewöhnlich, dass sie sich allem anderen entzieht. Eine Autorin mit strengem schwarzem Pony und strengem Make-up, dazu ein paar wenige Menschen auf den gelben Plüschsitzen des Palais Zichy, denn damals hatte wahrhaftig noch kaum jemand von irgendeiner Herta Müller gehört. Mit monotoner Stimme las sie ihre Erzählung über ein gespenstisches traditionelles Dorf der deutschen Minderheit in Rumänien. Der Text war unbarmherzig und ähnelte nichts, was ich je gehört hätte, es gab vor den Worten kein Entkommen. Ich betreute die Autorin damals als Dolmetscherin. Sie lächelte das Publikum kein einziges Mal an, aber das war nicht unangenehm, im Gegenteil. Eine freundliche Ernsthaftigkeit. So sieht’s aus, alle Erinnerungen. Das große Goethe-Institut hat Bratislava unauffällig durch die Verwerfungen des Übergangs begleitet und die Art und Weise kultiviert, wie man sie am besten durchsteht.
Faisal Kamali, Student
Welches Erlebnis bei einer unserer Veranstaltungen hat in Ihnen lange nachgehallt?
Gerne denke ich an den Begrüßungsabend zurück, den das Goethe-Institut für Menschen auf der Flucht organisiert hat, die in Bratislava und Umgebung leben. Das war eine schöne Geste, es herrschte eine gute, freundliche Atmosphäre. Mir hat auch die feierliche Eröffnung des Projekts Beirut/Bratislava gut gefallen. Es wurde über den Nahen Osten, über Migration, Exil und Asyl diskutiert, über die Situation in Deutschland und in der Slowakei gesprochen. Danach gab es gute Musik. Ich weiß es sehr zu schätzen, dass ich ein Stipendium für einen Deutschkurs bekommen habe und bedanke mich dafür und überhaupt für alles, was ich bei Ihnen über Deutschland und über meine neue Heimat, die Slowakei, erfahren habe.
Adela Banášová, Moderatorin
Dank des Goethe-Instituts bleibt die deutsche Sprache auch weiterhin attraktiv. Es zeigt sich, wie wichtig Deutsch ist in unserem kulturellen und geographischen Kontext. Bei der Zusammenarbeit mit der Firma Stengl und dem Goethe-Institut habe ich feststellen müssen, dass Deutsch noch wichtiger ist im beruflichen Leben, als wir dachten. Als Schirmherrin des Projekts Jugend debattiert international war ich Zeuge dessen, wie Studenten und Studentinnen starke Argumente im fließenden Deutsch formulieren können. Als Moderatorin des Europäischen Tags der Sprachen habe ich festgestellt, dass auch die breite Öffentlichkeit sich für Fremdsprachen interessiert und dass auch Deutsch attraktiv ist. Ich halte dem Goethe-Institut die Daumen, damit es die Lust und Fähigkeit, andere zu verstehen, und unsere Horizonte zu erweitern, in uns auch weiterin pflegt.